Kehrt das Kriegerdenkmal auf den Schloßplatz zurück?

Mit Beginn der Bauarbeiten zur Umgestaltung des Schloßplatzes verschwand das Denkmal, das 1880 zunächst direkt auf dem Schloßplatz aufgestellt und später in Richtung Zeughaus versetzt wurde, aus dem Stadtbild. Das soll sich nun ändern.

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Ab 1960 stand das Denkmal seitlich vor dem Zeughaus.
Ab 1960 stand das Denkmal seitlich vor dem Zeughaus. | Foto: Archiv/regionalHeute.de

Wolfenbüttel. Die Gruppe BUW/FDP im Rat der Stadt möchte, dass das Denkmal für die Gefallenen von 1870/71 wieder an den ursprünglichen Standort auf dem Schloßplatz aufgestellt wird. Das teilt die Gruppe in einer Presseinformation mit.



Mit Beginn der Bauarbeiten zur Umgestaltung des Schloßplatzes verschwand das Denkmal, das 1880 zunächst direkt auf dem Schloßplatz aufgestellt und später in Richtung Zeughaus versetzt wurde, aus dem Stadtbild. Das soll sich nun ändern - zumindest, wenn es nach der Gruppe BUW/FDP geht. Einen entsprechenden Antrag, dass das Denkmal auf dem Schloßplatz in der Nähe seiner ursprünglichen Stelle wieder aufgestellt wird, habe man eingereicht, teilt die Gruppe mit.

Andenken bewahren


Zur Begründung führt die Gruppe aus, dass das Denkmal eine Würdigung für den Einsatz und das Opfer, das Wolfenbütteler Soldaten für Deutschland geleistet haben, sei. Aus Respekt solle man ihnen an einem zentralen Ort in Wolfenbüttel gedenken. "Mit der schlicht gehaltenen Inschrift `Der Kreis Wolfenbüttel seinen 1870-1871 gefallenen Söhnen´ ist das historische Denkmal Teil der Wolfenbütteler Geschichte, die nicht in Vergessenheit geraten darf, weil es Opfer und Einsatz Wolfenbütteler Bürger für die nationale Einheit würdigt", heißt es in dem Antrag.

Das Denkmal


Was es mit dem Denkmal auf sich hat, erklärt Dieter Kertscher von der Aktionsgemeinschaft Altstadt. Das Denkmal, das hauptsächlich aus Sandstein und Marmor besteht, wurde 1880 ziemlich zentral auf dem Schlossplatz errichtet und soll an die Kriegs- und Siegestaten deutscher Soldaten im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erinnern. Das Denkmal trug die Namen der Schlachten Le Mans, Vendôme, Orléans und Metz sowie ein Eisernes Kreuz als Krönung.

Bis 1918 fanden die jährlichen Sedan-Feiern mit Militärparaden am Denkmal auf dem Schloßplatz statt. 1923 wurde der Stein dann teilweise umgestaltet, militärische Symbole wie Kugeln wurden entfernt. Etwa um 1959/1960, wurde das Denkmal an den Rand der Grünfläche vor dem Zeughaus umgesetzt. Wegen der Umgestaltung des Schloßplatzes wurde es später abgetragen und eingelagert.

Die Farben des Landes


Die Gruppe BUW/FDP führt in ihrem Antrag zu dem Denkmal aus: In den Befreiungskriegen gegen die Napoleonische Herrschaft 1813 bis 1815 kämpften viele Deutsche nicht nur gegen Napoleon, sondern auch für die deutsche Einheit. Zu diesen Truppen gehörten auch die Lützower Jäger mit ihren schwarzen Uniformen, den roten Biesen und goldenen Knöpfen. Diese Farben symbolisierten die nationale Einheit und bürgerliche Freiheit.

Die deutsche Einheit scheiterte 1815 beim Wiener Kongress an den Interessen der europäischen Großmächte und der deutschen Fürsten. Der Wunsch nach nationaler Einheit und Demokratie wurde 1832 auf dem „Hambacher Fest“ deutlich, ebenso 1848 in der bürgerlichen Revolution, in der der Frankfurter Bundestag und die deutsche Nationalversammlung diese Farben zu denen des Deutschen Bundes erklärten.

Die Sehnsucht nach nationaler Einheit drückte Hoffmann von Fallersleben auch 1841 in seinem „Lied der Deutschen“, unserer Nationalhymne, im politischen Exil auf Helgoland aus: „Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland, danach laßt und alle streben, brüderlich mit Herz und Hand“. Erst die sogenannten Einigungskriege von 1864, 1866 und 1870/71 erfüllten am 18. Januar 1871 die Sehnsucht nach nationaler Einheit durch die Gründung des Deutschen Kaiserreiches. Erstmals in seiner Geschichte war Deutschland ein Nationalstaat.

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