Gymnasium im Schloss zeigte "Schein bright like a diamond"

von


| Foto: Anke Donner)



Wolfenbüttel. Der Prüfungskurs Darstellendes Spiel des 11. Jahrgangs im Gymnasium im Schloss zeigte heute in der Aula das Stück "Schein bright like a diamond". In dem Stück beschäftigen sich die Schüler mit der Ungleichheit zwischen arm und reich und machten mit teilweise ironischem Blick die soziale Ungleichheit sichtbar, erlebbar, direkt spürbar und verwenden dabei dramatische Texte von Hauptmann bis Kroetz. In der Aula nahmen zahlreiche Zuschauer die Gelegenheit wahr, um sich die Inszenierung anzuschauen. 

Noch nie waren die deutschen Reichen so reich. Noch nie nie war die Kluft zwischen ihnen und der "normalen" Bevölkerung so groß. Trotz eindrucksvoller wirtschaftlicher Leistung ist Deutschland ein Land, in dem der Fahrstuhl für wenige nach oben führt, aber für immer mehr nach unten.

Entstehung des Stücks

<a href= Das Schauspiel wurde inmitten der Zuschauer präsentiert.">
Das Schauspiel wurde inmitten der Zuschauer präsentiert. Foto: Anke Donner)



Zunächst haben sich die Schüler mit dem Thema ‚Grenzgänge’ , welches sie aufgrund einer Wettbewerbsteilnahme als Vorgabe hatten, inhaltlich genähert und zu verschiedenen Themenfeldern recherchiert und intensiv diskutiert. Hängengeblieben sind sie letztendlich bei dem Thema "Soziale Ungleichheit in Deutschland – die immer größer werdende Grenze zwischen Arm und Reich". Wie relevant und gesellschaftspolitisch brisant das Thema ist, wurde ihnen noch einmal deutlich, als der Sozialbericht 2013 im letzten Winter veröffentlicht wurde, sowie durch den aktuell weltweit geführten Diskurs über Thomas Pikettys Buch ‚Das Kapital im 21. Jahrhundert’. In beiden wird deutlich: Die Reichen werden immer reicher und die Armen bleiben arm.


Sie setzten sich daher als Ziel, in ihrer Produktion inhaltlich eine Grenze zu thematisieren, formal und ästhetisch aber eine Entgrenzung zu erreichen.

Über eine längere Phase der Figurenentwicklung entstanden zwei Figurengruppen: die sozial Privilegierten und die sozial Schwächeren. Sie nannten sie im Probenprozess "die Großen" und "die Kleinen". Leben, Sorgen und Arbeit beider Gruppen werden, zum Teil auch äußerst ironisch, im Laufe des Stückes dargestellt, um an Ende zu erkennen, dass zwischen beiden eine so gut wie unüberwindbare Grenze vorhanden ist. Diese wird durch einen überdimensionalen Webrahmen symbolisiert, in dem sich die Spieler bewegen und der im Laufe der Aufführung immer dichter besponnen und somit undurchdringbar wird. Die Reichen leben in ihrer gehobenen Welt, die durch Leitern symbolisiert wird – Höhen, die die Armen nicht erreichen. Sie bewegen sich am Ende erniedrigt und gebückt unter dem Webteppich. Ein Fehler im System, der scheinbar nicht mehr korrigiert werden kann.

Das Symbol des Webrahmens ist eine Anlehnung an G. Hauptmanns "Die Weber", aus denen punktuell Szenematerial entnommen wurde. Weiteres Spielmaterial, das vorrangig vom Dramaturgieteam unserer Gruppe beschafft wurde, waren Graffitis, Pop- und Rocksongs, Zeitungsartikel, der Sozialbericht 2013 sowie Auszüge aus den Arbeitslosendramen von Franz Xaver Kroetz und Falk Richters "Unter Eis".

Folglich wies die Produktion hier einen Collagencharakter auf. Wie bereits erwähnt, sollten formal Grenzen aufgehoben werden, wobei der Schwerpunkt auf der Auflösung der "Vierten Wand" liegt. Die Zuschauer sollten Teil der Inszenierung werden, indem mit ihnen Umfragen durchgeführt wurden. Sie wurden Mitglieder einer Demonstration und stellten live aktuelle Statistiken dar. Die gewählte Raumbühne unterstützt diesen Prozess. Eine klassische Guckkastenbühne wollten wir bewusst vermeiden.

Ästhetisch wurden vielfältige und abwechslungsreiche Gestaltungsmittel eingesetzt. Neben Elementen des klassischen Sprechtheaters nutzten die Schüler häufig Mittel des Tanztheaters und des Bildertheaters. Aber auch die gemeinsame Performance mit dem Publikum, chorische Mittel oder das eingesetzte Playback-Theater sorgten dafür, dass in diesem Bereich Grenzen verschwimmen sollen. Als polyfunktional eingesetztes Requisit dient ein Webschiffchen, das jeder Figur zur Verfügung steht.

Darsteller


Katerina Brausemann, Tanara Götsch, Patricia Hosang, Max Hülsmann, Vanessa Maue, Lenert Neuber, Pauline Nolte, Alexander Ostojski, Celine Teelen, Vanessa Tronke und Natalie Werner.

Spielleitung: Christian Krüger und Niklas Weihe

Fotos: Sophie Gittermann

Audio: Anabelle Brünning

Sprecher: Andreas Bötel

Das Stück wird am Donnerstag, 19. Juni, erneut in der Aula aufgeführt. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.


mehr News aus Wolfenbüttel