HAB-Jubiläumsausstellung: 30 Jahre Evangeliar Heinrichs des Löwen


| Foto: HAB)



Wolfenbüttel. Am 6. Dezember zelebriert die Herzog August Bibliothek ein großes Jubiläum: Dann verwahrt die Wolfenbütteler Bibliothek seit 30 Jahren das Evangeliar Heinrichs des Löwen als das einst teuerste Buch der Welt. Diesen Anlass würdigt die HAB mit einer Festveranstaltung zum Auftakt der sechswöchigen Präsentation der prachtvollen Handschrift, die bis zum 17. Januar der Öffentlichkeit zugänglich ist. Am Freitag, 6. Dezember 2013, 17 Uhr, lädt Bibliotheksdirektor Professor Helwig Schmidt-Glintzer Interessierte dazu ein, dieses Ereignis in der Augusteerhalle der Bibliotheca Augusta zu feiern.

Nach verworrener Besitzgeschichte vor 30 Jahren in London ersteigert und „heimgeholt“

Wie aus dem Nichts tauchte das Evangeliar Heinrichs des Löwen im Jahr 1983 auf einer Versteigerung im legendären Auktionshaus Sotheby`s in London auf. Rund 800 Jahre davor gab Herzog Heinrich der Löwe die Herstellung dieser kostbaren Bildhandschrift als Geschenk für die Braunschweiger Stiftskirche St. Blasien in Auftrag. Mönche aus Helmarshausen an der Weser fertigten den als eine der prachtvollsten Bilderhandschriften des Mittelalters geltenden Codex, der mit seinem Reichtum an Farben und Gold einen Höhepunkt in der romanischen Buchmalerei markiert.

Die verschlungene und in vielen Einzelheiten ungeklärte Besitzgeschichte des Evangeliars führt schließlich von Braunschweig nach Prag, wo es jahrhundertelang in der Bibliothek des Veitsdomes lag. Im Jahr 1861 gelang es, die Handschrift im Auftrag König Georgs V. von Hannover aus Prag nach Niedersachsen zurückzuholen. Doch schon 1866 ging sie mit den entmachteten Welfen ins österreichische Exil. Von 1933 bis 1983 war der Verbleib der Handschrift ungewiss. Erst anlässlich der Auktion vor 30 Jahren geriet sie erneut in den Blick der Öffentlichkeit. Für den unglaublichen Preis von 32,5 Millionen D-Mark ersteigerte der Bankier Hermann Josef Abs das Evangeliar im Auftrag des Landes Niedersachsen. Seitdem befindet es sich in geneinsamem Besitz des Landes Niedersachsen, des Freistaats Bayern, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Bundesrepublik Deutschland.

Und das Interesse am Evangeliar bleibt ungebrochen – alle zwei Jahre wird es im Original in der Herzog August Bibli­othek als seinem dauerhaften Aufbewahrungsort für wenige Wochen ausgestellt und ist dann in all seiner Pracht zu bewundern.

Stammbaum Christi liegt aufgeschlagen

Die ersten drei Wochen präsentiert sich dem Besucher die Doppelseite des Evangeliars, auf dem der Stammbaum Christi sowie die Miniaturen zur Geburt Jesu Christi dargestellt sind. Damit fügt sich die prachtvolle Handschrift als Exponat in die aktuell gezeigte Ausstellung „Wurzel, Stamm, Krone – Fürstliche Genealogie in frühneuzeitlichen Druckwerken“ ein, die noch bis zum 23. Februar 2014 in der Augusteerhalle zu sehen ist. Ab dem 27. Dezember dieses Jahres sind die Seiten zum Wirken Johannes des Täufers zu Beginn des Lukasevangeliums aufgeschlagen.

Begleitende Künstlerbuchausstellung „Bilder der Bibel“

Auch in späteren Jahrhunderten hat die Bibel immer wieder Künstler zu großartigen Bildschöpfungen inspiriert. Daher wird im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung nun eine Auswahl an Bibelillustrationen des 20. Jahrhunderts aus der Künstlerbuchsammlung der Herzog August Bibliothek präsentiert. In der von Katharina Mähler, Mitarbeiterin der HAB, kuratierten Ausstellung „Bilder der Bibel“, die zeitgleich mit dem Evangeliar Heinrichs des Löwen gezeigt wird, stehen unter anderem die Schöpfungsgeschichte, die Psalmen, das Hohelied und die Apokalypse im Zentrum. Neben Arbeiten von Künstlern wie Max Beckmann, Otto Dix, Josua Reichert und Gunnar A. Kaldewey werden einige Blätter der herausragenden Radierfolge zur Bibel von Marc Chagall zu sehen sein.

Das Evangeliar liegt bis zum 17. Januar 2014 in der Schatzkammer der Bibliotheca Augusta aus.

Die Ausstellung „Bilder der Bibel in Künstlerbüchern der Herzog August Bibliothek“ steht dem Besucher vom 6. Dezember bis zum 16. Februar 2014 im Malerbuchsaal der Bibliotheca Augusta offen.

Eintritt: 5,-/2,-/1,- Euro

Informationen unter Tel.: 05331/808-214 (Mo.-Fr., 10-13 Uhr) oder www.hab.de




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