Horst Bittner: Zwischen Prävention und Mordermittlung

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| Foto: Anke Donner)



Wolfenbüttel. Wenn er heute mit seiner Frau durch die Stadt schlendert, grüßen ihn noch immer zahlreiche Kinder. Und auch die Erwachsenen kennen den Mann, der viele Jahre als Präventionsbeauftragter der Polizei Wolfenbüttel unterwegs war, noch gut. Horst Bittner, pensionierte Polizist, hat in 45 Jahren Polizeiarbeit einiges erlebt. Davon erzählt er im WolfenbüttelHeute.de-Porträt.

Es war im Jahr 1953, als Horst Bittner in Wolfenbüttel das Licht der Welt erblickte. 15 Jahre später fiel seine Entscheidung, Polizist zu werden. „Das war damals gar nicht leicht. Ich war mit meinen 15 Jahren viel zu jung für die Polizei. Also musste ich erst eine zweijährige Ausbildung an der Handelsschule machen. Erst danach, 1970 konnte ich auf die Polizeischule nach Hannover Münden gehen“, erzählt der heute 62-jährige. Seinen Entschluss hat er nie bereut, sagt er. Und seine Augen geben ihm Recht. Sie strahlen, als er von seiner Dienstzeit erzählt.

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Horst Bittner: "Ich wollte es besser machen." Foto: Anke Donner)


Unter Verdacht


Warum seine Entscheidung auf die Polizei fiel, erzählt Bittner in einer kleinen Anekdote: "In der Schule wurde ich mal verhaftet, weil man mich des Diebstahls verdächtigte. Damals fand ich einen Umschlag mit Geld, steckte ihn ein und übergab ihn später meiner Lehrerin. Was ich nicht wusste - das Geld, ihr Gehalt, wurde ihr kurz vorher gestohlen. Natürlich fiel der Verdacht auf mich. Aber ich war es nicht. Ich wurde dann von der Polizei ganz schön in die Mangel genommen, der Schulbesuch wurde zum Spießrutenlauf. Alle dachten, ich hätte das Geld gestohlen. Erst viel später klärte sich auf, dass ein anderer Schüler das Geld genommen hatte. Was mich damals sehr getroffen hat, war die Tatsache, dass es keine Entschuldigung von der Polizei gab. Von da an stand für mich fest, dass ich Polizist werden und es besser machen will", erklärt er.

Eine einzige Bewerbung hat er seinerzeit abgeschickt und die war ein Volltreffer. „Heute wäre das nicht mehr denkbar“, erklärt Horst Bittner. Nach seiner Ausbildung und vielen Stationen im Polizeidienst führte ihn der Weg wieder nach Wolfenbüttel. Dort lernte er seine Frau kennen und heiratete. Das Ehepaar bekam zwei Töchter und hat heute drei Enkelkinder.

Kurz nach seiner Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei Braunschweig erlebte der damals 21-jährige Horst Bittner eine Großdemonstration in Hannover mit. Die Protestaktion gegen Fahrpreiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr, auch als „Roter-Punkt-Aktion“ bekannt, führte dem jungen Polizisten vor Augen, was es heißt, ein Vertreter des Gesetztes zu sein. „Wir sahen damals eine riesige Menschenmenge auf uns zukommen. Bei dieser Demonstration wurden Polizisten verprügelt und angegriffen. Damals habe ich es das erste Mal richtig mit der Angst bekommen. Mir kam sogar kurz in den Sinn, einfach wegzulaufen“, gesteht er. Aber er tat es nicht, weil auch die Kollegen geblieben sind.

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Horst Bittner war viele Jahre als Verkehrssicherheitsbeauftragter in Schulen unterwegs. Foto: Anke Donner)



In den folgenden Dienstjahren hat er einige Demos miterlebt. War dabei, als sich Menschen gegen die ersten Atommüll-Transporte wehrten. „Das war in Grohnde und Brokdorf“, schildert er. „Damals hat man uns aus dem Unterricht geholt und wir sind mit nichts weiter als unserer Uniform, Halbschuhen und einem Schlagstock zur Demo gefahren. Das waren sehr chaotische und dramatische Zustände und die größten Einsätze, die ich erlebt habe“, erinnert Bittner sich, der zu dieser Zeit Ausbilder an der Polizeischule in Wolfenbüttel war. Während seiner frühen Dienstjahre zog es den Polizisten immer wieder in den Innendienst. „Ich hatte schon immer eine Schwäche für Papier und Schreibkram. Die Arbeit mit Akten, Papieren und Protokollen lag mir einfach. Deshalb habe ich immer wieder meinen Dienst im Büro gemacht und arbeitete als Leiter im Innendienst“, erklärt er. Doch auch der Streifendienst machte im immer Spaß und so pendelte er zwischen Außen- und Innendienst, bildete sich weiter und landete schließlich 1995 beim Kriminalermittlungsdienst.

