IGS Wallstraße: "Reise nach Jerusalem" bei der Essensausgabe ***Aktualisiert: Landkreis nimmt Stellung***

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| Foto: Anke Donner



Wolfenbüttel. Die E-Mail einer besorgten Mutter über offenbar unzumutbare Bedingungen bei der Mittagsverpflegung in der Integrierten Gesamtschule (IGS) Wallstraße ließ unsere Redaktion aufhorchen. Demnach gebe es zu wenig Sitzplätze für die Schüler, das Essen sei zudem oftmals kalt und viele Kinder hätten keine angemessene Zeit zum Essen. WolfenbüttelHeute.de versuchte sich selbst ein Bild von der Situation zu machen und wurde dabei des Schulgeländes verwiesen.

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Der Landkreis Wolfenbüttel ist Schulträger der IGS Wallstraße. Foto: Marc Angerstein



In der Ganztagsschule in der Wallstraße herrscht um die Mittagszeit reges Treiben. Innerhalb von einer Stunde sollen rund 500 Kinder ihr Essen bekommen. Dies gestaltet sich jedoch schwierig in Anbetracht dessen, dass es nur knapp 130 Sitzplätze gibt. Die Schüler werden klassenweise in den Pausenraum der Schule gelassen, damit wenigstens ein kleiner Überblick verschafft werden kann. Eine Mensa hat die IGS bislang nicht. Die Fertigstellung der neuen Mensa verschiebt sich aus Gründen, die unserer Redaktion bisher nicht mitgeteilt wurden. Schulträger ist der Landkreis Wolfenbüttel.

Am heutigen Mittag strömten schon vor der eigentlichen Pause, die von 12.10 Uhr bis 13.10 Uhr geht, die ersten Schüler in einen kleinen Pausenraum und bildeten brav eine Schlange vor der Ausgabetheke der Diakonie, die mit der Verpflegung an der IGS beauftragt ist. Dort versuchen zwei Mitarbeiterinnen Herr der Lage zu werden und geben dabei offensichtlich ihr Bestes.

Maximal 11 Sekunden Zeit für die Ausgabe der Mahlzeiten


"Wir haben das einmal hoch gerechnet", erklärt Jörg Schmeißer von der Diakonie, "wir haben bei 500 Kindern zwischen 9 und 11 Sekunden pro Kind Zeit, das Essen auszuteilen. Das ist kaum zu schaffen. Heute ist es eher ruhig, da zwei Jahrgänge nicht da sind. Es fehlen also rund 200 Kinder. Wenn alle Kinder da sind, dann wird es manchmal ganz schön eng", erklärt er weiter.

Bevor wir weiter Fragen können werden wir von drei Lehrkräften höflich gebeten, das Schulgelände zu verlassen. Gibt es hier etwa etwas zu vertuschen? Weder die Schulleiterin Frau Ursula Miege, noch deren Stellvertreter Sebastian Möhring stünden wegen eines Schulausfluges für ein Gespräch zur Verfügung.

Weitere Informationen erhalten wir von Eltern der betroffenen Schüler. Sie berichten uns, dass die Schüler mitunter 40 Minuten zu spät in den Unterricht kommen, weil die Schlange an der Essensausgabe so lang sei. Eine Aussprache während eines Elternabends führte zumindest vorerst dazu, dass man sich von Seiten der Diakonie um eine deutliche Verbesserung bemühen möchte. Diese sei zu den Herbstferien geplant. In der E-Mail die unserer Redaktion vorliegt heißt es:
[image=5e176592785549ede64cf20a]Sehr geehrte Frau XXX,

vielen Dank für Ihren Brief, ich möchte Ihnen  mitteilen , welche Maßnahmen wir eingeleitet haben.Wir werden zwei weitere Ausgabekräfte ( Teilzeit)  zur Unterstützung einsetzen.  Bis zu den Herbstferien werden wir aus den anderen Projekten mit Personal zusteuern müssen. Sobald wir adäquates Personal haben, werden wir dieses einstellen, so ist es mit der Schule und dem Landkreis besprochen.

Des Weiteren wird eine weitere Ausgabestation angeschafft, dafür wird in dieser Woche entsprechendes Equipment  bestellt, dies muss der Landkreis noch freigeben. Frau Wollschläger hat aber im groben und ganzen schon zugestimmt, wenn die Angebote vorliegen. Wir hoffen das dies schnellst möglich geliefert werden kann, das hängt von den einzelnen Unternehmen ab.

In der Pausenhalle waren bis zum Freitag nicht wie angegeben 128 Sitzplätze , sondern nur 97 Sitzplätze, dies wird von der Schule umgehend nachgebessert. Das das Personal unmotiviert ist, kann ich nicht bestätigen.

