Wolfenbüttel. Unzureichende Kommunikation, wenig Kompromissbereitschaft seitens der Stadtverwaltung, Hin-und-her-Geschubse und zu wenig Ankerkennung - das sind die führenden Argumente der Wolfenbütteler Marktbeschicker, weshalb man am 4. September die Schotten dicht lassen will. Grund ist, dass die Standbetreiber wegen des Streetfood Festivals vom Schlossplatz auf den Stadtmarkt umziehen sollen.
Sollte das Streetfood Festival wie von der Stadt geplant, am 4. September auf dem Schlossplatz stattfinden, muss der Wochenmarkt auf den Stadtmarkt umziehen. "Das geht gar nicht!", sagt Imbissbetreiberin Silvana Preuße und spricht ihren Kollegen auf dem Wochenmarkt damit aus der Seele. Denn den Entschluss, am 4. September zu streiken, habe man gemeinsam gefasst. Man wolle nicht mehr hin und her geschubst werden. "Uns wurde vom Bürgermeister zugesichert, dass dieser Platz hier für uns bis Dezember sicher ist. Und nun sollen wir wieder umziehen. Und dann auch noch auf einen Platz, der ja früher angeblich zu klein war, um dort den Wochenmarkt abzuhalten. Das ist er jetzt nicht mehr?", fragt sie.
"Wir werden nicht gehört"
Außerdem, so berichten es die von uns befragten Marktbeschicker unisono, sei die Vorgehensweise nicht besonders gut gelaufen. Heute vor zwei Wochen sei der Marktmeister mit der Botschaft auf die Standbetreiber zugekommen, dass sie am 4. September auf den Stadtmarkt ausweichen müssen. "Keine vorherige Absprache, kein Kompromiss. Und überhaupt wurden an dem Tag nicht alle Standbetreiber informiert, weil viele mittwochs gar nicht da sind. Einen Brief oder eine E-Mail gab es nicht", kritisiert Guillaume Gerard, der einen Obst- und Gemüsestand auf dem Wochenmarkt betreibt. "Ich werde mich an diesem Boykott beteiligen, weil ich mir mehr Gespräche gewünscht hätte. Wir sind doch Teil des Wolfenbütteler Lebens. Aber wir werden nicht gehört", sagt er.
So sieht es auch Standbetreiber Frank Biederhorn. "Wir schließen uns dem Boykott an. Dieses hin und her Geschubse machen wir nicht mehr mit. Früher wollten alle auf den Stadtmarkt, jetzt wollen alle auf den Schlossplatz. Jetzt weichen wir für das Streetfood Festival, dann ist eine andere Veranstaltung. Und so holt ein Tag den anderen. Wir hätten es gut gefunden, wenn man gemeinsam einen Kompromiss gefunden hätte. Vielleicht hätte man uns ja in die Veranstaltung integrieren können", sagt Biederhorn.
"Wir sind doch ein Teil des Wolfenbütteler Lebens. Also sollten wir gehört werden", sagt Guillaume Gerard. Foto: Anke Donner
Den Wochenmarkt in das Streetfood Festival einzubinden, hätte auch Jan Buchholz gut gefunden. Der Obst- und Gemüsehändler sagt: "Uns wurde der Schlossplatz bis Dezember zugesichert. Und jetzt sollen wir ohne wenn und aber weichen. So ist es ständig und man muss sich das nicht gefallen lassen. Man hätte uns doch einfach integrieren können. Wir fangen ja viel früher an und hören früher auf. Da wäre sicher etwas möglich gewesen, aber darüber wurde erst gar nicht geredet", sagt Buchholz.
"Schon wieder ein Arschtritt"
Die Fischräucherei Held steht mittwochs und samstags auf dem Wochenmarkt. Auch dort kommt der Plan der Stadt nicht besonders gut an. "Jetzt kriegen wir schon wieder den Arschtritt. Erst sollen wir wegen Corona hier her und jetzt wieder zurück und auf dem Stadtmarkt zusammengepfercht werden. Wir bauen an dem Tag nicht auf", macht Gerald Held deutlich.
Kein Kompromiss, kein Markt
Seit das Streikvorhaben bekannt und die Kritik der Standbetreiber laut wurde, gab es auch keine Gespräche mehr mit der Stadt. Weder Bürgermeister, noch Marktmeister hätten das Gespräch gesucht, oder gar einen Kompromiss angeboten. Stattdessen gab es harsche Kritik am Verhalten der Marktbeschicker ob ihrer Streikankündigung - seitens der Stadt und örtlicher Medien. Das, so Silvana Preuße, sei ein weiteres Ärgernis. Die Standbetreiber werden als "kindisch" und "trotzig" abgestempelt. Ein Umgangston, der es an Respekt und Anerkennung den Standbetreibern gegenüber mangeln lässt, sagt sie.
Der Verlierer steht fest
An einem Samstag die Stände nicht aufzubauen, bedeute für die Marktbeschicker nicht nur finanzielle Einbußen. Auch für die Kunden ist diese radikale Lösung nicht schön, wissen die Standbetreiber. Doch man sehe keine andere Möglichkeit, um sich Gehör zu verschaffen. Sollte das Streetfood Festival auf dem Schlossplatz stattfinden, wird gestreikt. "Die Verlierer sind am Ende wir und die Kunden", sagt Silvana Preuße.
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