Gemeinsam gegen den Schmerz: Klinikum mit neuem Therapieangebot


Dr. Léonie Kerper und Dr. Nils Beiser, Foto: Klinikum Wolfenbüttel | Foto: Privat



Wolfenbüttel. Etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland haben nach Angaben der Patientenorganisation Deutsche Schmerzliga e. V. immer wiederkehrende oder chronische Schmerzen – das ist immerhin ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung. Auf den Landkreis Wolfenbüttel heruntergebrochen dürften rund 10.000 Bewohner betroffen sein, so das Klinikum Wolfenbüttel. Bei 1.000 bis 2.000 Menschen seien die chronischen Schmerzen dabei vermutlich so stark ausgeprägt, dass ihr Leben dadurch stark beeinträchtigt ist. Das Städtische Klinikum (Klinik für Anästhesie, operative Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin) hat diese Problematik erkannt und bietet ab Januar ein komplett neues Angebot in der Schmerztherapie an.

Gemeinsam mit Psychologin Dr. Léonie Kerper und Schmerztherapeut Dr. Nils Beiser wurde eine zwölf Tage dauernde stationäre „Stoßtherapie“ erarbeitet. Die gibt es „nicht von der Stange“, sondern individuell auf den Schmerzpatienten (und seine Bedürfnisse) zugeschnitten, so das Klinikum Wolfenbüttel in einer Pressemitteilung. Auch die hauseigene Physiotherapie, unter der Leitung von Panagiotis Orfanos, ist mit im Boot und bildet einen Baustein des Behandlungsangebots. Die multimodale Schmerztherapie sei die modernste, wissenschaftlich fundierte Therapieform zur Behandlung von chronischen Schmerzzuständen, berichtet das Klinikum. „Im Grunde wollen wir den Patienten jeden Tag ein volles Programm bieten“, betont Dr. Kerper. Dr. Tobias Jüttner, Chefarzt der Anästhesie aus dem Städtischen Klinikum Wolfenbüttel ergänzt: „Die wenigste Zeit werden sie im Bett ihres Zimmers verbringen.“ Daher ist die Bereitschaft zur aktiven Teilnahme auch eine der Grundvoraussetzungen, einen Platz für dieses neue Therapieangebot zu bekommen. Weitere Voraussetzungen sind gegebenenfalls eine über sechswöchige Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit, dass eine andere ambulante Schmerztherapie/eine Operation ohne Erfolg verlief und dass der Schmerz ein eigenständiges Krankheitsbild liefert.

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Chefarzt Dr. Tobias Jüttner, MBA, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, operative Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin. Foto Klinikum Wolfenbüttel Foto: Privat


"Eine Therapie für Körper, Geist und Verhalten"


Die Einweisung erfolge bei Erfüllung der Voraussetzungen über den niedergelassenen Arzt. „Wir wollen eine Therapie für Körper, Geist und Verhalten bieten und dem Patienten am Ende der Behandlung wieder ein selbstbestimmtes Handeln ermöglichen“, unterstreicht Dr. Kerper. Die Therapie soll helfen zum Beispiel Ängste vor bestimmten Bewegungen zu überwinden. Durch die Verknüpfung von ärztlicher Schmerztherapie, psychologischen und physiotherapeutischen Maßnahmen wird der Schmerzteufelskreis von allen Seiten angegangen. „Add-ons“ wie Akkupunktur oder Yoga können das Angebot ergänzen. Eine ambulante Weiterbehandlung in Verbindung mit dem niedergelassenen Arzt ist angestrebt.

Start ab Ende 2015


Für den Start werden sechs Betten im Klinikum reserviert. Interessierte Patienten können ab Ende 2015 von ihrem behandelnden Arzt unter der Rufnummer 05331 934-3601 gemeldet werden. Für das Vorgespräch erhalten Arzt und Patient dann einen Fragebogen. Nach der Auswertung im Klinikum erhält der Arzt dann Ab- oder Zusage. Nach einer eintägigen intensiven Voruntersuchung kann dann die Behandlung beginnen. „Gleich zu Beginn erarbeiten wir gemeinsam mit dem Patienten Ziele, die er mit der Multimodalen Schmerztherapie erreichen möchte. Dabei geht es darum, sich realistische Ziele zu setzen, die konkret und erreichbar sind. Und das bedeutet in manchen Fällen auch, den Schmerz zu akzeptieren, denn gänzlich ausschaltbar ist der Schmerz häufig nicht“, erklärt die Psychologin. „Aber wir können etwas gegen den Schmerz tun. Das verbessert die Lebensqualität unserer Patienten erheblich.“

Infoveranstaltung am 19. November


Am 19. November 2015 findet um 18.00 Uhr eine Informationsveranstaltung für interessierte Patienten im Konferenzzentrum des Städtischen Klinikums statt. Um eine formlose Anmeldung über das Sekretariat der Klinik für Anästhesie unter 05331 934-3601 wird gebeten. Zusätzliche Informationen zu der Veranstaltung können ebenfalls unter der genannten Telefonnummer erfragt werden.


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