Wolfenbüttel. Deutscher Meister im Ringen, Pionier in der Sportjugendförderung, Sportdirektor, PR- und Wirtschaftsexperte. Klaus Reiter hat in den vergangenen Jahrzehnten die Sportlandschaft des Landkreises maßgeblich geprägt – doch müde ist er noch lange nicht.
Gibt man den Namen „Klaus Reiter“ bei WolfenbüttelHeute.de ein, erscheinen 51 Suchergebnisse, in denen sich die Arbeit des 68-jährigen Wolfenbüttelers widerspiegeln. Der CDU-Landtagsabgeordnete Frank Oesterhelweg lobte ihn einst als „Motor des Vereins“. Unzählige Fotos zeigen Klaus Reiter bei Spendenübergaben, Ballaktionen oder Vortragsveranstaltungen zum Thema Sport und Zukunft. Er steht ebenso neben Fußballprofis, wie auch neben Kindern, die der Hilfe und des Zuspruches des Vereins bedürfen. Reiter ist da, wo Reiter gebraucht wird.
Sport ist seine Welt
Sein beruflicher Werdegang startet 1963 als Auszubildender in der Sportabteilung der Karstadt AG in Göttingen. „Nach meiner Ausbildung bin ich dann acht Jahre Zeitsoldat und Gebirgsjäger bei der Bundeswehr gewesen. Ich war ein leidenschaftlicher Soldat. Im Jahr 1977 bin ich Deutscher Meister im Ringen geworden – ehrlich, Sport war schon immer meine Welt. Noch in Göttingen habe ich den Sportverein Siegfried gegründet“, erzählt Reiter. Da er genügend Energie übrig hatte und den Willen, die Jugend mit dem Geist des Sportes bekanntzumachen, legte er, nachdem er sein Wirtschaftsabitur nachgeholt hatte, seinen staatlich geprüften Sportlehrer an der Deutschen Sportschule Köln ab. Den Abschluss hatte er, den konnte ihm niemand mehr nehmen. „Jetzt brauchst du nur noch einen Job, habe ich mir gesagt. Und so fing ich dann beim Landkreis Uelzen als Kreissportlehrer an.“ Mit seiner lockeren und gleichwohl zielstrebigen Haltung trainierte Reiter zehn Vereine im Landkreis Uelzen. Doch dann fiel ihm die Stellenausschreibung des MTV Wolfenbüttel in die Hände: „Sportdirektor gesucht“.
Der Anfang in Wolfenbüttel
Seine Wände zieren unzählige Zeitungsartikel. Foto: Sina Rühland
Er sei sofort interessiert gewesen, sagt er. Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Klaus Reiter bewarb sich nach Absprache mit seiner Familie 1979 in Wolfenbüttel auf die ausgeschriebene Stelle – und wurde genommen. Die Familie zog mit Sack und Pack in die Lessingstadt. „Mein Aufgabe war es, die 5000-Mitglieder-Marke des MTV zu knacken, außerdem sollte ich Events organisieren und Analysen über die Sport-Infrastruktur erstellen. Das lag mir, das war mein Ding. Ich stellte also noch im selben Jahr einen Sportler-Tag auf die Beine, bei dem sich sämtliche Gruppen des MTV live mitten in der Innenstadt vorstellten. Sogar der 72er Weltmeister im Trampolinspringen Paul Luxon aus Großbritannien war an dem Tag zu Gast.“ Etliche archivierte Zeitungsberichte sind die Zeitzeugen jenen Tages, an dem 20.000 Besucher die Wolfenbütteler Innenstadt füllten, um die Sportler-Parade zu sehen.
Plötzliches Aus nach neun Monaten
Doch so schnell sich Klaus Reiter beim MTV heimisch fühlte, so schnell endete auch seine Geschichte bei dem hiesigen Sportmagnaten wieder. „Vielleicht bin ich zu unbequem geworden, auf jeden Fall wurde ich nach neun Monaten plötzlich entlassen.“ Ihm seien Unstimmigkeiten in den Abrechnungen des MTV aufgefallen, erzählt er. Er hätte sich nach der Bekanntgabe regelrecht gemobbt gefühlt. „Fairness und Gerechtigkeit sind mir als ehemaliger Leistungssportler schon immer wichtig gewesen. Meine Familie hat mich in dieser Zeit sehr unterstützt und auch von den Mitglieder des Vereins kam nur positives Feedback – niemand verstand die Entscheidung des damaligen Vorstandes.“ Die Geschichte sollte einige Zeit später vor Gericht landen.
