"Neue Juliusstadt": Erste Planungsentwürfe sorgen für Diskussion und besorgte Gesichter

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| Foto: Anke Donner )



Wolfenbüttel. Die im letzten Jahr verschobene Informationsveranstaltung zur Quartiersentwicklung der Juliusstadt – Kernbereich Ahlumer Siedlung, wurde am heutigen Abend nachgeholt und sorgte für erhitze Gemüter.

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Bürgermeister Pink begrüßte die Gäste zur Veranstaltung Foto: Anke Donner)



Neben Bürgermeister Thomas Pink nahmen auch WoBau-Geschäftsführer Markus Hering, sowie Bauamtsleiter Gerhard Willms an der Veranstaltung teil. Unter den gut 60 Gästen  waren auch zahlreiche Gesichter aus Verwaltung und Politik  zu erblicken. Die Informationsveranstaltung sollte erste Aufschlüsse zur Gestaltung und Weiterentwicklung rund um den Stadtteil Juliusstadt geben.

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Architektin Alexa Stehm erläuterte die vorläufigen Pläne zur Quartiersentwicklung Foto: Anke Donner)



Nachdem Bürgermeister Thomas Pink die zahlreichen Bürger in der Aula der Grundschule am Geitelplatz begrüßt hatte, stellte Alexa Stahm vom Vahlberger Architektenbüro Stahm die vorläufigen Pläne anhand einer Präsentation vor. Doch schon nach wenigen Minuten warfen die Planungen und Ideen erste Fragen und Sorgen bei den Bürgen auf, die die Präsentation der Architektin schon vor der eigentlichen Diskussionsrunde  immer wieder unterbrachen.

Lebensqualität zu erschwinglichen Mieten


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Thomas Pink und Markus Hering stehen Rede und Antwort Foto: Anke Donner)



Die angestrebten Veränderungen der WoBau, welche Eigentümer der meisten Häuser in besagten Stadtteil ist, sieht einen Rückbau einiger, schon unbewohnter, Mehrfamilienhäuser vor. Dafür würde man moderne und zeitgemäße Wohnungen schaffen wollen. Veranschaulicht wurde die Maßnahme explizit am Beispiel "Am Rodeland". Dort könnten nach ersten Planungen neue Mehrfamilienhäuser entstehen. Diese wären jedoch um einiges größer, als die bisherigen. "Wenn wir einen zeitgemäßen Standard erzielen wollen, der zudem auch noch erschwinglich für den Mieter bleibt, müssen wir in solchen Größen bauen", erörterte Markus Hering. Hering spricht damit vor allem den Einbau von Fahrstühlen an, die in der heutigen Zeit zum normalen Standard gehören. Doch Fahrstühle benötigen Platz, der sich darin auswirkt, dass Gebäude höher werden.

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So, oder so ähnlich könnte es in einigen Jahren "Am Rodeland" aussehen Foto:



Alexa Stahm versuchte den Bürgern die Veränderungen schmackhaft zu machen. "Wir möchten Wohnraum schaffen, der große Grünflächen vor den Häusern vorsieht. Außerdem soll die Verkehrssituation verändert werden. Eine 30-Zone im gesamten Stadtteil wäre denkbar und die Parkplatzsituation soll verbessert werden" so die Architektin und zeigt Bilder, wie es "Am Rodeland" einmal aussehen könnte.

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WoBau-Geschäftsführer Markus Hering erörterte die Situation in der Juliusstadt Foto: Anke Donner)



"Qualitätswohnen ist unser Ziel, keine Luxuswohnungen, die niemand bezahlen kann.Wir wollen individuelle Lösungen für die Mieter schaffen. Die Modernisierung und Neugestaltungen beziehen sich auch nicht nur auf die Häuser, sondern auch auch auf Höfe und Grundstücke", so Hering. Für die WoBau seien diese Maßnahmen ein Kraftakt, der zu bewältigen sei. Dennoch möchte man die Wohnungen dem heutigen Standard anpassen, ohne  hohe Mieten zu erlassen.

Veränderung? Ja, aber bitte nicht vor der Nase


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So ganz trauten die Bürger den geplanten Veränderungen noch nicht Foto: Anke Donner)



Die Vorstellung, einen Betonklotz vor der Nase zu haben, missfiel einigen Eigentümern dann schon sehr und sorgte für Fragen und Diskussionen. "Wir werden in unserer Privatsphäre eingeschränkt. Jeder kann uns direkt in den Garten schauen", äußerte eine besorgte Anwohnerin. "Uns wird dann auch das Sonnenlicht genommen. Die größeren Häuser werfen auch größere Schatten", so ein weiterer Einwand aus dem Publikum. Die Planungen würden sich über die Eigentümer der Einfamilienhäuser hinwegsetzten, hieß es in weiteren Einwänden.

