Wolfenbüttel. In der Gärtnerstadt Wolfenbüttel wird in diesem Jahr die Tomate als Stellvertreterin für das heimische Gärtnern in den Mittelpunkt gerückt. Das Jugendparlament Wolfenbüttel hat sich in der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit gemeinsam mit der Klimaschutzmanagerin der Stadt, Klara Krüger, dazu entschieden die Bedeutung der Selbstversorgung als eine mögliche Maßnahme zur Reduktion von CO2-Emissionen thematisch aufzunehmen. Gemeinsam haben sie das Projekt „Die Jupa-Tomate“ ins Leben gerufen, berichtet die Stadt am heutigen Mittwoch.
Anfang Mai trafen sich dazu die JuPa’s, um unter Anleitung von Beate Pieper („Beates bunte Tomaten“) Tomaten auszusäen. Verwendet wurde dazu von Beate Pieper gesponsertes Bio-Saatgut. Gleich im Anschluss übernahmen die Auszubildenden der städtischen Grünflächenabteilung die Anzuchttöpfchen und brachten sie ins Gewächshaus am Friedhof in der Lindener Straße. Dort wurden sie rund vier Wochen betreut, pikiert, umgetopft gedüngt und umsorgt.
Schüler sollen Pflanzen aufziehen
Die kräftigen Jungpflanzen kamen zurück zur Stadtjugendpflege und erhielten Namensschilder und Etiketten, sodass sie nun für das Austeilen an die Schulen bereit sind. Bereits in den nächsten Tagen werden Mitglieder des Jugendparlaments die Schülerinnen und Schüler aller Wolfenbütteler 7, 8. und 9. Klassen aufsuchen.
Jede Klasse erhält eine Tomatenpflanze, um die sie sich kümmern soll. Dabei sind die Namen der Pflanzen so individuell wie die Schülerinnen und Schüler selbst. Ob am Ende Aristoteles oder Madonna mit ihren Klassen punkten können, wird von der Pflege durch die Schülerinnen und Schüler selbst abhängen. Die erste Herausforderung wird dabei sicherlich sein einen Paten oder eine Patin für die Sommerferien zu bestimmen. Denn die Pflanzen wurden so gesät, dass die ersten Früchte erst nach den Sommerferien zu erwarten sind.
Kümmern wird belohnt
Sich als Klasse über die optimale Pflege Gedanken zu machen, die eigene Tomate am Leben zu erhalten und den Erfolg zu teilen kann sich dabei lohnen. Neben dem möglichen Erfolgserlebnis und den kleinen Vitaminbomben im Klassenzimmer winken für die ganze Klasse ein Grafitti-Workshop, eine Kanutour oder Getränkegutscheine für die Veränder.Bar. Dabei wird in drei Kategorien prämiert: höchste Pflanze, kreativster Post und merkwürdigste Frucht.
Den aktuellen Status kann man auf der Internetseite des Jugendparlaments (www.jupa-wf.de/jupatomate) oder bei Instagram unter #jupatomate teilen oder verfolgen. Die Gewinner werden nach den Herbstferien bekannt gegeben. Da auch die Auszubildenden der Grünflächenabteilung jeweils eine Tomate zum Mitmachen erhalten bleibt nun zu sagen: „Auf die Tomate, fertig, los!“
Zum Hintergrund
Die Aktion reiht sich in die Maßnahmen des integrierten Klimaschutzkonzeptes „100 Prozent Klimaschutz für den Großraum Braunschweig“ ein und symbolisiert die „Essbare Stadt“. Dabei wird Suffizienz in den Vordergrund gestellt, Akteure miteinander vernetzt und ein nachhaltiger Lebensstil indirekt angesprochen.
Die Interpretation mit der Jupa-Tomate, legt den Fokus auf die Nachahmbarkeit und die Vorteile der Selbstversorgung. Wo Gärtnern heutzutage entweder spießig oder nicht mehr notwendig zu sein scheint - denn es gibt heutzutage ja alles immer und in Hülle und Fülle zu kaufen - geraten die Vorteile des Gärtnerns oft in den Hintergrund. Das Beispiel der Tomate ist dabei ideal, weil die Pflanze robust und widerstandsfähig und ein Ernteerfolg selbst mit minimalem Aufwand fast garantiert ist.
Gemeinschaft stärken
Durch das simple Kümmern um die Pflanze wird die Gemeinschaft gestärkt, dazu angeregt sich über die Hintergründe zu informieren, aber es wird sicherlich auch deutlich, wie unkompliziert Gärtnern sein kann. Bei guter Pflege kann selbst eine einzige Pflanze bis zu 400 Cocktailtomaten liefern. Andere Hochleistungs-Tomatensorten können bis zu 30 Kilogramm Ertrag abgeben. Diverse Studien haben den Anbau von Tomaten analysiert. Die Bedeutung des heimischen saisonalen Anbaus wird vor allem dann deutlich, wenn man vergleicht, wie viele Emissionen importierte oder nicht-saisonale Tomaten verursachen.
Wenn die heimische Frucht bei uns gedeiht, braucht sie kaum mehr als das Gießwasser, Erde, sowie etwas Dünger. Doch um die Tomate außerhalb der Gartensaison regelmäßig in den Supermarkt zu bringen, muss in Gewächshäusern aufwändig geheizt werden. Und wird sie nicht in unmittelbarer Nähe angebaut kommen Transport, Verpackung, Lagerung und oft viele weitere Prozessschritte hinzu, wie die Umwelt- und Klimabilanz zeigt. So reicht die Spanne von der eigenen Bio-Tomate mit kaum 35 Gramm CO2 je Kilogramm Tomatenertrag bis hin zu neun Kilogramm CO2-Emissionen je Kilogramm Tomaten bei Früchten aus einem fossil beheizten Gewächshaus.
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