Wolfenbüttel. Am 4. April jährt sich der Tag der ersten Einlagerung in Asse II zum 50. Mal. Am Montag zuvor findet die monatliche Mahnwache ab 18 Uhr vor Seeliger, Lange Herzogstr. 63 statt. Die Wolfenbütteler AtomAusstiegsGruppe lädt alle Engagierten zum gemeinsamen Rückblick ein.
Am 9. Juni 1964 – knapp drei Jahre vor der ersten Einlagerung - erschien ein Leserbrief von Walter Randig, Lehrer in Gr. Vahlberg zur geplante Einlagerung und zur Aussage von Fachleuten „seit hunderttausend Jahren sei kein Wasser hineingekommen, also würde man auch in Zukunft nicht damit rechnen brauchen“. Er schrieb „Die beiden Nachbarschächte der Asse (Schacht 1 und 3) sind bereits „abgesoffen“. Viele Quellen sind stark salzhaltig. Auch der in Frage kommende Asseschacht hat bereits einen kleinen Wassereinbruch, der bisher laufend unter Kontrolle gehalten werden mußte. Hoffentlich werden die Gemeinderäte der Assedörfer und die Aufsichtsorgane des Landkreises Wolfenbüttel sehr gewissenhaft dieses Projekt verfolgen. Wenn das Grundwasser durch den Atommüll verseucht ist, dürfte es für Überlegungen zu spät sein.“
Es wurde trotzdem eingelagert. Prof. Dr.-Ing. Klaus Kühn sagte als verantwortlicher Wissenschaftler, dass „die Gefahr von Wasser- oder Laugeneinbrüchen als minimal anzusehen bzw. mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sogar auszuschließen“ seien. Asse II war schon zu Zeiten der Einlagerung nicht trocken. 1988 begann dann der bis heute anhaltende Laugenzufluss, worüber die Öffentlichkeit erst 1996 informiert wurde. Trotz des Laugenzuflusses bedauerte Kühn 1992, dass er die “Versuchs“-einlagerung von AVR-Brennelementekugeln nicht mehr weiterführen durfte.
Kühn erhielt 1990 das Bundesverdienstkreuz. Die WAAG hat ihn zur Mahnwache eingeladen und ihm vorgeschlagen, sein Bundesverdienstkreuz abzugeben. Die Arbeit des Dipl.-Ing. Helge Jürgens wurde damals nicht gewürdigt. Er war der erste, der in einer wissenschaftlichen Abhandlung vor den Folgen des Absaufens warnte – und dadurch Nachteile erfuhr.
2009 wurde das BfS Betreiber der Schachtanlage Asse II, alles sollte besser werden. Sein Präsident, Wolfram König, verkündete im Januar 2010 die Rückholung. Das weitere Vorgehen erweckt allerdings den Eindruck, dass das BfS weniger die Rückholung als das alte Schließungskonzept betreibt. Es geht u. a. um die Verfüllung der Zuwege zu den Einlagerungskammern auf der 750 m-Sohle. Unabhängige Wissenschaftler befürchten, dass sich dadurch die Lauge in den Einlagerungskammern stauen und der Müll durchnässt werden könnte. König wurde jetzt von der Bundesregierung befördert - zum Präsidenten des Bundesamts für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE). Auch er wurde auch zur Mahnwache eingeladen. Das Engagements von Bürgerinnen und Bürgern ist nach wie vor dringend erforderlich – und wird es noch lange sein.
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