Alex Stahm griff hier in die Diskussion ein und versicherte, dass es sich lediglich um erste Pläne und Ideen handele."Wir haben noch keine Architeketenpläne gemacht. Alles was sie hier heute sehen und hören, sind erste Ideen. Es wird erst zu einem späteren Zeitpunkt konkretisiert", erklärte sie. Außerdem habe man genau solche Fakten bei der bisherigen Planung durchaus berücksichtigt und Stahm veranschaulichte die Schatten-Situation anhand einer Verschattungsstudie. Diese zeigte zwar deutlich, dass ein größerer Block mehr Schatten werfe, aber dies nach Aussage der Architektin noch in einem normalen Maß sei. Auch die Abstände zu den angrenzenden Grundsrücken seien um einiges großzügiger geplant, als dies normalerweise üblich sei. "Wir reden hier von einem Abstand von ca 40 Metern zu den anderen Grundstücken", so Stahm, die dazu das Beispiel "Am Rodeland" wieder aufnahm.

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Im "Kiefernweg" wurden einige Häuser der WoBau schon modernisiert. Foto: Anke Donner)



Auch Bürgermeister Thomas Pink lenkte ein und beruhigte die anwesenden Anwohner. "In den nächsten zwei Wochen können alle Bürger ihre Bedenken und Anregungen im Bauamt der Stadt einreichen. Wir stehen erst am Anfang einer langen Planungsphase. Wir reden hier von 15 bis 18 Jahren und einer Investitionssumme von mehreren Millionen Euro. Es werden kurz-mittel- und langfristige Projekte werden", so Pink. Zuständig ist Nicole Fabian vom Amt für Stadtentwicklung, Planen und Bauen.

Wie man im später genau verfahren wird, wird ein Bauleitverfahren ergeben. Fakt ist: Viele der bestehenden Mehrfamilienhäuser sind aus den 1930er Jahren und können zum Teil nicht mehr saniert und modernisiert werden. Einzelne Häuser, zum Beispiel im Kiefernweg, seien in den vergangenen Jahren schon modernisiert wurden. Doch eine umfangreiche und zeitgemäße Modernisierung sei eben nicht an allen Blöcken möglich. Um dennoch ausreichend Wohnfläche zu schaffen, müsse das Alte dem Neuen weichen.

Verkaufen, oder weiterentwickeln


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Thomas Pink vertritt seinen Standpunkt klar und deutlich und der heißt- weiterentwickeln Foto:



Auf der einen Seite freuten sich die Bürger, dass nun etwas "frischer Wind" in ihr Stadtteil kommen sollte, aber die auf der Planung eingezeichneten Neubauten sorgten dann doch für überwiegend besorgte Gesichter und Unmut. Von Einbüßung der Lebensqualität war die Rede und von Entscheidungen der WoBau, die über die Köpfe der Bürger getroffen werden. "Wieso wird eine Veranstaltung wie diese gemacht, wenn die WoBau ihre Entscheidungen schon getroffen hat?", hieß es aus dem Publikum. Der Bürgermeister, der sich inzwischen von seinem Platz erhoben hatte, nahm ganz klar Stellung zu den Plänen der Stadt und der WoBau. "Wir haben Verantwortung für diesen Stadtteil übernommen. Wir hätten es auch an irgendwelche Gesellschafter verkaufen können. Aber was hätten wir davon gehabt, wenn es solche gewesen wären, wie damals bei der Hertie-Immoblie? Wir haben uns für die Weiterentwicklung entschieden", so der Bürgermeister. Seine klare Antwort und Stellung brachten dem Stadtoberhaupt dann wiederum zustimmenden Applaus ein.

Großer Redebedarf


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Die Anwohner der Juliusstadt haben noch Redebedarf Foto: Anke Donner )



Im Stadtteil besteht großer Handlungsbedarf, aber ein noch größerer Redebedarf. Einerseits sind die Anwohner froh, dass nun endlich etwas passiert in ihrem Stadtteil, andererseits haben sie Angst vor den Veränderungen. Doch schlimmer als die Veränderung, ist der Stillstand. Das sah auch eine weitere Anwohnerin so. Sie freue sich auf die Modernisierung und wartet schon ungeduldig darauf, wann ihr Haus an der Reihe ist. "Ich bin froh, dass sich etwas tut. Früher hat man gerne gesagt, dass man "Am Rodeland" wohnt, heute verziehen die Menschen die Gesichter und sagen: "Da wo die Assis wohnen...", erzählte sie.

Thomas Pink und Markus Hering versprachen weitere Informationen und Gespräche mit den Bürgern. "Gerne können wir uns auch speziell mit den Eigentümern der Siedlung einmal zusammensetzten und Kompromisse schaffen", verspricht er. Eine "Eintagsfliege" soll die heutige Veranstaltung auch nicht bleiben, versicherte der Bürgermeister. Viele Gespräche, Diskussionen und Fragen sollen dem heutigen Bürgergespräch noch folgen. Bedarf ist genug da.


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