“Grippe- und Erkältungszeit“ – Was tun?


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Das Wetter wird schlechter, die Nächte kälter und schon treiben schon die ersten Grippe- und Erkältungswellen ihr Unwesen in Schule, Kindergarten und am Arbeitsplatz. Doch was tun, wenn es einen erst einmal richtig erwischt hat? Wann unter die Bettdecke, wann ist ein Arztbesuch notwendig? Und wie kann man sich davor schützen, überhaupt erst krank zu werden? Darüber informiert Lungenexperte Dr. Peter Hanneman, Chefarzt der Pneumologie im AKH, Celle. Wir übernehmen zu diesem Thema ein Interview, dass unsere Kollegen von CelleHeute.de geführt haben:

CelleHeute.de: Herbst und Winter sind Erkältungszeit Nummer eins. Was kann man tun, um sich möglichst effizient gegen Grippe und Erkältung zu schützen?

[image=5e1764b8785549ede64ccb84]Dr. Peter Hannemann:
Erkältungen treten – wie der Name schon sagt – mit besondere Häufung in der kalten Jahreszeit auf. Verursacht sind sie im Allgemeinen durch Viren. Anders als bei der richtigen Grippe, die durch Grippeviren verursacht wird und gegen die man sich impfen lassen kann, verläuft eine Erkältung, die langläufig auch als grippaler Infekt bezeichnet wird, in der Regel relativ gutartig. Fieber ist selten, typischerweise leiden die Betroffenen unter Schnupfen, Halsschmerzen und Husten. Anders bei der Virusgrippe: Sie geht mit hohem Fieber, Kopfschmerzen und häufig schweren Allgemeinsymptomen einher und kann in selteneren Fällen auch zu schweren Komplikationen führen. Allerdings können auch banale Erkältungskrankheiten einen schlimmeren Verlauf annehmen: Durch die Erkältungsviren werden die Schleimhäute der Atemwege geschädigt, so dass die Abwehrkräfte gegen bakterielle Infektionen danieder liegen und sich an den Virusinfekt eine bakterielle Infektion mit Fieber, schlechtem Allgemeinbefinden und eitrigem Auswurf anschließen kann.
Gefeit gegen Erkältungskrankheiten oder die Virusgrippe ist niemand; bei bestimmten Risikopatienten wie alten Menschen oder Menschen mit Vorschäden an Herz, Lunge oder Nieren kann jedoch die echte Virusgrippe oder die bakterielle Zweit-Infektion zu schwerwiegenderen Komplikationen führen.

CelleHeute.de: Kaum einer, der in der kalten Jahreszeit nicht über Husten klagt. Wann ist ein Arztbesuch sinnvoll?

Dr. Peter Hannemann:
Ist der Husten besonders hartnäckig und dauert länger als 2 bis 3 Wochen, sollte sich der Betroffene ärztlich untersuchen lassen. Virale Atemwegsinfekte führen häufig zu einer Schädigung der Schleimhäute und lösen eine Überempfindlichkeit des Bronchialsystems aus. Diese Überempfindlichkeit des Bronchialsystems ist die Vorstufe zum Asthma bronchiale und führt dazu, dass der Husten nicht mehr aufhört und sogar mit Atembeschwerden und pfeifenden Lungengeräuschen einhergehen kann. Damit kein Asthma entsteht, sollte in diesem Falle frühzeitig mit inhalativem Cortison behandelt werden, um die Überempfindlichkeit der Bronchien rasch einzudämmen. Nicht zu vergessen ist auch, dass manchmal Husten als Ausdruck einer Erkältungskrankheit gedeutet wird, in Wahrheit jedoch ernsthafte Erkrankungen (wie beispielsweise ein Lungentumor) für den Husten verantwortlich sind. Besteht Husten länger als 6 Wochen, ist daher grundsätzlich eine Abklärung unter Einschluss einer Lungen-Röntgenaufnahme erforderlich.


CelleHeute.de: Gilt dies auch für Husten bei Kindern?

Dr. Peter Hannemann:
Husten bei Kindern, der nach einer Erkältungskrankheit nicht abklingt, ist immer verdächtig auf ein Asthma bronchiale. Die Asthma-Erkrankung beginnt bei vielen Patienten mit trockenem Husten ohne Atembeschwerden. Dieser so genannte „Asthmahusten“ muss anders behandelt werden als ein banaler Husten und kommt auch von sich aus im Allgemeinen nicht zur Ruhe. Irgendwann treten dann Atembeschwerden hinzu. Daher ist bei einem Husten, der sich nicht wieder rückbildet, auch bei Kindern eine ärztliche Abklärung notwendig.

CelleHeute.de: Hustensaft, inhalieren: Was hilft wirklich um die Beschwerden zu lindern?

Dr. Peter Hannemann:
Unser Immunsystem wird bei einem viralen Infekt mit den Krankheitserregern normalerweise ganz alleine fertig. Hustensaft hilft jedoch die Krankheitserscheinungen zu lindern und ist daher sinnvoll.
Inhalieren befeuchtet die Atemwege. Und wenn beispielsweise mit Kamille inhaliert wird, fördert dies auch die Heilung. Dazu besorgt man sich in der Apotheke Kamillenblüten, die man in einer Schale mit heißem Wasser übergießt, um dann die Dämpfe zu inhalieren. Einfacher ist es, wenn man sich in der Apotheke gleich ein Inhalationsgefäß mit Mund-Nasen-Maske kauft.

CelleHeute.de: Wie kann man verhindern, dass aus einer simplen Erkältung etwas Schlimmeres wird?

Dr. Peter Hannemann:
Erkältungsviren schädigen die Schleimhäute von Nase, Rachen und Bronchien. Damit können sie den Weg für eine bakterielle Infektion bereiten, die dann mit Antibiotika behandelt werden muss. Wenn die Erkältung nicht abklingt oder wenn nach vorübergehender Besserung ein erneuter „Rückfall“ auftritt und der Auswurf sich eitrig verfärbt, sollte unbedingt der Arzt konsultiert werden. Der prüft dann, ob Antibiotika eingesetzt werden müssen.

CelleHeute.de: Für wen ist eine Grippeschutzimpfung sinnvoll?

Dr. Peter Hannemann:
Die echte Grippe ist eine schwere Erkrankung, die zu schweren Komplikationen führen kann. Daher sollten nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes generell alle Personen ab 60 Jahren geimpft werden. Eine Impfempfehlung gibt es auch für Personen mit chronischen Erkrankungen und für solche, die durch ihren Beruf selbst ansteckungsgefährdet sind oder andere anstecken könnten (z.B. medizinisches Personal, Berufe mit Publikumsverkehr usw.). Empfohlen wird die Impfung auch für Schwangere. Die Impfung sollte im Herbst erfolgen.


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