LeserMeinung: "Wird das Christkind vergoldet ...?"

von Marc Angerstein


| Foto: Privat



Unsere Redaktion erreichte eine Weihnachtsbotschaft des Sickter Altbürgermeisters Dieter Lorenz, die wir - ungekürzt und unkommentiert -veröffentlichen:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserem Heimatlandkreis Wolfenbüttel!

In den öffentlichen Medien war kürzlich zu lesen und zu hören, dass jeder über 14-Jährige in Deutschland durchschnittlich 285 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben will. Insgesamt sind dies 14,9 Milliarden Euro und damit neun Prozent mehr als im Vorjahr. Das habe das Marktforschungsinstitut GfK mitgeteilt. Noch einmal: Neun Prozent mehr als im Vorjahr! Wo gab es 9 Prozent Gehalts- oder Rentenerhöhung?

Ein Familienvater, der 518 Euro zusätzlich für Strom bezahlen müsse, zahle 16 Prozent mehr. Wer hat so viel privaten Einkommenszuwachs?

Das alles zum Weihnachtsfest 2012.  Kann man jetzt sagen: „An Weihnachten wird das Christkind vergoldet und im neuen Jahr werden Maria und Josef (seine Eltern) abgezockt?“  Eine schöne Bescherung für den, der etwas bekommt – und wie macht das der Zahlende? Der muss auf irgend etwas verzichten.

Bei den Weihnachtsgeschenken  will man nahe stehenden Menschen eine Freude bereiten.

Bei der Strom- ,Öl- oder Gasrechnung heißt es: „Alles für eine bessere Umwelt und wegen des Klimawandels.“  Wo sollen da die 16 Prozent zusätzlich herkommen?  Das geht nur über Verzicht. Ist uns das bewusst? Sind wir bereit, für eine bessere Umwelt zum Beispiel alle zwei Jahre auf eine Urlaubsreise zu verzichten? Bei dieser Betrachtung, sich einschränken oder auf etwas lieb gewordenes  verzichten zu müssen, werden wir Menschen dann unruhig und neigen dazu, einen Schuldigen  zu suchen. Schnell ist jemand gefunden. Und weil am 20. Januar und im September Wahlen sind, da hat  natürlich an allem die Politik Schuld.

Doch wer sind diese „Sünderinnen und Sünder“ in der Politik, die angeblich nur an das eigene Wohl denken und dabei das Allgemeinwohl vergessen? Die Antwort ist einfach: Das sind wir. Wer im Landtag oder Bundestag  ist, der hat auch mal gearbeitet, wie jeder von uns – Kommunalpolitiker tun dies meist jetzt noch, neben ihrer Politik. Der Politiker sich in seiner Freizeit für ein Ziel, eine Idee eingesetzt, hat sich einer Partei angeschlossen und kam durch das Vertrauen seiner Anhänger und Wähler in Ämter.

Auch Leute in Ämtern bleiben noch Menschen mit allen Stärken  und Schwächen. Darum kommt es manchmal zu Anschuldigungen bis hin zu Gerichtsurteilen. Da ist keine Ebene ausgenommen, von unserem Bereich einer Kommune bis zum Bundestag. Wir sollten aber nicht vergessen, dass sich der größte Teil der politisch Tätigen wahrhaft und ehrlich bemüht, Gesetze, Verordnungen und Beschlüsse zu fassen, die nur dem Allgemeinwohl dienen.

Es wäre zum Beispiel schön, wenn aktive Politiker, Verwaltungen mit eingeschlossen, von der Bevölkerung am Weihnachtsfest   ein Dankeschön bekämen. Teilweise und vereinzelt kommt das schon vor.

Ein besonderes Dankeschön für die Politik wäre, wenn bei der Landtagswahl am 20. Januar und der Bundestagswahl, voraussichtlich am 22. September, mehr Wählerinnen und Wähler zur Wahl gingen.

Die unblutige Wende vor über 20 Jahren kam nur, weil unser unterdrückter Volksteil  in die Welt hinaus immer lauter rief: „Wir sind das Volk!“ Das sind wir aber nur, wenn wir wählen.  Nutzen wir die Chancen nicht, dann stellen wir uns ins Abseits und gehören zu den „Ohne mich“-Menschen mit denen man „keinen Staat“ machen kann.

Geschenke, Christbaum, Weihnachtsfeiern, Weihnachtsurlaub, Weihnachtslicht und vieles mehr stehen im Mittelpunkt. Das ist aber nur die zweite Wahl. Wir sollten uns die Zeit nehmen, neben einem eventuellen Kirchgang,  auch über das Kind in der Krippe, bei uns als Christkind bekannt, und dessen Botschaft nachzudenken.  Wer sich noch an Maria und Josef mit Ochs und Esel sowie Hirten und Schafen erinnert, dem kommt das Bild von der Heiligen Familie vor Augen.  Bescheiden, in einem Stall ohne Fernheizung, arm aber glücklich. Ein  Beispiel auch für unsere Familien. Wenn wir dann die 285-Euro-Geschenke (Es könnten ja auch  Zeitgeschenke sein, zum Beispiel vier Stunden für einen Stadtbummel, Wanderungen ... das spart Bargeld.) durchgesehen und uns gefreut haben, sollten  wir uns das Geschenk der Weihnachtsbotschaft machen. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden.“ Wer mit Gott wenig anfangen kann, der könnte über die Friedensbotschaft   nachdenken. Das wäre dann ein  ganz besonders persönliches Geschenk zum Weihnachtsfest 2012.

Der Sickter Altbürgermeister wünscht Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gelingendes Jahr 2013!

Mit frohen Grüßen,

Dieter Lorenz,

Sickter Altbürgermeister






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