Hornburg: Einheitsgemeinde “Schladen-Werla” - Spaltet der neue Name schon jetzt die Gemeinden?

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Die Namensfindung für die neue Einheitsgemeinde spaltet schon jetzt die einzelnen Ortschaften. Unmut macht sich vor allem bei den Hornburger Bürgern breit.

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Bürgermeister Helga Küchler und Andreas Memmert bei der Unterzeichnung des Zukunftsvertrags im November 2011. Archivfoto: Anke Donner Foto: Archiv Anke Donner



Als die Bürgermeister der Ortschaften Schladen, Hornburg, Isingerode, Beuchte , Gielde, Wehre und Werlaburgdorf im Oktober 2011 den Zukunftsvertrag unterzeichneten, war klar, dass Veränderungen anstehen werden. Manchmal auch unbequeme.

Samtgemeindebürgermeister Andreas Memmert prophezeite schon damals: "Dieser Weg wird steinig und schwer." Und er wurde steinig. Mit der Namensgebung für die neue Einheitsgemeinde entstand Unruhe im beschaulichen Hornburg.

Andreas Memmert versteht den Unmut der Hornburger Bürger, sagt aber auch ganz klar, dass die Gemeinschaft  nicht von einem Namen abhängig sein darf. "Natürlich ist die Namensfindung ein sensibles Thema, das ich vollkommen nachvollziehen kann. Aber wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass wir die Entschuldungshilfe über 11.8 Millionen Euro vom Land Niedersachsen schon in der Tasche haben. Und das Geld gab es nur unter der Vorraussetzung, eine Einheitsgemeinde zu bilden. Ohne Namen keine Einheitsgemeinde und ohne Einheitsgemeinde kein Geld", erklärt Memmert im Gespräch mit unserer Online-Zeitung. "Wir sollten stolz auf das Erreichte sein und uns nicht wegen eines Namens entzweien", sagt er weiter.

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Annette Turk hat die Unterschriftenaktion initiiert. Foto:



In Hornburg gab es in den vergangen Wochen eine Unterschriftensammlung, um sie der Samtgemeindeverwaltung und dem Innenministerium vorzulegen. Die Hornburgerin Annette Turk hat diese Aktion initiiert und spricht damit den Bürgern Hornburgs aus der Seele. Anfang August reichte sie eine Unterschriftenliste mit 226 Namen bei der Samtgemeindeverwaltung Schladen ein.

Im Gespräch mit WolfenbüttelHeute.de berichtet sie: "Ich freue mich über die große Beteiligung der Bürger. Ich habe den Einspruch am 2. August 2012 bei der Samtgemeindeverwaltung eingereicht und warte jetzt, was passiert. Ich hätte mir gewünscht, dass man vorher die Bürger stärker einbezogen hätte. Eine Bürgerumfrage hätte die Namensgebung der Räte vielleicht beeinflusst", sagt die engagierte Hornburgerin. Annette Turk möchte aber auch ganz ausdrücklich darauf hinweisen, dass ihre Abneigung nichts mit Schladen an sich zutun hat. "Hier geht es nicht um alte Fehden zwischen Hornburg und Schladen, sondern um einen Namen, der jedem Teil dieser Einheitsgemeinde gerecht wird."

Hornburgs Bürgermeisterin Helga Küchler äußerte sich auf Nachfragen unserer Online-Zeitung diplomatisch. "Die Mehrheit hat sich so entschieden und letztendlich ist es doch nur ein Verwaltungsname. Alles Wichtige bleibt wie es ist. Wir sind weiterhin Stadt Hornburg und das ist doch das was zählt. Für mich als Bürgermeisterin stand an erster Stelle die finanzielle Absicherung. Die Éinheitsgemeinde soll doch ein "Wir-Gefühl" schaffen. Und dann muss man auch Kompromisse eingehen können."

Helga Küchler berichtet weiterhin, dass der Zusammenhalt der einzelnen Gemeinden wichtig sei. In der Vergangenheit habe Schladen schon mehr als einmal die Stadt Hornburg finanziell unterstützt. "Das müssen wir auch zu schätzen wissen", sagt die Bürgermeisterin.

