Nach Ansicht der Landtagsgrünen verbietet sich angesichts der Strahlenprognose für das Zwischenlager Gorleben jedes Gedankenspiel über die Aufnahme zusätzlicher hochradioaktiver Müllchargen aus Sellafield. Gefragt sei vielmehr die vollständige Offenlegung der Radioaktivität des Inventars, sagte der Fraktionsvorsitzende Stefan Wenzel am Freitag (heute) in Hannover. Das gelte für Atommüll, der in La Hague und Sellafield stehe ebenso, wie für Müll der sich in Gorleben und in den AKW-Standorten befindet.
Es sei offenbar so, dass Umweltminister Sander von dem Informationschaos seines Hauses ablenken wolle, wenn er das Bundesamt für Strahlenschutz jetzt zur Benennung anderer Lagerungsorte auffordere. "Minister Sander weiß genau, dass die Eigentümer und Verursacher des Mülls Genehmigungen für andere Orte oder Konzepte beantragen müssen", sagte der Grünen-Politiker. Nach Lage der Dinge müsse der Müll vorläufig in Frankreich bleiben, weil die Strahlenprognose eine Lieferung nach Gorleben nicht zulasse. Bezeichnend sei zudem, dass das Umweltministerium sich weigere, die Verträge und Vertragsklauseln für die Terminierung der Rücknahme des Mülls vorzulegen, kritisierte Wenzel. "Die Transporte der Castorbehälter müssen grundsätzlich ausgesetzt werden, bis die Ursachen für die Grenzwertüberschreitungen beim Transportbehälterlager Gorleben geklärt sind."
Der Grünen-Politiker erwartet, dass Umweltminister Sander am kommenden Montag im Umweltausschuss Stellung nimmt und erklärt, welche Umräumaktionen bislang im Castorlager vorgenommen wurden und welche Weisungen des Bundesumweltministeriums dabei eine Rolle spielten. Wenzel: "Bislang drängt sich der Eindruck auf, dass Minister Sander der Rechtsbeugung Vorschub leistet, um einen weiteren Transport durchzusetzen. Wenn diffuse Terrorwarnungen zum Umräumen des Castorlagers und zur Manipulation von Messwerten missbraucht wurden, haben wir einen Skandal, dessen Konsequenzen noch nicht absehbar sind."
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