Wolfenbüttel. Dunja Kreiser oder Lennie Meyn? Die Mitglieder der SPD im Unterbezirk Wolfenbüttel müssen sich entscheiden, ob sie lieber ihre Landtagsabgeordnete oder den Stadtverbandsvorsitzenden bei der kommenden Bundestagswahl ins Rennen um einen Sitz im Berliner Reichstag schicken möchten. Bei insgesamt sieben Vorstellungsrunden im Kreisgebiet stellen sich die beiden den Fragen ihrer Basis. Die fünfte dieser Art fand am gestrigen Mittwochabend für den SPD-Stadtverband in der Lindenhalle statt.
Gerade einmal knapp über 30 Besucher des um die 350 mitgliederstarken Stadtverbandes waren gekommen, um sich anzuhören welche Ziele Dunja Kreiser und Lennie Meyn in Berlin verfolgen wollen. Entweder ist es das am Ende fehlende Abstimmungsrecht im Delegiertensystem oder aber der Rest ahnte schon, dass man hier keine großen Überraschungen präsentiert bekommen würde. Immerhin sind die beiden in ihren Reihen vor Ort keine Unbekannten. Dabei könnten sie jedoch unterschiedlicher kaum sein.
Unterschiedliche Kandidaten
Und das ist nicht auf das Geschlecht bezogen, auch wenn Dunja Kreiser in ihren Redebeiträgen nicht müde wird darauf hinzuweisen, dass sie eine Frau ist. Eine, die sich schon beachtlich früh gegenüber dem anderen Geschlecht behauptete. 1987 begann die heute 49-jährige Mutter eine Ausbildung in der Kläranlage Wolfenbüttel und arbeitete sich in einem männerdominierten Berufsumfeld zur Abwassermeisterin hoch. Eigenen Angaben zufolge die zweite in Deutschland überhaupt. Heute ist sie Berufspolitikerin in der Regierungskoalition im niedersächsischen Landtag. Eine möglicherweise wichtige Erfahrung die sie dem 26-jährigen, mit zwei Masterabschlüssen selbstständig tätigen Meyn, voraus hat.
Nein, die tatsächlichen Unterschiede der beiden liegen im Auftreten und in den politischen Themenschwerpunkten. Während Meyn die Vorstellung seiner Person, Ziele und Visionen mit der Betonung eines Hörbuchsprechers wie vor dem Spiegel einstudiert vorträgt, zeigt sich Kreiser im Gegensatz routiniert lässig. So routiniert, dass sie die Wolfenbütteler Lindenhalle für einen kurzen Moment in Schöppenstedt verortet.
Mit einem Bundestagsmandat ausgestattet möchte Meyn sich unter anderem dem von Automatisierungsprozessen geschuldeten Umbruch der Arbeitswelt widmen. Zudem wolle er sich dafür einsetzen, die Schere zwischen Arm und Reich weiter zu schließen und spricht von seinen Gedanken, Löhne von oben begrenzen zu wollen. Doch sein Steckenpferd ist die Digitalisierung, die er vorantreiben will und der er bislang eine stiefmütterliche Behandlung innerhalb der Berliner Politik attestiert.
Themen, die sich von der Priorität Kreisers unterscheiden. Sie benennt hier als erstes Wohnstandorte fördern zu wollen und sich für einen starken Mittelstand mit besseren Löhnen im Handwerk einzusetzen. Weiterhin wolle sie sich für den Erhalt und die Stärkung der Integrationsarbeit einsetzen, bei der bereits Fördermittel wegfallen würden. Doch neben Lösungen für landwirtschaftliche Veränderungen im Zeiten des Klimawandels will sie sich vor allem im Innenausschuss engagieren. Jenem Ausschuss dem sie bereits in Hannover angehört.
"GroKo hat die SPD geschädigt"
Und auch bei der Koalitionsfrage sind bei Lennie Meyn und Dunja Kreiser unterschiedliche Tendenzen zu erkennen. Zwar benennen beide Rot-Grün als eine mögliche Option, doch ist es allein Kreiser, die anregt mit sozialen Themen linksorientiert zu schauen und sich Gedanken über ein Rot-Rotes Bündnis mit den Linken zu machen. Einigkeit herrscht zumindest darin keine erneute große Koalition bilden zu wollen. Das habe, so Kreiser, die SPD geschädigt.
Am kommenden Montag nun müssen sich 79 Delegierte auf einem Parteitag des Unterbezirks entscheiden, wen von beiden sie für eine mögliche Kandidatur nominieren möchten. Abschließend entscheidet dann am 21. November eine Wahlkreisdelegiertenkonferenz wer im Wahlkreis 49 für die SPD antreten darf. Und dort haben dann auch die SPD Salzgitter sowie Genossinnen und Genossen aus dem Landkreis Goslar, die ebenfalls zum Wahlkreis gehören, bei vorhandenen Gegenkandidaten noch ein Wörtchen mitzureden.
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