Der Mordfall Pastor Geyer


Der spektakulärste Fall, den Horst Bittner während seiner Dienstzeit erlebte, war der Fall Geyer. „Da bin ich mehr oder weniger durch Zufall reingekommen. Ich saß an diesem Tag in meinem Dienstzimmer und ein Kollege bat mich, ihn zu einem Verhör nach Hamburg zu begleiten. Von da an, war ich Teil der MoKo Geyer. Ich bin da also mehr oder weniger reingerutscht. Trotzdem war das schon eine aufregende Geschichte“, erzählt er. Von der Verhaftung des Pastors aus Beienrode im Jahr 1997 an, besuchte Bittner diesen hin und wieder im Gefängnis. „Ich musste einige der Protokolle führen, während Geyer Besuch hatte. Ich habe ihm damals sogar gefragt, ob er nicht vielleicht doch ein Geständnis ablegen will“, so Bittner. Der Pastor, der seine Frau erschlagen haben soll, tat das bis zu seinem Tod im Jahr 2003 nicht.

Banküberfall in Wolfenbüttel


Ende der 90er-Jahre wurde in Wolfenbüttel die Filiale einer Bank überfallen. Da Horst Bittner auch zu dieser Zeit noch dem Kriminalermittlungsdienst angehörte, erlebte er auch diesen Fall hautnah mit. „Auch dieser Fall zählt zu meinen besonderen Erlebnissen. Der Täter konnte damals aufgrund einer Zeugenaussage ermittelt und gefasst werden. Für jemanden wie mich, der viel Zeit im Innendienst verbracht hat, waren diese beiden Fälle schon sehr aufregend“, so Bittner.

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Horst Bittner, hier mit mit Dieter Franke, wird auch weiterhin für die Verkehrswacht aktiv sein. Foto: Anke Donner)


Ein Polizist zum Anfassen


Aufgrund seiner Ausbildung und seiner Erfahrung im Umgang mit Menschen und dem Lehren, wurde Horst Bittner 2004 Verkehrssicherheitsbeauftragter. Die Arbeit mit den Menschen machte ihm besonders viel Spaß, denn er war das, was er immer sein wollte - Ein Polizist zum Anfassen. Seine Affinität zu Papier und der Wunsch, nah am Menschen zu sein, konnte der Hauptkommissar hier zusammenfließen lassen. Auf der einen Seite mussten am Schreibtisch Konzepte und Vorträge ausgearbeitet werden, auf der anderen Seite konnte er dem Bürger beratend zur Seite stehen. In dieser Aufgabe sei er die vergangenen elf Jahre aufgegangen, erklärt er. „Noch heute grüßen die Menschen und erinnern sich an mich. Das zeigt mir, dass meine Arbeit nicht ganz schlecht war. Es ist für mich eine Wertschätzung“, freut er sich.

Nur noch Horst Bittner


Im Januar endete Horst Bittners Zeit als Polizist. Nach beinahe 45 Dienstjahren nahm er seinen Polizeihut und verabschiedete sich in den Ruhestand. „Ich bin nicht mehr Hauptkommissar Horst Bittner. Auch nicht Hauptkommissar a.D. Ich bin einfach nur noch Horst Bittner“, erzählt er lächelnd. In den Ruhestand zu gehen fiel ihm nicht schwer. Ein kleiner Teil des Polizisten Horst Bittner wird es jedoch auch weiterhin geben. Denn seit über 20 Jahren engagiert er sich in der Verkehrswacht. Hier will er seine Erfahrungen einbringen und Präventionsarbeit leisten. Schon deshalb wird es immer ein zartes Band zwischen ihm und der Polizeiarbeit geben.

„Es war eine tolle Zeit und ich würde den Beruf des Polizisten immer wieder ergreifen. Aber nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Ich bin froh, dass ich meine Dienstjahre gesund überstanden habe. Heute ist das nicht mehr selbstverständlich, wenn man sieht, was alleine auf den Demonstrationen los ist. Da kann jeder Polizist froh sein, wenn er heile nach Hause kommt“, so Bittner, der in 45 Jahren nie seine Waffe abgefeuert hat. Auch darüber ist er froh.

Seinen Ruhestand verbringt er mit lesen. Am liebsten humorvolle Bücher. Krimis mag er nicht, weder als Buch, noch im Fernsehen. "Mir ist der Unterschied zwischen Realität und Fernsehen einfach zu groß. Ich weiß, dass es im Fernsehen so sein muss. Trotzdem mag ich es nicht so gerne, weil die Polizeiarbeit in ein falsches Licht gerückt wird. Aber ich kann mit leben - ich schau es mir einfach nicht an", sagt er. Stattdessen treibt er ein wenig Sport, liest, oder besucht Musicals. "Und meine Enkelkinder haben mich im Griff. Man erlebt diese Zeit irgendwie anders, als mit seinen eigenen Kindern", erzählt er lächelnd.

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"Wir sollten alle mehr auf uns schauen." Foto: Anke Donner)


Was er sich wünscht


„Rückblickend würde ich sagen, dass sich in einiger Hinsicht die Polizeiarbeit in den Jahren nicht viel geändert hat. Nur der Umgang mit der Polizei hat sich stark verändert und ist irgendwie respektloser geworden. Die Art, wie man der Polizei begegnet ist brutaler geworden. Ich würde mir wünschen, dass sich das ändert. Das muss sich sogar ändern. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen ihr Handeln besser überdenken und mehr auf sich schauen. Jeder sollte sich fragen `Was kann ich ändern und besser machen?`. Ich glaube, wenn wir uns alle mehr an das Gesetz halten würden, wäre das Leben sehr viel leichter und besser zu ertragen wäre“, schließt Horst Bittner.


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