[image=5e1764dd785549ede64cd326]Immer mehr Schüler in Deutschland haben Förderbedarf, und immer mehr von ihnen gehen auf reguläre Schulen. Eigentlich ist der gemeinsame Unterricht behinderter und nicht-behinderter Kinder durch eine UN-Konvention aus dem Jahr 2009 sogar vorgeschrieben, in der Praxis allerdings noch die Ausnahme. Wie ein gemeinsamer Unterricht einen Gewinn für alle Kinder darstellen kann, zeigen jährlich die Gewinner-Schulen des Jakob Muth-Preises. Jetzt startet die Bewerbungsphase für die vierte Auflage des Schulpreises, mit dem der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, die Deutsche UNESCO-Kommission, die Bertelsmann Stiftung und die Sinn-Stiftung vorbildliche inklusive Schulen auszeichnen.
Inklusion ist ein Thema, das Eltern, Lehrer und Politik bewegt. Nahezu eine halbe Million Kinder in Deutschland haben Förderbedarf. Das sind 6,4 Prozent aller Schüler – ihr Anteil steigt kontinuierlich. Fast jedes vierte Kind mit Förderbedarf besucht inzwischen eine reguläre Schule. Dieser Anteil wächst ebenfalls stetig. Auch wenn drei von vier Förderschülern nach wie vor auf eine separate Schule gehen, stellt schon heute der gemeinsame Unterricht die Lehrer und Schulen vor große Herausforderungen. Der Jakob Muth-Preis zeigt anhand von Praxis-Beispielen, wie Schulen den Weg zur Inklusion erfolgreich beschreiten, die Unterstützung der Eltern finden und alle Schüler vom gemeinsamen Unterricht profitieren lassen.
„Obwohl die UN-Behindertenrechtskonvention schon seit über drei Jahren in Deutschland gilt, ist Inklusion in der Schule längst nicht verwirklicht“, sagte der Bundesbeauftragte Hubert Hüppe. Im Gegenteil: Deutschland ist immer noch das EU-Land mit dem größten Anteil von Kindern im Sonderschulsystem. Für Jörg Dräger, Mitglied im Vorstand der Bertelsmann Stiftung, ist Inklusion der Hebel für eine Lernkultur, die der Vielfalt der Kinder und Jugendlichen Rechnung trägt und von der alle Schüler profitieren können: „In Schulen, die bereits heute erfolgreich inklusiv arbeiten, entwickelt sich eine neue Lernkultur, die konsequent am Prinzip individueller Förderung ausgerichtet ist und das Potenzial aller Schüler besser entfaltet.“
Für die UNESCO ist inklusive Bildung Voraussetzung dafür, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, seine Potenziale zu entfalten – unabhängig von Geschlecht, sozialen und ökonomischen Voraussetzungen oder besonderen Lernbedürfnissen. Christoph Wulf, Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission, sagte: „Trotz aktueller Umstrukturierungsprozesse gibt es auch in Deutschland weiterhin großen Nachholbedarf, allen Kindern den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung zu ermöglichen. Gute Beispiele inklusiver Schulen zeigen, dass es sich lohnt, den oft anstrengenden Weg zu einer inklusiven Schule – und einer inklusiven Gesellschaft – zu beschreiten.“ Christian Rauschenfels, Vorstand der Sinn-Stiftung, ist überzeugt: „Wenn in Schulen Inklusion gelebt wird, strahlt dies auf viele andere Bereiche des Zusammenlebens aus. Inklusion wird zur selbstverständlichen Grundhaltung einer Gesellschaft, die ihren Reichtum aus der Vielfalt schöpft.“
Bewerben können sich alle Schulen und Schulverbünde, in denen Schüler mit und ohne Förderbedarf gemeinsam lernen. Die Bewerbungsfrist endet am 30. Juni. Bewerbungsunterlagen und Hintergrundinformationen finden Sie unter www.jakobmuthpreis.de.
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