Evessen. „Wir brauchen auf beiden Seiten mehr Verständnis“, mit diesen Worten fasste Landtagsmitglied und ehemaliger niedersächsischer Landwirtschaftsminister Christian Meyer das Diskussionsergebnis des Grünen Dialog in Evessen zusammen, zu dem der Ortsverband Samtgemeinde Sickte von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingeladen hatte.
Zahlreiche Teilnehmer diskutierten zuvor engagiert und intensiv über das Thema Insektenschutz, berichtet der Bündnis 90/Die Grünen Ortsverband Samtgemeinde Sickte. Der provokante Titel „Insekten schützen statt Glyphosat benützen“ hatte auch mehrere Landwirte auf den Plan gerufen, die sich mit dem Referenten und anderen Gästen eine anregende Diskussion lieferten.
In seinem Eingangsreferat wies der Referent darauf hin, dass 80 Prozent der Pflanzen von Bestäubung abhängig sind. Heute gebe es jedoch deutlich weniger Wildbienen und Schmetterlinge als vor 27 Jahren. Auch die Vögel fänden dadurch weniger Nahrung, so dass es zu einem Vogelsterben und Rückgang der Vogelarten komme. Wesentlich verantwortlich für diese dramatische Veränderung seien laut Meyer Unkrautbekämpfungsmittel (Herbizide) wie Glyphosat und Insektenvernichter (Insektizide). Die GRÜNEN forderten daher ein sofortiges Verbot von Neonikotinoiden und ähnlich wirkenden Insektiziden, die schnelle Beendigung des Einsatzes von Glyphosat, die Einstellung des Verkaufes von Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden) für den privaten Gebrauch sowie eine wirksame Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft und auf öffentlichen Flächen.
Viele Optionen zum Erhalt der Insektenvielfalt
Meyer zeigte auf, was aus Sicht der GRÜNEN zum Erhalt der Insektenvielfalt unternommen werden kann: Schaffung bienenfreundlicher Gärten, Einrichtung von Insektenhotels, Liegenlassen von Totholz, Reduzierung des Mähens von Rasen und Gräsern und der Verzicht auf versiegelte Flächen und Gärten aus Kies und Steinen. Im Bereich der Landwirtschaft brauche es eine veränderte Subventionspolitik. Besondere Unterstützung sollten Landwirte erhalten, die sich dem Naturschutz und dem Verzicht auf Gifte verpflichtet fühlten. Die Landschaftspflege von Landwirten sollte belohnt werden. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, unterstrich Christian Meyer.
In der anschließenden Diskussion wurde seitens einiger anwesenden Landwirte beklagt, dass diese sich aus ihrer Sicht zu Unrecht an den Pranger gestellt sähen und häufig verunglimpft fühlten. Sie beklagten bürokratische Hürden und sprachen sich für den gezielten und kontrollierten Einsatz von Herbiziden und Insektiziden in der Landwirtschaft sowie den Einsatz von Gentechnik zur Verringerung der Folgen des Klimawandels aus. Während sich hier deutliche Gegensätze zwischen den Anwesenden auftaten, waren diese sich weitgehend dahingehend einig, dass auch die Kommunen Verantwortung für den Insektenschutz übernehmen müssten, Straßenbegleitgrün und Blühstreifen an Feldern wirksam und unbürokratisch gefördert werden müssten und die Abgabe von Insektiziden und Herbiziden an Privatpersonen unterbunden werden sollte.
"Bürokratie muss flexibel sein"
Der Diskussionsleiter und Vorsitzende der grünen Kreistagsfraktion, Holger Barkhau, fasste nach zwei Stunden intensiven Austausches wesentliche Ergebnisse des GRÜNEN Dialoges zusammen: „Erstens muss die Bürokratie flexibel statt großzügig sein, zweitens sind die Zusammenhänge komplex und drittens kommt es darauf an, miteinander zu reden und nicht gegeneinander. Der GRÜNE Dialog und die engagierte Beteiligung aller haben dazu heute Abend einen Beitrag geleistet.“
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