Landgericht Lüneburg: Aufruf zur Versachlichung der Berichterstattung im Fall „Dennis“




[image=56328]Die lediglich einseitig auf eine Sachdarstellung der Pflegeeltern gestützte tägliche Berichterstattung des Hamburger Abendblattes, die nicht nur die beteiligten Gerichte und Behörden diskreditiert, sondern in beispielloser Weise versucht, auf ein schwebendes Verfahren Einfluss zu nehmen, verlangt - nicht zuletzt im wohlverstandenen Interesse des Kindes - einen Aufruf zur Versachlichung.

Streitige Umgangsverfahren sind immer ein Indiz für tiefgreifende Kommunikationsdefizite der Beteiligten und werden in der Regel für Konflikte unter den Erwachsenen instrumentalisiert. Wichtigstes Bestreben der mit solchen Verfahren befassten Gerichte und Behörden ist es deshalb immer, das Kind in seiner Rolle als „Zankapfel" zu entlasten und die Austragung des Konfliktes von ihm möglichst fernzuhalten. Genau dies ist auch im vorliegenden Fall geschehen, wobei es der Justiz allerdings aus Gründen der Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Beteiligten verwehrt ist, dem Geheimnisschutz unterliegende Einzelheiten aus dem Verfahren preiszugeben. Soviel sei allerdings zur Verdeutlichung der Einseitigkeit der Berichterstattung gesagt:

Es trifft zu, dass die zum Schutz des Kindes eingesetzte Verfahrenspflegerin in den ersten Tagen ihrer Amtsübernahme von unbegleiteten Umgängen unter dem Eindruck der Erzählungen der Pflegeeltern abgeraten hat, im weiteren Verlauf ist sie dann jedoch immer zweifelnder geworden und hat zuletzt das Verhalten der Pflegeeltern als für das Kind schädlich beanstandet.

Es ist keineswegs sicher, dass die (ehemaligen) Pflegeeltern mit einem positiven Votum der eingeschalteten Sachverständigen rechnen können. Vielmehr hat die Sachverständige in einer ausführlichen Sachstandsmitteilung Gesichtspunkte angeführt, die geeignet sind, die Betreuungsfähigkeit der (ehemaligen) Pflegeeltern in Frage zu stellen. Hier bedarf es noch weiterer Klärung und Bewertung.

Es wird abzuwarten sein, zu welchem Ergebnis die Begutachtung führt. Erst dann besteht eine solide Grundlage für weitere Weichenstellungen, zu denen auch Gespräche über eine einvernehmliche Zukunftsgestaltung für Dennis gehören können


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