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Fritz Sengpiel: "Der Name "Werla" wäre doch toll gewesen." Foto:



Einer, der sich auch ganz gezielt gegen den Namen "Schladen-Werla" ausspricht ist Fritz Sengpiel. Das ehemalige Ratsmitglied der Stadt Hornburg ist enttäuscht von der Vorgehensweise, die zur Entscheidung beigetragen hat. "Ich bin entsetzt, dass wieder eine Gemeinde dominierend ist", sagt der Hornburger. "Und ich bin enttäuscht über die Entscheidung des Ortsrates Hornburg, auf den Kompromiss einzugehen. Meiner Meinung nach wäre "Werla" als Name der Einheitsgemeinde toll gewesen."

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Michael Müller schlug den Namen "Ilse-Okeraue" vor. Foto:



Der Hornburger Restaurator Michael Müller sieht es ebenso wie Fritz Sengpiel. Müller freut sich über die Aktion von Frau Turk. "Endlich wachen die Hornburger auf und tun etwas. Ich habe bereits im August letzten Jahres einen Vorschlag für den Namen eingereicht (siehe Leserbrief im Original unten). Ich hätte "Ilse-Okeraue" passend gefunden. Diese Bezeichnung spiegelt die Geschichte unserer Region wieder."

Der Vorschlag des Restaurators war übrigens der einzigste,, der bei der Samtgemeindeverwaltung eingegangen ist.

Andreas Memmert verspricht eine genaue Prüfung der Äußerungen und Meinungen die auf der Unterschriftenliste aufgeführt sind. Auch all die anderen Einsprüche werden an das Innenministerium weitergeleitet und geprüft. Anschließend wird es von den Ortsräten noch einmal besprochen. Ob es zu einer anderen Entscheidung, als der vom 11. Juli 2012 kommt, kann er nicht sagen. "Wir nehmen alle Einwände sehr, sehr ernst und werden uns zu gegebener Zeit ausführlich mit diesem Thema befassen."

Bis jetzt wird die Einheitsgemeinde ab dem 1. November 2013 den Namen "Schladen-Werla" tragen.

Den Leserbrief von Michael Müller an das Hornburger Anzeigenblat vom 1. September 2011 zur Namensfindung veröffentlichen wir ungekürzt und unkommentiert an dieser Stelle:


Am 17.08.2011 um 20:00 Uhr, fand die erste Öffentliche Bürgerinformation über die Umwandlung unserer Samtgemeinde in eine Einheitsgemeinde im Schützenhof Hornburg statt. Viele interessierte Bürger nahmen an dieser Veranstaltung teil.


Die Namensgebung der neuen Einheitsgemeinde wurde nur am Rande der Veranstaltung erwähnt.


Aus dem Publikum kam der Vorschlag die Einheitsgemeinde Großraum Braunschweig zu nennen, der an den Großraum Hannover anknüpfen sollte.


Unsere Gedanken, zu einer neutralen Namensgebung sind folgende:


Die Bedeutung unserer kulturhistorischen und geografischen Lage betreffend, möchte ich Ihnen einen Vorschlag unterbreiten, und Sie einladen mit mir in die Geschichte unserer Region einzutauchen.


Wir befinden uns in einer sehr reizvollen Landschaft, deren Bedeutung der geografischen Lage in einem Urstromtal liegt, wo Ilse und Oker zusammenfließen.


Die Menschen die sich hier ansiedelten, die Wälder urbar machten und uns unser kulturelles Erbe hinterließen, waren unsere Vorfahren. So wurden gerade die Flussauen bereits vor Jahrtausenden durch den Menschen besiedelt und intensiv genutzt, sei es zur Nahrungsmittelproduktion und Trinkwassergewinnung, um ihr Vieh zu tränken und die Felder zu bewässern oder um die Flüsse als Verkehrswege und – später – die Energie des Wassers als Energiequelle zu nutzen.


Den neutralen und unmittelbaren Bezug der Namensgebung entsprechend, möchte ich an dieser Stelle der landschaftlich reizvollen in der Ilse


Okeraue gelegenen Region folgenden Namen für die Einheitsgemeinde vorschlagen:


Einheitsgemeinde Ilse


Okeraue


Als verantwortliches und entscheidendes Gremium für die Samtgemeinde Schladen möchten wir die Räte bitten, über diesen Vorschlag nachzudenken und in Ihre Entscheidung mit einzubeziehen. Lassen Sie die Bürgerinnen und Bürger weitere Vorschläge machen und in einer öffentlichen Veranstaltung darüber abstimmen.


Michael & Ellen Müller, Hornburg


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