Manfred Busch, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL/VDR), hält die Studie der Bertelsmann-Stiftung über Bildungsverläufe von Schülerinnen und Schülern in den sechzehn Bundesländern für wertlos.
Professor Gabriele Bellenberg, unter deren Leitung das statistische Material erhoben und ausgewertet wurde, habe durch einen verengten Fragenansatz und einseitige Bewertungen wesentliche Aspekte von Bildungsverläufen ausgeblendet. Dieses werfe auch kein gutes Licht auf das Vorgehen der Bertelsmann-Stiftung selbst, deren Motive als umsatzstarkes Unternehmen der Medienbranche unabsichtlich oder mit Vorbedacht im Dunkeln bleiben.
Busch stellte den Ansatz der Bertelsmann-Studie grundsätzlich in Frage, weil sich die Schulsysteme der einzelnen Bundesländer in einer langen Reihe von für die Untersuchung wichtigen Sachverhalten nicht mehr ernsthaft vergleichen lassen. Von daher sei es eine Binsenweisheit, wenn Niedersachsen mit einem vorbehaltlos freigegebenen Elternwillen bei der Anwahl von Schulformen zu anderen Ergebnissen komme als beispielsweise Bayern, dass den Besuch eines Gymnasiums an ein bestimmtes Notenprofil binde.
Darüber hinaus warf Busch der Studie vor, die Verantwortung für Abschulungen ausschließlich auf ein Versagen der Schule und ihren Lehrkräften zurückzuführen. Die Bringschuld von Schülerinnen und Schülern wie Fleiß, Engagement oder die Bereitschaft, sich einem bestimmten Ordnungsrahmen anzupassen, werde von der Studie an keiner Stelle problematisiert. Dass mancher Schüler, manche Schülerin auch freiwillig eine Schule verlasse, nachdem er, in Rücksprache mit seinen Erziehungsberechtigten erkannt habe, dass sie nicht die richtige für ihn ist, spiegle sich im Untersuchungsansatz nicht wider. Gerade Niedersachsen biete mit seinen vielfältigen Bildungswegen ein eindrucksvolles Beispiel, dass jeder Schulabschluss weiterführende Perspektiven bis in den universitären Bereich hinein beinhalte.
Busch forderte die Stiftung dazu auf, Energien nicht in bildungspolitisch fragwürdige Studien zu investieren, sondern Vorschläge für frühzeitig greifende und prognostisch relevante Beratungs- und Unterstützungssysteme vorzulegen.
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