LeserMeinung: "Windkraft? Ja, bitte! - wo genau, wie viel und wie?"




Gunda Reichenbach nimmt Stellung zur Bürgerbefragung Windenergie.

Die Einladungen zur Bürgerbefragung Windenergie am 9. September 2012 in der Stadt Wolfenbüttel sind verteilt. Aber ist die Frage, ob nun gerade zwischen Ahlum und Dettum ein Windpark entstehen soll die grundlegende für eine vernünftige Planung der Windkrafterzeugung in der Region Wolfenbüttel und die einzige, zu der Bürger befragt werden sollen?

Für den Großraum Braunschweig hat der Zweckverband (ZGB) festgestellt, welche Flächen überhaupt für die Errichtung von Windkraftanlagen in Frage kommen. Dabei bleibt zunächst offen, in welchem Umfang diese Potenzialflächen tatsächlich für Windkraft genutzt werden sollen. Zur Landschaftsgestaltung wird darauf hingewiesen, dass eine Konzentration in Windparks einer "Verspargelung" vorbeugen soll. Dass dieser Grundsatz zur Gestaltung wohl notwendig, aber nicht hinreichend ist, zeigt ein Beispiel aus der Umgebung.

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Ein Beispiel aus der Region: Nördliches Semmenstedt / Richtung Osten ( Foto: Gunda Reichenbach)





Für den Landkreis Wolfenbüttel hat der Arbeitskreis "Energiewende vor Ort" (Ev. Akademie Braunschweig, Propstei Schöppenstedt und Dipl. Ing. Hans-Heinrich Schmidt-Kanefendt von der Ostfalia-Hochschule) zwei alternative Konzepte und Vorschläge zur Konkretisierung erarbeitet, sinnvollerweise für den gesamten Landkreis Wolfenbüttel über Gemeindegrenzen hinweg. Plakate mit ersten Ergebnissen sind im Rathaus Remlingen zu sehen (während der Öffnungszeiten).

Für die Konzeptentwicklung wurde als Erstes der Flächenbedarf für Windenergie abgeschätzt, wenn der Landkreis zu 100 % mit erneuerbarer Energie versorgt werden soll. Nach dieser Schätzung ist dafür nur ca. 1/4 der vom ZGB ermittelten Potenzialflächen für neue Windparks erforderlich. Für die Anordnung der Windkraftanlagen bietet der Arbeitskreis zwei verschiedene Strategien an: Szenario 1 beruht auf "Energiepunkten", in denen einzelne Windfarmen eine dezentrale Energieerzeugung und -versorgung ermöglichen und den Netzausbau minimieren. Die Realisierung dieses Konzeptes würde u. a. einen großen Windpark im Bereich von Ahlum (ohne Dettum) einschließen.

In Szenario 2 sind die Windkraftanlagen in "Energiebahnen" aufgereiht. Nach den Berechnungen des Arbeitskreises würden ausreichend Flächen in besonders dünn besiedelten bzw. bereits anderweitig landschaftsgestalterisch belasteten Flächen zur Verfügung stehen, z. B. entlang der A 395. Vor allem würden bestehende Windparks erweitert. Eine zusätzliche Fläche wird für den nordwestlichen Teil des Oderwaldes vorgeschlagen, da die Nutzung eines Waldgebietes bei der Höhe moderner Anlagen technisch durchaus sinnvoll sein kann. Bei diesem Vorschlag wird auf Windräder zwischen Elm und Asse und im Stadtbereich Wolfenbüttel verzichtet. Den Plakaten sind außerdem Erläuterungen zur Inanspruchnahme bzw. Nicht-Nutzung der einzelnen ZGB-Potenzialflächen zu entnehmen.

Ein Besuch in Remlingen und Umgebung gibt auch Anhaltspunkte zur Wirkung der Dimensionen neuer Anlagen. Nach der Information der Stadt Wolfenbüttel werden neue Windkraftanlagen, wie sie z. B. bei Ahlum aufgebaut werden könnten, bis zu 190 m hoch. Im bestehenden Windpark Remlingen reichen die Rotoren bis zu einer Gesamthöhe von 149 m. Von der Kreisstraße 20 aus ist zu sehen, dass der Hochspannungsmast im Vergleich zu den bestehenden Windrädern klein ist, obwohl er

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Remlingen Hoher Weg ( Foto: Gunda Reichenbach)



durch die Perspektive eher vergrößert wird. Am Ortsrand von Remlingen erscheinen die Windmühlen sehr nah, obwohl die nächsten ca. 1000 m entfernt stehen.

Was ist nun das Ergebnis des Besuchs in Remlingen und auf der Website der Abt-Jerusalem-Akademie (insbesondere
http://www.abt-jerusalem-akademie.de/uploads/tx_rtgfiles/Prof._Dr._Soeren_Schoebel__Landschaft_als_Kraftwerk_2.pdf)? Ich wünsche uns allen ein nachvollziehbares allgemeines und landkreisweit gültiges Konzept für die Errichtung von Windkraftanlagen, bei dem die Windräder als Gestaltungselemente für die Landschaft begriffen werden! Wenn es Alternativen gibt, möchte ich diese öffentlich diskutieren und dann darüber abstimmen. Ein solches Vorgehen würde auch dem "St. Florians-Prinzip" den Boden entziehen und unfreiwilligen Nachbarn die Akzeptanz erleichtern.

Windkraft? Ja, bitte! - aber nicht irgendwo und irgendwie!


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