„Lese-Rezept“-Idee der Stadtbücherei geht um die Welt

Im Rahmen der U6 -Vorsorgeuntersuchung wird durch den Kinderarzt nicht nur die „Lesestart“-Tasche übergeben, sondern zusätzlich auch eine besondere Überweisung (Rezept) in die Bücherei ausgestellt.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel. Eine Idee zur frühkindliche Leseförderung der Stadtbücherei Wolfenbüttel findet nun Nachahmer. Das Projekt "Lese-Rezept" wird nun unter anderem auch in Österreich angewendet, berichtet die Stadt Wolfenbüttel auf Nachfrage von regionalHeute.de



Seit dem Jahr 2018 beteiligt sich die Stadtbücherei Wolfenbüttel am Projekt „Lesestart Niedersachsen“. Das Ziel dieses vom Land geförderten Projektes ist es, frühkindliche Leseförderung durch öffentliche Bibliotheken zu unterstützen und die Beschäftigung mit Sprache, Literatur und Büchern möglichst frühzeitig in den Alltag der Kinder und das Lesen als festen Bestandteil in den Familien zu verankern.

Lesen auf Rezept


Das Team der Stadtbücherei Wolfenbüttel hat in diesem Rahmen eine völlig neue Projektidee in Kooperation mit vier Kinderarztpraxen, dem Gesundheitsamt und den örtlichen Buchhandlungen entwickelt. Im Rahmen der U6 -Vorsorgeuntersuchung wird durch den Kinderarzt nicht nur die „Lesestart“-Tasche übergeben, sondern zusätzlich auch eine besondere Überweisung (Rezept) in die Bücherei ausgestellt.

Unter dem Motto „Tolle Geschichten erleben“ gibt es im Rahmen dieser Überweisung Bilderbuchkinos, Kamishibai-Vorführungen, Vorlesestunden und offene Treffs in der Stadtbücherei und es werden zusätzlich spannende Bücherkisten für die Wartezimmer der Kinderärzte und im Gesundheitsamt zusammengestellt und regelmäßig ausgetauscht. Das Projekt läuft seit der Einführung sehr erfolgreich mit vielen positiven Rückmeldungen.

Idee geht um die Welt


Auch wenn die Corona-Pandemie die begleitenden Veranstaltungen in der Stadtbücherei Wolfenbüttel etwas ausgebremst hat, hat sie die Rezept-Idee beflügeln können und über die Grenzen Deutschlands nach Österreich und in die weite Welt getragen.

Silvia Freudenthaler (Bibliotheken Fachstelle Katholische Kirche Vorarlberg) ist in der Fachpresse auf die Rezept-Idee aus Wolfenbüttel aufmerksam geworden und hat in der Stadtbücherei Wolfenbüttel das Einverständnis geholt, die „Überweisung in die Bücherei“ zu einem österreichweiten Projekt auszubauen und 2021 in den Mittelpunkt der Aktivitäten zu „Zehn Jahre Buchstart“ in Österreich zu stellen.

Grundanliegen des Projektes in Österreich ist es, die stärkenden, schützenden und heilenden Kräfte des Lesens und Geschichtenerzählens in den Mittelpunkt zu stellen. Kinder sollen angeregt werden, über ihre Sorgen, Ängste und Sehnsüchte zu sprechen, sich zugleich aber auch gestärkt, begleitet und beschützt zu wissen. Die Idee, Lesen als ein Rezept zu verstehen, wird in eine Geschichte und eine Art Spiel verwandelt.

Auch Südtirol will Projekt übernehmen


Unter der Leitung von Dr. Reinhard Ehgartner (Verantwortlicher für das österreichische Buchstart-Projekt) entstanden die Herzstücke des Projektes: ein individueller Rezeptblock und das dazugehörige „Medikament“: ein Buch, angereichert mit einem „Zwick-Zwack-Tee“, Lesezeichen, Pflastern und einem Papiersackerl.

Aktuell berichten die österreichischen Kollegen davon, dass aus dem Lese-Rezepte-Schneeball eine ordentliche Lawine geworden ist. Ausgehend vom bestehenden Projekt geht der Trend hier nun verstärkt in Richtung „Lese-Glück auf Rezept“. Bereits im Mai 2021 gab es eine weltweite Zoom-Konferenz zu „books on prescription“ und auch Südtirol plant derzeit, das Projekt der „Lese-Rezepte“ zu übernehmen.

Anfang Oktober hielt Dr. Reinhard Ehgartner in Augsburg einen Vortrag zu den „Heilenden Worten“ und im November wird es in Kufstein ein entsprechendes Symposium geben.


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