Die Kollegen vor Ort versuchen innerhalb dieser kurzen Zeit , ca. 70 Minuten alle Kinder zu bedienen. Es steht für jedes Essen ca. 11 Sekunden zur Anrichte zur Verfügung, manchmal sogar nur 9 Sekunden.

Durch einen weiteren Ausgabeterminal soll sich die Ausgabesituation entzerren.

Die Essenssituation in der Pausenhalle ist für die Kinder, für die Lehrer/ Lehrerinnen und die Mitarbeitenden,  eine echte Herausforderung, allein durch den Lärm und durch die Anzahl der Kinder. Leider sind das Gegebenheiten die wir selbst nicht verändern können. Wir versuchen jedem Kind gerecht zu werden und hoffen durch unsere Nachsteuerung eine verbesserte Situation herstellen zu können.

Wir bitten vielmals um Entschuldigung  und hoffen  das dann  alle Beteiligten Kinder / Lehrer/ Mitarbeitende  eine verbesserte  Situation vor finden.

Falls Sie Fragen , Beschwerden etc. haben , können Sie sich jederzeit an mich wenden.

 Mit freundlichen Grüßen

XXX

Kaltes Essen und keine Sitzplätze 


Vor der Schule treffen wir auf einige Schüler der IGS. Sie berichten uns einstimmig, dass es ihrer Auffassung nach mit dem Mittagessen "nicht gerade toll läuft".

"Das Essen ist oft kalt und schmeckt nur selten gut. Außerdem müssen wir sehr oft warten, bis einmal ein Platz frei wird", erzählt Martina*. Es ist wie im Kinderspiel "Die Reise nach Jerusalem". Wenn ein Platz frei wird, müsse man schnell sein, sonst warte man wieder auf die nächste Runde.

"Es gibt auch wenig Abwechslung bei den Essen. Manchmal bekommen wir Milchreis und Kaiserschmarrn. Ich finde, das ist kein richtiges Mittagessen", so die Schülerin Denise*.

"Wir bekommen auch nur Wasser zu trinken. Einmal gab es Eistee, der war aber ganz schnell leer", beklagen sich die Schüler weiter.

Gerne würden die Schüler bei der Zubereitung und der Ausgabe der Essen helfen. "Wir von der Koch-AG könnten doch auch einmal helfen und Rezeptvorschläge machen", schlägt Janine* vor. Die Schüler sind sich einig, dass sie ihre Idee einmal bei der Schulleitung vorstellen wollen.

Nachdem unsere Redakteurin von den Lehrkräften des Geländes verwiesen wurde, bat WolfenbüttelHeute.de um eine Stellungnahme des Schulträgers. Der Landkreis Wolfenbüttel will sich zu diesem Thema heute noch äußern.

***Aktualisierung***


Die Sprecherin der Landkreisverwaltung Kornelia Vogt hat unserer Online-Zeitung die avisierte Stellungnahme übermittelt, die wir - wie immer - ungekürzt und unkommentiert veröffentlichen:
[image=5e176507785549ede64cdb40]Auch bei der Landkreisverwaltung sind Beschwerden von Eltern eingegangen, die bereits beantwortet wurden oder derzeit beantwortet werden.

Wir können den Unmut der Eltern durchaus nachvollziehen, weil es bei der Fertigstellung der neuen Mensa in der IGS Wallstraße aufgrund verschiedener Umstände zu Verzögerungen gekommen ist. Sobald das mit der modifizierten Planung beauftragte Ingenieurbüro die notwendigen Daten zur Verfügung stellt, werden wir den Eltern mitteilen, wann die neue Mensa funktionsfähig sein wird. Parallel werden die für eine Inbetriebnahme erforderlichen, weiteren Leistungen vorbereitet, um die Verzögerungen zu kurz wie möglich zu halten.

Die Situation der Essenausgabe wurde bereits in der vergangenen Woche zwischen Schulleitung, Diakonie und Schulreferat besprochen. Als Reaktion auf die erhöhte Anzahl der am Essen teilnehmenden Schülerinnen und Schüler wird die Diakonie zusätzliches Personal einsetzen, um die Essensausgabe zu beschleunigen. Die notwendigen Vorarbeiten (Anschaffung einer Ausgabetheke mit Warmhaltevorrichtungen) sollen voraussichtlich noch in dieser Woche abgeschlossen werden.

Nachfolgende Recherchen von WolfenbüttelHeute.de haben ergeben, dass die "verschiedenen Umstände", die zu der Verzögerung der Fertigstellung des Umbaus führen, offenbar darin begründet seien, dass ein häufiger Architektenwechsel stattfand. Mehrere Eltern berichteten übereinstimmend, dass bereits der vierte Architekt mit dem Umbau der Mensa beauftragt worden sei. Der Landkreis Wolfenbüttel wollte dies auf Anfrage unserer Online-Zeitung jedoch nicht kommentieren.

*Namen von der Redaktion geändert


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