Stadt hält Marktbeschicker-Streik für "kindisch und trotzig"

Der Wochenmarkt soll einmalig auf dem Stadtmarkt stattfinden. Das passt den Marktbeschickern überhaupt nicht. Sie kündigen einen Streik an.

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Der Wochenmarkt soll einmalig auf dem Stadtmarkt stattfinden.
Der Wochenmarkt soll einmalig auf dem Stadtmarkt stattfinden. | Foto: Thorsten Raedlein

Wolfenbüttel. Wegen des geplanten Streetfood Festivals, das am 3., 4. und 5. September auf dem Wolfenbütteler Schlossplatz stattfinden soll, müssen die Standbetreiber des Wochenmarktes ihre Stände packen und auf den Stadtmarkt umziehen. Das ruft Kritik bei den Martkbeschickern hervor. Sie kündigen einen Streik an. Die Stadtverwaltung findet dieses Verhalten "kindisch und trotzig", wie diese auf Nachfrage erklärt.


Den Standbetreibern des Wolfenbütteler Wochenmarktes stößt das Vorhaben der Stadtverwaltung, den Markt einmalig wieder auf den Stadtmarkt zu verlegen, sauer auf. Imbissbetreiberin Silvana Preuße erklärt gegenüber regionalHeute.de, warum man am 4. September plane, die Stände erst gar nicht aufzubauen. "In der Tat planen wir Marktbeschicker einen Boykott am 4. September, weil wir wieder mal den Schlossplatz räumen sollen", so Silvana Preusse, die berichtet, dass wohl aller Wahrscheinlichkeit nach alle Marktbeschicker mitmachen werden. Bei zwei Betreibern sei man sich noch nicht sicher.

Marktbeschicker haben genug


Die Stadt habe man selbst über den Streik nicht informiert, inzwischen ist es aber auch dort bekannt. Die Imbissbetreiberin ärgert sich über das Vorgehen der Stadtverwaltung. Man habe im Vorfeld nicht gefragt, ob die Standbetreiber den Platz für das Streetfood Festival räumen. "Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Der Bürgermeister hatte uns diesen Schlossplatz als 'save bis Dezember' zugesichert, nun sollen wir für dieses Fest wieder rücken. Auf den Markt, der vorher Corona bedingt für uns zu eng war. Jetzt ist obendrein das Zelt auf dem Platz, und jetzt ist es nicht mehr zu eng?", fragt Silvana Preusse.

Man wolle nicht mehr hin und her geschoben werden, oder zumindest will man vorher gefragt werden, macht sie deutlich. "Es ist schwer nachzuvollziehen, aber wenn die Beschicker andere Plätze haben, als es der Kunde gewohnt ist, sucht der Kunde den Stand nicht. Und die Einbußen sind erheblich. Jetzt haben wir zwar gar keine Einnahmen an dem einen Tag mehr, aber es geht uns darum, ein Zeichen zu setzen damit die Bürger informiert sind, was uns belastet und wie mit uns umgegangen wird", erklärt sie die Streikpläne der Standbetreiber.

Den Vorwurf, dass die Marktbeschicker vorab nicht informiert worden seien, weist die Stadtverwaltung auf Nachfrage von sich. Im Rahmen des Pressegesprächs zum Stadtgrabenfest sei bereits kommuniziert worden, dass das Streetfood Festival auf dem Schlossplatz stattfindet. "Es gab vor dem Termin bereits eine Info an die Marktbeschicker durch den Marktmeister. Der Marktmeister hat schon mit den Vorbereitungen für die Planung des Marktes auf dem Stadtmarkt begonnen, weitere Planungen sind nun wohl überflüssig", so Stadtsprecher Thorsten Raedlein. Kritik habe es an den Plänen gegeben, aber eine Streikankündigung nicht, betont Raedlein außerdem.

"Kindisch und trotzig"


Die Stadtverwaltung bedauere den angekündigten Streik - grade im Sinne der Kunden. Man könne das zur Kenntnis nehmen, aber eben nicht verhindern, heißt es aus dem Rathaus. "Aber wir dürfen so ein Verhalten durchaus als kindisch und trotzig empfinden. Natürlich finden auch wir es nicht schön, dass der Markt umziehen muss. Und natürlich hätten auch wir uns eine andere Möglichkeit gewünscht, aber die Corona-Pandemie, unter der wir alle seit eineinhalb Jahren zu leiden haben, erlaubt uns nur ein vorsichtiges Vorgehen, wenn wir nach langer Pause auch wieder einmal eine größere Veranstaltung für die Bürgerinnen und Bürger bieten wollen", so Raedlein, der erklärt, dass der Schlossplatz als Veranstaltungsfläche vorgesehen und der Stadtmarkt für den Wochenmarkt festgelegt sei.

Die Äußerung der Stadtverwaltung, die Reaktion der Standbetreiber sei "trotzig und kindisch" hat inzwischen auch Silvana Preusse erreicht und kommt bei der ganz und gar nicht gut an. "Uns als trotzig und kindisch hinzustellen, assoziiert man mit kleinen Kindern, und das ist mehr als unzumutbar, so geht man nicht miteinander um, nach dem Motto "auf dem Markt arbeiten nur die einfachsten Leute."

Stadt wirft Marktbeschickern egoistisches Verhalten vor


"Um auch in Pandemiezeiten mit hohen Inzidenzen oder einem Lockdown einen sicheren Markt mit allen zugelassenen Händlern anbieten zu können wurde mit Beginn der Pandemie sofort beschlossen, auf den Schlossplatz auszuweichen. Dies geschah im Interesse der Marktbeschicker. Höhere Kosten, die aufgrund der erforderlichen Hygienemaßnahmen erforderlich waren, um den Markt überhaupt betreiben zu dürfen, wurden von der Stadt – also der Allgemeinheit getragen. Wenn es nun – nach über eineinhalb Jahren ohne Veranstaltungsangebote (nach Weihnachtsmarkt 2019) - eine Veranstaltung für die Allgemeinheit geben soll, dann wäre es ein Zeichen der Solidarität der Marktbeschicker gewesen, dies vielleicht nicht zu mögen, vielleicht nicht gut zu finden aber wenigstens zu verstehen. Was nun zurückkommt, ist ein Zeichen des Egoismus. Schade. Wie wir in Fällen wie diesen künftig miteinander umgehen, wird sich zeigen. Solange die Pandemie hier unsere Abwägung erfordert sind die Alternativen entweder der Verzicht auf die Veranstaltung oder gleich die Absage des Wochenmarktes, da ein Umzug für einen Markttag offensichtlich nicht gewünscht ist. Gleichwohl, und dies haben wir auch schon auf der PK mitgeteilt, kann sowieso erst zirka eine Woche vorher gesagt werden, ob die Veranstaltung aufgrund der dann absehbaren Inzidenzwerte/Vorschriften stattfinden kann", macht Radelein weiter deutlich. Eine Alternative würde es jedenfalls nicht geben. Ebenso könne das Streetfood Festival nicht in die Innenstadt oder direkt auf den Stadtmarkt gelegt werden, da hier mit einem höheren Besucheraufkommen und Platzbedarf zu rechnen sei. Das würde die Kapazität des Stadtmarktes nicht hergeben.


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