Niemals wieder: Mahnmale aus Messing sollen erinnern

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Wolfenbüttel. Geht man durch die Straßen der Stadt, fallen die kleinen in den Boden gelassen messingbesetzten Steine immer wieder auf. Es sind Denkmale, die an die Vertreibung oder Ermordung der Wolfenbütteler Bürger  jüdischen Glaubens im Zweiten Weltkrieg erinnern sollen. Nun sind weitere 18 der Stolpersteine dazu gekommen.

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Fünf der insgesamt 18 Stolpersteine sind vor der Halchterschen Straße 18 eingebetet, sie erinnern an die Familie Schloss. Foto: Sina Rühland



Ihre Namen sind Nathan, Helene, Frieda, Lore, Resi, Margret und Liesel Schloss. Alfred, Frieda und Ilse Pohly. Amalie Schloss und Sheppard Kermann. Sie lebten in der Halchterschen Straße 4 und 18, im Kalten Tal 6 und in der Krummen Straße 28. Ihnen, ihrem Leben und ihrer Geschichte sind die Steine gewidmet.

Sie alle haben Biografien, an die man die Pflicht hat zu erinnern. Interessen, Leidenschaften, Charakterzüge, Lieblingsgegenstände: jeder neue Stolperstein erzählt von einem Menschen, der unvorstellbares Leid durch die Nationalsozialisten erfahren musste. Man solle, müsse an die Geschichten erinnern, sie wach halten, damit nie wieder Menschen ein solches Schicksal drohe, sagt Theologe Dr. Kristlieb Adloff.

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Schüler des Geschichts-Leistungskurses des Schloss-Gymnasiums haben die Geschichten der ehemaligen und vertriebenen Bewohner aufgearbeitet. Foto: Sina Rühland



Mit dem Schicksal der Familien haben sich Schüler des Geschichts-Leistungskurses des Gymnasiums im Schloss beschäftigt. Sie berichten aus dem Leben der Bewohner, von persönlichen Interessen derer, denen die Steinen nun gewidmet sind. Den Ausführungen lauschen auch Angehörige der damaligen Wolfenbütteler; sie sind zum Teil aus London angereist. Die Tochter von Lore Schloss-Bodek verliest während der Gedenkstunde einen Brief ihrer Mutter, die mittlerweile 95 Jahre alt ist und deren Flucht sie 1939 nach England trieb. Die Zeilen handeln von ihrem Schicksal niemals ihre Familie nach der Flucht wieder gesehen zu haben. Schloss-Bodek lässt grüßen und berichten, dass sie seit damals Wolfenbüttel zwei Mal besucht hätte.

Zu den Stolpersteinen


Das Projekt “Stolpersteine” wurde in Deutschland im Jahr 2000 vom Berliner Künstler Gunther Demning ins Leben gerufen. Demning setzt mit den kleine Messingschildern ein großes Zeichen zur Erinnerung an die vertriebenen und getöteten Juden zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Bis heute sind in zehn Ländern Europas knapp 35.000 Steine in Gehwege und Straßen eingelassen. Gunther Demning initiierte damit eines der größten Mahnmale der Welt. Wolfenbüttel ist ein Teil dieses Andenkens.


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