Braunschweig. In der vergangenen Woche wurden Teile Niedersachsens von einem schweren Hochwasser heimgesucht, darunter die Region Braunschweig. Ein Team des Instituts für Flugführung und des Instituts für mobile Maschinen und Nutzfahrzeuge der Technischen Universität unterstützte die Einsatzkräfte bei der Dokumentation des Hochwassers aus der Luft.
Im Rahmen des Projektes „ANKommEn (Automatische Navigation und Kommunikation zur Exploration)“ erforschen sie die möglichst effiziente Erkundung bei zivilen Katastrophen zur Koordinierung von Einsatzkräften. Mit ferngesteuerten Luftfahrzeugen (Drohnen), ausgerüstet mit Kamera- und Laserscanner-Systemen, unterstützten Ingenieurinnen und Ingenieure der TU Braunschweig die Berufsfeuerwehr Braunschweig am vergangenen Donnerstag. Gemeinsam mit Kräften des Technischen Hilfswerks (THW) wurden sie um Unterstützung bei der Dokumentation der vom Hochwasser betroffenen Gebiete im Braunschweiger Süden gebeten. Im Mittelpunkt der Dokumentation durch das Forschungsteam der TU Braunschweig stand das Gebiet vom Eisenbütteler Wehr bis zur Volkswagenhalle.
Luftbilder helfen bei Schutzmaßnahmen und Prognosen
„Glücklicherweise kommen solche Hochwassersituationen relativ selten vor. Das aktuelle Hochwasser bot die Gelegenheit, zu überprüfen, inwiefern die seit 1994 umgesetzten Schutzmaßnahmen erfolgreich waren und wie zutreffend die Prognosemodelle sind“, erklärt Jan Schattenberg vom Institut für mobile Maschinen und Nutzfahrzeuge der TU Braunschweig. Die Braunschweiger Stadtentwässerung prüft mit den Luftbildaufnahmen die Schutzmaßnahmen, die nach dem Hochwasser 1994 initiiert wurden. Außerdem können die Luftbilder zur Kontrolle von Hochwasserkarten genutzt werden. Die aufwendig berechneten Karten geben im Vorfeld eines Hochwassers Auskunft darüber, welche Flächen bei bestimmten Pegelständen überflutet werden.
Eindrucksvolle Aufnahmen während des Hochwassers. Foto:
Einsatz kommt Forschungsprojekt zu Gute
Der Einsatz der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Auftrag der Braunschweiger Berufsfeuerwehr kommt auch dem Forschungsprojekt „ANKommEn“ zu Gute, dass gemeinsam mit dem Partner AirRobot GmbH & Co. KG durchgeführt wird. Dieses hat das Ziel, ein automatisiertes Erkundungssystem mit Luft- und Bodeneinheiten zur Unterstützung von Rettungskräften durch eine zentrale Lagebilddarstellung zu erforschen. „Zur effektiven Koordinierung von Rettungskräften bei zivilen Katastrophen, wie beispielsweise einem Hochwasser, ist eine schnelle und präzise Informationsgewinnung nötig. Während die Erstellung von Luftbildern beispielsweise mit bemannten Helikoptern längst üblich ist, würde die Erstellung von Luftbildern und Geländeprofilen in Echtzeit einen entscheidenden zeitlichen und finanziellen Vorteil bringen“, erläutert Schattenberg.
Ingenieure entwickeln Erkundungssystem
Das Forschungsprojekt untersucht daher auch den Zeitgewinn durch den Einsatz unbemannter Luft- und Bodenfahrzeuge mit einer Vielzahl verschiedener Sensoriken. Die Erkundungssysteme agieren dabei im Schwarm, das heißt, sie tauschen Daten über ein Kommunikationssystem aus, das auch Bestandteil der Forschung ist. Projektgegenstand ist zudem die Darstellung der gesammelten Informationen sowie die Entwicklung einer Mensch-Maschine-Schnittstelle zur Steuerung des Gesamtsystems. Das Forschungsprojekt wird von Mai 2015 bis Januar 2018 durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit rund einer Millionen Euro für die TU Braunschweig gefördert.
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