Nach 70 Jahren Grab des Vaters gefunden

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Sie reinigten und entrosteten 420 Grabkreuze, lackierten 112 Grabkreuze neu und waren darüberhinaus mit weiteren Pflege- und Reinigungsarbeiten beschäftigt: Vom 17. bis 28. Juni dieses Jahres waren zehn Reservisten aus Wolfenbüttel und zwei Soldaten aus Munster auf der französischen Kriegsgräberstätte Fort de Malmaison im ehrenamtlichen Arbeitseinsatz für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Am Montag wurden Sie für ihren Einsatz geehrt.

Eine besondere Beziehung zu diesem Soldatenfriedhof hat Kurt Pätzold. Nach 70 Jahren hat er dort endlich das Grab seines Vaters gefunden. Erst kurz zuvor hatte er bei der Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen
von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht erfahren, dass sein Vater dort begraben liegt. Er sei mehrmals umgebettet worden, daher wusste die Familie nicht, wo er begraben war.

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Michael Grandt (l.) und Martin Hortig (r.) ehrten Klaus Demmerle, Peter Stock und Karl-Jürgen Heldt von der RK Hornburg/Schladen für ihr Engagement bei der Haus- und Straßensammlung des Volksbundes. Foto:



Der Vorsitzende des Kreisverbandes Wolfenbüttel im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Erster Kreisrat Martin Hortig, lobte die freiwilligen Helfer der Reservistenkameradschaft (RK) Wolfenbüttel (Hartmut Beischall, Dieter Armbrecht, Uwe Kalb, Kurt Pätzold, Rudolf Schulz, Siegfried Richter, Dieter Giese, Günter Horneffer, Hans-Joachim Kröger und Sascha Rössing) und der Stabskompanie der Panzerlehrbrigade 9 in Münster (Daniel Wäsche und Max Ceglarski) für ihren Einsatz. "Einsätze auf Kriegsgräberstätten wie in Fort-de-Malmaison trügen wesentlich zur Verständigung zwischen den Völkern bei", sagte Hortig. Rainer Grygiel, Beauftragter des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberstätten für die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr in Niedersachsen/Bremen, betonte, dass der Einsatz auf den Kriegsgräbern dazu beitrage, Mahnstätten zu erhalten. Die Wolfenbütteler RK bezeichnete er als „verlässliche Partner“, sowohl beim Sammeln von Spenden als auch bei den Einsätzen auf den Kriegsgräberstätten. Ein großes Lob gab es auch vom Geschäftsführer des Bezirksverbandes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Michael Grandt.

Die Leitung des Pflegeeinsatzes lag bereits zum dritten Mal in den Händen des Hauptgefreiten der Reserve Hartmut Beischall. Auf dem 1965 eingeweihten deutschen Soldatenfriedhof Fort de Malmaison im Gebiet der Ile de France ruhen insgesamt 11841 Angehörige der ehemaligen deutschen Wehrmacht. Zum Teil waren sie nach dem Frankreich-Feldzug und nach den schweren Kämpfen um die Höhenzüge des Aisne-Tales 1940 bereits 1941 bis 1944 durch den Gräberdienst der Wehrmacht hier bestattet oder nach 1945 durch den französischen Gräberdienst hierher überführt worden. Zu den Aufgaben der zwei aktiven Soldaten und zehn Reservisten gehörte die Reinigung und Entrostung sowie die Neulackierung der gusseisernen Grabkreuze auf dem Friedhof. Des Weiteren wurden Pfähle für einen neuen Zaun gebohrt und gestrichen. Unterkunft und Verpflegung wurden von der Französichen Armee im Camp Militaire de Sisonne gestellt. Gemeinsam feierte man als Abschlusses des Einsatzes eine gemeinsame Gedenkstunde. Hartmut Beischall hielt die Trauerrede, eine Ehrenwache wurde von beiden  Nationen gestellt. "Wir haben gemeinsam festgestellt, dass die Versöhnung der beiden Völker über den Gräbern stattgefunden hat." Doch es wurde nicht nur gearbeitet. In ihrer Freizeit unternahmen die Kameraden der RK Fahrten nach Laon und Reims.

Im Rahmen der Ehrungsveranstaltung wurden von Michael Grandt noch Peter Stock, Karl-Jürgen Heldt und Klaus Demmerle für ihre Verdienste um die Haus- und Straßensammlung mit der Ehrennadel des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ausgezeichnet.


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