Große Gebietsreform vor 40 Jahren - Und was kommt jetzt?




Braunschweig/Sickte/Wolfenbüttel. Vor 40 Jahren, am 1. März 1974, mussten im Braunschweiger Raum viele Ortsschilder an Straßen geändert werden. Die einst selbständigen Gemeinden waren eingemeindet oder mit andern Orten zusammengelegt. Das Schild „Landkreis Braunschweig“ war ganz verschwunden. Der Niedersächsische Landtag hatte, nach zehnjähriger Diskussion um das „Webergutachten“ die Gebiets- und Verwaltungsreform beschlossen.

Den größten Einwohnerzuwachs bekam die Stadt Braunschweig. So wurden die vorher selbständigen Gemeinden Rüningen, Geitelde, Broitzem, Stiddien Timmerlah, Lamme, Watenbüttel, Völkenrode, Wenden, Thune, Bienrode, Waggum, Bevenrode, Hondelage, Dibbesdorf, Volkmarode, Schapen, Rautheim, Mascherode, Klein Stöckheim und Leiferde in die Stadt Braunschweig eingemeindet. Das gab damals große Umstellungen für die Bevölkerung und bei zahlreichen Verbänden und Vereinigungen. Der letzte Kreistag des Landkreises Braunschweig, für den es keinen vergleichbaren Nachfolger gab, stand zum Beispiel vor der Frage , wie geht es mit den damals sehr lebendigen Partnerschaften nach Cachan in Frankreich, und Valkeakoski in Finnland weiter? Es entstand die Idee des „Zweckverbandes für Partnerschaften von Gemeinden des ehemaligen Landkreises Braunschweig“. Bis 1986 sorgten engagierte Delegierte aus den neuen Gemeinden und der Stadt Braunschweig (für die eingemeindeten Orte), meist aus der Gründergeneration, für viele Austausche. Als 1986 der Landkreis Wolfenbüttel die Freundschaft für die Stadt Cachan übernahm und die Gemeinde Vechelde für Valkeakoski sich verantwortlich erklärte, löste sich der Zweckverband auf. Die Freundschaften bestehen nach wie vor und sie entwickeln sich weiter.

Einer der letzten Kreistagsabgeordneten im Kreistag des Landkreises Braunschweig vor der Auflösung war Dieter Lorenz. Als Vorsitzender des Samtgemeinderates der Samtgemeinde Sickte, erinnert er sich an die damaligen Diskussionen. „Wir von der CDU, um den damaligen MdL und früheren Landrat Carl Lauenstein, waren für einen großen Umlandkreis Braunschweig . Was damals für Hannover und Osnabrück galt, das wollten wir auch für Braunschweig. Leider war das politisch nicht durchsetzbar und so kamen wir Kreistagsmitglieder zur Stadt Braunschweig oder zu den Landkreisen Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel . Wenn ich bis 2011, nach 43 Jahren Kreistagstätigkeit, Bilanz ziehe, so kann ich feststellen, dass in den größeren Gemeinden und Gemeindebereichen und in jenen Landkreisen die vom alten Landkreis Braunschweig „was abbekommen“ haben, die Bürgerfreundlichkeit ausgebaut und Verwaltungshandeln professioneller wurde.“ Sorge macht sich der immer noch aktive Kommunalpolitiker über die gegenwärtige Regionsdiskussion. „Vor 40 Jahren hat sich die Stadt Braunschweig um die Stadtrandgemeinden erweitert. Jetzt überlegen „Bevölkerungsarchitekten“ wie die Stadt durch weitere Eingemeindungen noch größer werden kann. Unser Sickter Bereich, mit Cremlingen und Lehre und im Westen mit Vechelde sind als "Diskussions-Einnahme-Objekte" im Gespräch. Wenn dies so käme, dann fragt man sich, wird es in 4o Jahren nur noch Städte geben? Lehrte zu Braunschweig und Königslutter zu Wolfsburg und schon haben beide Städte eine gemeinsame Grenze. Es kann doch nicht Sinn einer Reform sein alles zu verstädtern? Oder doch? Ich kann nur sagen Bürger passt auf. Diskutiert mit den Landtagsabgeordneten, denn diese bestimmen im Landtag welche Reform kommt.“

Lorenz hat jetzt Sorge, dass er zum zweiten Mal in seinem kommunalen Leben die Auflösung seines Heimat-Landkreises erleben muss. Darum sein Aufruf: „Bürger mischt euch ein, bevor es zu spät ist!“


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