Wolfenbüttel/Berlin. Politik kann auch Digitalisierung, das hat die inzwischen dritte Ausgabe der MIT:FUTURA gezeigt. Das Startup-Event der MIT brachte vor kurzem rund 500 Digitalisierungsexperten mit namhaften Politikern in Berlin zusammen. Ihnen gaben die Gäste ein Bündel an politischen Forderungen mit auf den Weg. Auch Wolfenbüttels MIT-Chef Holger Bormann war mit Vorstandskollegen Tilo Geipel nach Berlin gereist.
CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer warb für einen neuen Blickwinkel. „Wir haben zurzeit in Deutschland eine sehr eingeschränkte Sicht auf die Digitalisierung“, sagte Kramp-Karrenbauer im ehemaligen Kino Kosmos in Berlin. „Es werden bald sehr viel mehr Transaktionsprozesse bei uns stattfinden als Netzausbau und Industrie 4.0.“ Hierfür müsse die Politik die Rahmenbedingungen setzen. Dabei entscheide in Zukunft weniger die Größe eines Landes über Erfolg und Misserfolg. „Es wird vielmehr auf die Bereitschaft und Kreativität unserer Gesellschaft bei der Umsetzung der Digitalisierung ankommen“, so die Generalsekretärin.
Für eine neue Sichtweise warb auch Digital-Staatsministerin Dorothee Bär:„Wir haben derzeit noch zu viele Bedenkenträger und zu viel Entweder-oder-Mentalität in Deutschland.“ Neue Ideen würden zu oft voreiligals unrealistisch abgetan. Bär: „Wir müssen in allen Bereichen, von derVerwaltung bis zur Wirtschaft eine andere Form von Fehlerkultur lernen.“
Vor allem an sie richteten die Gäste der MIT:FUTURA konkrete politischeForderungen, die sie zuvor in vier verschiedenen Transformation Boards entwickelt hatten. Die Wünsche: Eine Reform des Arbeitszeitgesetzes mit mehr Flexibilität, mehr internationale Zusammenarbeit bei der Cyber Security, eine Reform des Beförderungsgesetzes und eine stärkere Förderung der Forschung zur Künstlichen Intelligenz (KI). Bär kündigte an, dass die Bundesregierung bis Herbst einen Masterplan zur KI erarbeiten werde. Die weiteren Punkte werde sie ebenfalls in die Bundesregierung tragen.
Bundesgesundheitsminister und MIT-Präsidiumsmitglied Jens Spahn ging auf die Herausforderungen der Gesundheitspolitik beim Umgang mit Daten ein. Überzogene Datenschutzanforderungen dürften nicht die Versorgung unmöglich machen. Viele Patienten verlangten sogar mit Nachdruck, dass ihre Daten anonymisiert für Forschung und Entwicklung genutzt werden, so Spahn. Er schlug das Modell einer „Datenspende“ vor, mit der sich Patienten einverstanden erklären können, dass ihre Daten zur Entwicklung neuer medizinischer Erkenntnisse genutzt werden. Weiterhin kündigte Spahn eine stärkere Zusammenarbeit seines Ministeriums mit Startups an. Es werde bereits an einer Zertifizierung von Apps gearbeitet.
Die MIT:FUTURA stand in diesem Jahr unter dem Motto Transformation Interaction. Mit vielen Interaktions- und Netzwerk-Formaten wurde aufgezeigt, wie sich erfolgreiche Unternehmen digital transformieren und was andere von diesen Best-Practice-Beispielen lernen können. Dazu dienten vor allem der Switch Pitch und der Transformation Pitch.
Beim Transformation Pitch präsentierten Gründer ihre Startups vor einer Experten-Jury aus Venture-Capital-Gebern (VCs), Digitalexperten und natürlich dem Publikum. Am Ende wählten sowohl die Jury als auch das Publik ihre Favoriten aus. Die Jury votierte für EpiQMAx, einem Startup aus dem Bereich der Epigenetik. Favorit des Publikums war OrCam, ein Entwickler von intelligenten Sehhilfen.
Beim Switch Pitch präsentierten nicht Gründer vor VCs, sondern etablierte Unternehmen und Organisationen vor einer Jury aus Startup-Unternehmern. Hier setzten sich der Leuchtmittel-Hersteller Osram (Jury-Preis) und der Laser- und Werkzeugmaschinen-Produzent Trumpf (Publikums-Preis) durch.
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