Cramme. Für die Bürger der Ortschaft Cramme begann der Tag wie jeder andere. Plötzlich war ein lauter Knall und Geschrei zu hören. Die besorgten Anwohner der Fischteiche verständigten die Feuerwehr.
Die Ortsfeuerwehr Cramme wird alarmiert sie macht sich auf den Weg zum Einsatzort und erkundete die Lage und fand folgende Situation vor: Aufgrund eines Fahrzeugdefektes musste mit einer Transport-Ameise die Ladung eines LKW umgeladen werden. Während diesen Arbeiten kam es zu einem folgeschweren Zwischenfall.
Diverse Gefahrgüter traten aus und der Fahrer des Fahrzeugs wurde schwer verletzt. Auch ein Fahrradfahrer, sowie ein Fußgänger zogen sich Verletzungen zu. Nach dem Eintreffen der Ortsfeuerwehr Cramme, musste der Einsatzleiter während seiner Erkundung feststellen, dass es sich um keinen gewöhnlichen LKW handelt. Der LKW war mit Gefahrgut beladen. Sofort wurden weitere Fachzüge und Fachgruppen an die Einsatzstelle geordert.
Gefährliche Fracht
Die Wehr Cramme leitete deshalb umgehend die Erstmaßnahmen der GAMS-Regel ein – Gefahr erkennen, Absperren, Menschenrettung einleiten, Spezialkräfte anfordern. Nun galt es die verletzen Person aus dem Gefahrenbereich zu retten, diese Arbeiten mussten unter Atemschutz erfolgen. Recht zügig konnten die Personen aus dem gefährdeten Bereich gebracht werden. Die Gefahrgut Fachgruppen SchlOd (Schladen und Oderwald) und Till (Schöppenstedt und Asse), der Fachzug DekonMess, die Örtliche Einsatzleitung (ÖEL) Schladen-Werla, sowie der Gerätewagen Gefahrgut des Landkreises, besetzt durch die Ortsfeuerwehr Wolfenbüttel, machten sich auf den Weg zur Einsatzstelle.
Zügig mussten Einsatzabschnitte und Einsatz-Unter-Abschnitte gebildet werden, um einen klaren Einsatzablauf sicherzustellen. Die Aufgabentrennung durch die Einsatzleiter Brandschutz, Schadensstelle und Schadensausbreitung sichert klare Kompetenzen und Aufgabenbereiche. Aufbau und Größe des „inneren Absperrbereiches, sind abhängig von den austretenden Gefahren, sowie Windrichtung und Windstärke. In der anschließenden „Arbeitszone“ werden zeitnah die Stationen Mat.-Übergabe, Dekontamination P/G (Person/Gerät) und Brandschutz aufgebaut.
Die Einsatzkräfte erkundeten die Lage und sicherten die Gefahrenstelle ab. Foto:
Die vorgehenden Trupps begeben sich unter CSA-Vollschutz nach Erhalt ihres Einsatzbefehls über die Mat.-Übergabestelle zur Schadenaustrittstelle. Zeitgleich stellen Messtrupps des FZ-DekonMess von dem EA-Schadenausbreitung durch Luftmessungen sicher, dass die Absperrbereiche richtig gewählt sind. Bodenproben aus den betroffenen Bereichen mussten gezogen werden. Auch aus den umliegenden Fischteichen mussten Gewässerproben entnommen werden, um eine eventuelle Verunreinigung durch Schadstoff nachzuweisen. Der Einsatzauftrag des ersten vorgehenden CSA-Trupp hieß mittels Erkundungs-Checkliste die vorhandenen Gefahrgüter zu erfassen, davon ausgetretenes Gefahrgut zu sichten und die davon ausgehenden Gefahren zu übermitteln.
Weiterhin galt es eine Ausbreitung der ausgelaufenen Gefahrgüter in die Umwelt zu unterbinden. Alle vorhandenen festen, flüssigen und gasförmigen Gefahrgüter konnten durch die Erkundung erfasst werden. Darunter waren Benzin, Natriumhydroxid, Aceton, Tetrafluorethan, Chlorgranulat, Kohlenwasserstoff-Gas und Propan/Butan Gas. Alle vorhandenen CSA-Trupps mussten eingesetzt werden, um den Gefahrgut (GG)-Einsatz abzuarbeiten.
Begleitet und kritisch beobachtet wurde der GG-Einsatz durch den Leiter der Kreisgefahrgutausbildung Hans-Otto Steckhahn und seinem Kreisgefahrgutausbilder-Team. Auch die anwesenden Gemeindebrandmeister Alexander Steek (Oderwald) und Hans-Friedrich Thiemann (Elm Asse) konnten sich ein Bild über den aufwendigen Ablauf des GG-Einsatzes machen, an dem knapp 70 GG-Einsatzkräfte mit 20 Feuerwehrfahrzeugen beteiligt waren.
Reine Übung
Wie sich später heraus stellte, handelte es sich nicht um einen Ernstfall, sondern um eine GG-Einsatzübung des Landkreises, die durch Hans-Otto Steckhahn ausgearbeitet wurde. Nach Erreichen des Übungszieles konnte ein Schnitt gesetzt und es folgte der Rückbau der Einsatzstelle. Alle beteiligten Kräfte sammelten sich am Feuerwehrhaus der Ortsfeuerwehr Cramme zum Verpflegungsempfang und anschließender Erläuterung des Übungsablaufes.
Die abschließende Auswertung und Beurteilung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt mit den Führungskräften. Alle Beteiligten waren sich einig, solche Übungen sind in der Ausarbeitung und Ausführung sehr aufwendig, aufgrund des großen Platzbedarfes und der hohen Anzahl von Fahrzeugen und Einsatzkräften. Aber sie sind unverzichtbar, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen und das Zusammenspiel von GG-Fachgruppen und Fachzügen zu üben. Die Funktion der GG-Fachgruppen und Fachzügen ist von hoher Bedeutung und sichert den reibungslosen Ablauf eines GG-Einsatzes.
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