Klaus Reiter ist stets auf der Suche nach Sportjugend-Förderern – sein neuester Coup ist der Bus. Foto: Sina Rühland
Nachdem Klaus Reiter sich also auf die Suche nach einer neuen Anstellung machen musste, wurde er auf eine Stelle bei dem Autohersteller VW aufmerksam. „So kam ich 1980 zum VW-Finanzwesen. Ich habe meinen Beruf, bis zu meinem Renteneintritt 2010, geliebt, wie kein anderer. Eines Tages. kurz nach meinem Beginn bei VW, rief mich mein Chef ins Büro und sagte mir, dass er über meine Kündigung doch sehr verwundert sei. Meine Reaktion kann man sich vorstellen – ich war völlig schockiert. War ich doch froh, die Anstellung dort überhaupt erhalten zu haben. Infolge des Gespräches kam also heraus – das muss man sich mal vorstellen – dass die Kündigung gefälscht war“, erzählt Reiter. Während er diesen Satz zu Ende spricht, zeigt er auf einige Zettel. Darunter die gefälschte handschriftliche Kündigung in seinem Namen und eine angeordnete Schriftanalyse, die besagt, dass der Schrieb nicht von Klaus Reiter stammt. „Ich hatte damals eine Person aus dem MTV-Umfeld im Verdacht. Dieser Mensch musste also eine Schriftprobe ablegen, und was soll ich sagen, der Urvater dieser in meinem Namen verfassten Kündigung war ermittelt.“ Reiter wurden mehrere tausend Mark Schmerzensgeld vom Oberlandesgericht zugesprochen – soviel zu dem Start der Familie in Wolfenbüttel.
Visionen muss haben
Spende für den kleinen Muayad: Heinz Schubert, Axel Wagener, Muayad Alreqeb, Klaus Reiter, Dr. Yazid Shammout und Daut Dawond. Foto: privat
Das alles sei lange her, er habe mit dieser Geschichte abgeschlossen. Für Klaus Reiter ging das Leben weiter. Wie es weiterging, steht auf dem verblichenen Dokument vor ihm: „Wirtschaftsdiplomprüfung an der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Braunschweig, 20.12.1989“. Mit 39 Jahren hatte sich Reiter noch mal für den Gang zur Fachhochschule entschlossen – das Ergebnis hielt ihn bis zu seinem 64. Lebensjahr als Controller, Buchhalter und Wirtschaftsbearbeiter bei VW. Und seit seinem Renteneintritt? „Ich habe 2006 den Verein Sportjugendförderung gegründet, außerdem war ich schon während meiner Berufstätigkeit als stellvertretender Vorsitzender und Leiter der Fußball-Abteilung des BV Germania tätig.“ Darüber hinaus agierte er als Vereinsberater des NFV und übernahm später die Leitung der Fußballabteilung des SV Linden.
Klaus Reiter arbeitet immer maximal effizient, gibt immer hundert Prozent seiner Energie. Schaut man sich die Büro-Wände des Wolfenbüttelers und die umfangreiche Berichterstattung an, scheint dies voll und ganz auf ihn zuzutreffen. Seine Lebenslust steckt er nun die Förderung junger Menschen im Bereich des Sports. Er sammelt Spendengelder, akquiriert Partner, aktualisiert die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. „Die Liebe zum Detail muss immer dazu gehören. Meine Stärken sind das Management und der Umgang mit Jugendlichen“, sagt er. Nun hat Klaus Reiter nur noch einen Traum – er möchte seine Erfahrungen als Manager bei der Fußball-Bundesliga einbringen. „Visionen muss haben“, sagt er und lacht.
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