Wolfenbüttel. Neues Leben zieht dieser Tage in den Laden der Lebenshilfe Wolfenbüttel ein, der sich am Juliusmarkt 6 befindet. Unter dem Namen „Jule“ (die Silben stehen für Juliusmarkt und Lebenshilfe) öffnet er erstmals am Dienstag, 23. Mai, um 12 Uhr. „Wir sind fast fertig mit dem Einräumen“, sagt Dagmar König, die mit Anne Brandes die Fäden in der Hand hält. Dies berichtet die Lebenshilfe.
Beide sind schon lange bei der Lebenshilfe tätig – und eigentlich etwas überqualifiziert im Laden. „Ja“, erzählt Anne Brandes lachend, „wir sind beide Damenschneiderinnen.“ Das neue Sortiment am Juliusmarkt (Motto: Nachhaltig-Regional-Inklusiv) steht hingegen auf drei ganz anderen Säulen: „Wir bieten Second-Hand-Textilien, ausgewählte Waren aus der Region und schließlich Eigenerzeugnisse aus der Lebenshilfe-Produktion.“
Wiedereröffnung lange geplant
Dieses Konzept wurde – ebenso wie der Name Jule – in einer Umfrage unter den Mitarbeitern ermittelt, erzählt Joachim Kowol. Er ist Fachbereichsleiter für Bildung und Arbeit bei der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel gGmbH und setzt sich schon länger dafür ein, die seit 2019 geschlossenen Räume am Juliusmarkt wiederzueröffnen. „Bei unserem Ideenwettbewerb kamen viele schöne Anregungen zusammen, zum Beispiel für die Jule-Box.“
Diese Box kann sich der Kunde individuell zusammenstellen, ein Muster auf dem Tresen enthält Wurst, Honig, Sonnenblumenöl, Marmelade und Kaffee – alles aus der Region. „Kurze Wege entsprechen unserem Anspruch von Nachhaltigkeit“, unterstreicht Kowol. Die Jule-Box sei darüber hinaus flexibel: „Es gibt keinen Festpreis.“ Übrigens besteht sie aus schlichtem grauen Karton: „Wir haben auf Farbe und bunte Aufkleber verzichtet. Auch das ein Zugeständnis an die Nachhaltigkeit.“
Ein vielfältiges Angebot
Ihr Sortiment haben Dagmar König und Anne Brandes jedenfalls schon im Griff. „Wir haben alles da, von Kindergröße 80 bis 5XL für Damen und Herren.“ Selbstverständlich gibt es eine Umkleidekabine, außerdem eine rollstuhl-gerechte Kundentoilette in dem kleinen Geschäft (knapp 40 Quadratmeter). Auch das Angebot an Lebenshilfe-Produkten ist vielfältig und reicht von Rucksäcken über Schneidebretter bis zum Kochbuch.
Nach der Eröffnung hat das Geschäft immer dienstags und donnerstags von 12 bis 17 Uhr sowie mittwochs und freitags von 8 bis 13 Uhr geöffnet. „Allerdings nehmen wir hier keine Spenden entgegen“, betont Dagmar König, die entsprechende Anfragen schon während der Umbauphase ablehnen musste. „Das geht nur in unsere drei Werkstätten.“ Also in den Werkstätten in Fümmelse, in der WIR an der Halchterschen Straße sowie in der Werkstatt an der Mascheroder Straße.
Noch viel mehr geplant
Wenn die Jule eröffnet hat, geht die Arbeit für Joachim Kowol gleich weiter, denn er hat schon die nächsten Pläne. „Wir liegen hier so Innenstadt-nah, dass wir den Juliusmarkt ganz wunderbar als Startpunkt für inklusive Stadtführungen entwickeln können.“ Und auch die Situation im Laden selbst sei ausbaufähig: „Wir wollen hier Menschen mit Behinderung an ihre Eigenverantwortung heranführen.“ Mittelfristig sollen sie auf diesem Wege fit gemacht werden für den ersten Arbeitsmarkt. „Das wäre dann schon die siebte inklusive Einsatzstelle unter dem Dach der Lebenshilfe – für diejenigen, die nicht in eine unserer klassischen Werkstätten wollen.“
Das wäre dann auch ganz im Sinne der beiden Mitarbeiterinnen. Die sind dafür nämlich überhaupt nicht überqualifiziert, sondern perfekt vorbereitet: „Wir haben beide eine sozialpädagogische Zusatzausbildung bei der Lebenshilfe durchlaufen.“
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