Wolfenbüttel. Da in den nächsten Tagen witterungsbedingt das Betreten der Eisflächen noch gefährlicher werden soll ist eine Information um so wichtiger. Eine Gruppe der Ortsfeuerwehr Wolfenbüttel übte das Szenario nochmals und erklärt, wann Eisflächen gefährlich sind.
Für die Einsatzkräfte der Feuerwehr besteht die Gefahr, bei der Rettung von Personen und Sachwerten selbst in das Eis einzubrechen. Aus diesem Grund muss bei der Eis- und Wasserrettung bei den verschiedenen Rettungsmethoden besonders umsichtig vorgegangen werden.
Erst ab vier Zentimetern trägt das Eis
Die Feuerwehr übte den Ernstfall auf dem Eis. Foto: FFW WF
Liegen die Temperaturen 14 Tage lang (auch tagsüber) deutlich unter 0 Grad, wächst das Eis pro Tag um etwa einen Zentimeter. Daraus ergeben sichRichtwerte für die Tragfähigkeit von Eisflächen. Ist die Eisdicke mehr als vier Zentimeter dick, kann sie eine Person tragen, ab acht Zentimetern mehrere Personen, ab 12 Zentimeter Schlittenfahrzeuge und ab 18 Zentimetern Autos und ab 23 Zentimetern Fahrzeuge um die vier Tonnen.
Die Eisdicke und die Eisfestigkeit sind abhängig von verschiedenen Gewässern: Stehende Gewässer (Teiche) frieren sehr schnell zu. Flüsse (Oker)) frieren nicht so schnell zu. Hier bilden sind unter Umständen Bruchkanten und offene Wasserflächen. An den Bruchkanten muss immer mit losen Eisschollen und/oder darunter liegenden Hohlräumen gerechnet werden. Außerdem gibt es in fließenden Gewässern unterschiedliche Strömungsverhältnisse, die die Eisdicke unterschiedlich wachsen lassen.
Personenrettung aus dem Eis
Das Prinzip der Eisrettung besteht darin, das Gewicht des Helfers und des Eingebrochenen auf eine möglichst große Eisfläche zu verteilen. Technische Rettungsmöglichkeiten bei der Feuerwehr mittels Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF), Schlauchboot (Vorsicht bei scharfen Eiskanten), Tragbare Leitern (Steck-, Haken-, Klappleiter), Rettungsset, (Rettungsweste), Feuerwehrleinen und Einreisshaken. Die Drehleiter wird zur Unterstützung der manuellen Rettungeingesetzt.
Wenn eine Person ins Eis eingebrochen ist, sollte ander Einsatzstelle keine Hektik verbreitet werden, rät die Feuerwehr. Man sollte jedoch schnell handeln, da Personen, die ins Eis eingebrochen sind, sehr schnell auskühlen und die Kraftreserven schnell erschöpft sind. Ins Eis eingebrochene Menschen können beim Anblick von Rettungsmannschaften in Euphorie verfallen, ihren Überlebenskampf abbrechen und untergehen, daher unbedingt die verunfallte Person ruhig ansprechen und Verhaltensregeln entsprechend der Situation zurufen. Die eingebrochene Person soll sich, wenn möglich, in Bauch- oder Rückenlage auf die feste Eisschicht ziehen und die Rettung durch Feuerwehrkräfte abwarten. Die Person sollte sich durch Losbrechen des Eisrandes ans Ufer vorarbeiten, aber nur, wenn sie sich nicht weiter als 10 bis 20 Meter vom Ufer entfernt ist. Beim Einbruch in die geschlossene Eisdecke soll die verunglückte Person nicht unter das Eis tauchen, da das Wiederfinden des Eisloches aufgrund der völlig veränderten Lichtverhältnisse unter Wasser kaum möglich ist. Die Arme und Beine eng an den Körper anlegen, damit die Körperoberfläche verringert wird und somit die Auskühlung minimiert wird. Außerdem den Gürtel oder sonstige Abschlüsse der Kleidung nachziehen, um die Wasserzirkulation zu reduzieren.
Erscheinen die Rettungskräfte an der Einsatzstelle, muß zuerst dafür gesorgt werden, daß die verunfallte Person an der Wasseroberfläche gesichert wird und nicht untergehen kann. Dafür sind am besten geeignet: Zuwerfen eines Rettungsringes, oder einer aufgeblasenen Rettungsweste, Steckleiterteile oder die Klappleiter, Bretter und Holzstämme, Transportpaletten, Einreißhaken, Stangen oder ähnliches. Rettungsgeräte der eingebrochenen Person vom Ufer aus zuschieben oder zuwerfen.
Hat die Person den Gegenstand erfaßt und noch genügend Kraft, kann die Rettungsmannschaft sie vorsichtig ans Ufer ziehen. Zusätzlich einen Retter bereithalten. Wenn möglich, ein langes Rettungsmittel so über die Einbruchstelle schieben, daß sich die Person festhalten kann. Ist die Person ins Eis eingebrochen und unter die Eisdecke geraten, so ist unbedingt die Feuerwehrtauchergruppe zu alarmieren. Befindet sich die Eingebrochene Person vom Ufer weiter entfernt, dann müssen sich die Einsatzkräfte zur Einbruchstelle vorarbeiten: Eine Möglichkeit besteht darin, dass der Retter sich mit zwei Leitern vorwärts bewegt. Auf der ersten Leiter liegend vorwärts robben (keinesfalls stehend). Die zweite Leiter nachziehen, umsteigen und die erste Leiter wieder weiterziehen usw., bis der Verletzte erreicht ist. Wenn die Person aus dem Wasser gerettet ist, sofort für warme Unterbringung der verunfallten Personen und der Retter sorgen. Warme Getränke und Decken bereitstellen und feuchte Bekleidung entfernen.
Gefahren für die Einsatzkräfte
Aus Sicherheitsgründen dürfen sich auf dem Eis nur soviel Einsatzkräfte befinden, wie für den Einsatz erforderlich sind. Daher sollte maximal ein Feuerwehrkamerad pro verunfallter Person das Eis betreten. Jeder Feuerwehrkamerad, der sich auf dem Eis befindet, wird mit der dynamischen Leine aus dem Gerätesack der Absturzsicherung von einem zweiten Kollegen gesichert. Jeder Feuerwehrkamerad, der das Eis betritt, muß eine Rettungsweste tragen. Vom Ufer aus werden ebenfalls alle erforderlichen Rettungsgeräte mit einer Feuerwehrleine gesichert.
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