Wolfenbüttel. Nach der mutmaßlichen gefährlichen Körperverletzung an einem Jugendfußballspieler in Wolfenbüttel beschäftigt der Vorfall nun auch die Landespolitik. Der Abgeordnete Stephan Bothe (AfD) forderte vom Niedersächsischen Ministerium für Inneres, Sport und Digitalisierung Antworten zu den Hintergründen und Konsequenzen zu dem konkreten Fall und zur allgemeinen Entwicklung in puncto Gewalt auf Niedersachsens Sportplätzen.
Der Vorfall ereignete sich am 20. August 2025 während eines Fußballspiels von Jugendmannschaften in Wolfenbüttel. Ein Spieler der Gastmannschaft wurde von einer Gruppe von fünf bis sieben Personen attackiert. Nach Angaben der Betroffenen wurde er ins Gesicht geschlagen und am Boden liegend getreten. Laut dem Trainer der Heimmannschaft wurde das Spiel gefilmt und die Täter seien auf dem Video eindeutig zu erkennen. Ihre Namen seien der Polizei bekannt, führte Bothe zu Beginn seiner Anfrage aus.
Vorfall nach Jugendspiel löst politische Anfrage aus
Bothe verwies außerdem in seiner Anfrage auf Medienberichte, nach denen es zunehmend auch bei Jugendspielen zu Gewaltausbrüchen komme. Häufig gingen die Aggressionen dabei nicht von den Spielern selbst, sondern von Betreuern oder Zuschauern aus. Zudem zitierte er eine Kriminologin der Universität Tübingen, die Zweifel an den vom Deutschen Fußball-Bund veröffentlichten Zahlen äußerte. Diese seien demnach nicht geeignet, das tatsächliche Ausmaß der Gewalt im Amateurfußball abzubilden, da es eine erhebliche Dunkelziffer gebe.
In seiner Anfrage wollte Bothe nun wissen, gegen wie viele Tatverdächtige ermittelt wird und wie der aktuelle Stand der Ermittlungen ist, welche Staatsangehörigkeiten die Beschuldigten haben, ob Vorstrafen vorliegen, ob es sich bei den Tatverdächtigen um aktive Fußballspieler handele und welche Konsequenzen gezogen wurden. Über den Fall in Wolfenbüttel hinaus wurden zudem statistische Daten zu Stadionverboten in Niedersachsen im Amateurfußball und zur Anzahl gewalttätiger Vorfälle seit 2023 erfragt. Abschließend forderte der Abgeordnete eine Bewertung der von einer Kriminologin geäußerten Dunkelziffer bei Gewalt im Amateurfußball und erkundigte sich nach einem Vergleich Niedersachsens mit anderen Bundesländern sowie möglichen zu übernehmenden Erfolgsmodellen.
Ein Beschuldigter identifiziert – Ermittlungen laufen
Aus der Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres, Sport und Digitalisierung geht hervor, dass die Polizei Wolfenbüttel ein Verfahren wegen gemeinschaftlich begangener gefährlicher Körperverletzung führt. Ein Beschuldigter sei bislang identifiziert worden, vier weitere Tatverdächtige würden im Fokus der laufenden Ermittlungen stehen. Der identifizierte Beschuldigte besitze die afghanische Staatsangehörigkeit, sei 2015 nach Deutschland eingereist und habe 2018 einen Schutzstatus erhalten, der ihm den Aufenthalt in Deutschland erlaubt, weil ihm in seinem Heimatland Gefahr drohen würde. Verurteilungen seien der Landesregierung nicht bekannt, weitere Angaben zu möglichen Auffälligkeiten könnten zum Schutz des Persönlichkeitsrechts nicht gemacht werden.
Zum Zeitpunkt der Tat seien der Beschuldigte und die weiteren Tatverdächtigen als Zuschauer anwesend gewesen. Gegen den Beschuldigten sei ein Betretungsverbot für die Anlage des betroffenen Vereins verhängt worden. Zudem habe der Verein beim Niedersächsischen Fußballverband eine dauerhafte Spielsperre angeregt.
Keine Daten über Gewalt im Amateur- und Jugendfußball
Wie die Landesregierung weiter mitteilte, würden keine statistischen Daten über Stadionverbote oder über die Zahl gewalttätiger Vorfälle im niedersächsischen Amateur- und Jugendfußball vorliegen. Eine entsprechende Erfassung finde nicht statt. Auch im Vergleich zu anderen Bundesländern gebe es derzeit keine Erkenntnisse oder erfolgreiche Modelle, die übernommen werden könnten. Das Innenministerium geht davon aus, dass es eine gewisse Dunkelziffer an Gewaltvorfällen im Amateur- und Jugendfußball gibt, der tatsächliche Umfang lasse sich jedoch nicht verlässlich bestimmen.

