NIW: “Niedersachsen im nationalen und internationalen Vergleich”




[image=5e1764ce785549ede64cd043]Wie steht es um die FuE-Aktivitäten und die Innovationsbeteiligung der niedersächsischen Unternehmen? Wie um die zukünftige Verfügbarkeit von Fachkräften in Niedersachsen? Hierzu hat das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr eine Studie beim Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung (NIW) in Auftrag gegeben. Der Titel des Gutachtens, das jetzt in Hannover vorgelegt wurde, lautet: “Forschung und Entwicklung, Innovationen und Wirtschaftsstruktur: Niedersachsen im nationalen und internationalen Vergleich”.

“Innovationen stärken die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen nachhaltig. Niedersachsen soll deshalb Innovationsland bleiben, sich als solches ständig weiterentwickeln und als erfolgreicher Innovationsstandort wahrgenommen werden. Dabei hat die Bedeutung von Innovationen wie auch von Innovationspolitik für die Zukunftsfähigkeit Niedersachsens und seiner Regionen in den letzten Jahren deutlich zugenommen”, erklärte der Niedersächsische Wirtschaftsminister Jörg Bode.


Die wichtigsten Ergebnisse der Studie im Überblick:

Die FuE-Intensität der niedersächsischen Wirtschaft liegt über dem OECD-Durchschnitt und über dem Durchschnitt der EU-15-Länder. Im Bundesländervergleich liegt Niedersachsen auf Rang 6.
FuE in der niedersächsischen Wirtschaft wird weiterhin von der Automobilindustrie und ihren Zulieferern dominiert.
In der Betrachtung deutscher Raumordnungsregionen zählen Braunschweig und Göttingen zu den bundesweit überdurchschnittlich FuE-intensiven Regionen.

Niedersachsen muss sich im Wettbewerb um Fachkräfte besonders bemühen: In Niedersachsen ist der Anteil jüngerer Ingenieure in wissensintensiven Industrien besonders niedrig, ebenso die Zahl der Studienanfänger in MINT-Fächern. Zudem wandern mehr niedersächsische Absolventen in andere Bundesländer ab, als zuwandern.

Das NIW stellt niedersächsische Instrumente, wie die Personaltransferrichtlinie, den Gründercampus und die Förderung von Wissens- und Technologietransfer in Gebietskörperschaften positiv heraus. Auch die vom Land bereits betriebene Förderung von Kooperationen insbesondere zwischen Hochschulen und KMU sollte beibehalten werden. Zur Fachkräftesicherung empfiehlt das NIW den Dialog zwischen Unternehmen und Hochschulen weiter auszubauen und zu unterstützen, die Studierneigung für MINT-Fächer zu steigern und den Frauenanteil in den klassischen Ingenieurwissenschaften und im Bereich der Informatik weiter zu steigern.

Minister Bodes Fazit: “Das Gutachten bestätigt die Ausrichtung der Innovationspolitik Niedersachsens. Niedersachsen ist mit der KMU-Orientierung der Innovationsförderung auf dem richtigen Weg. Wir werden weiter daran arbeiten, den Innovationsgrad der mittelständischen Unternehmen auszubauen. Auch unsere arbeitsmarktpolitische Zielsetzung mit dem Kernthema Fachkräftesicherung geht in die richtige Richtung. Wir werden den Kurs halten und haben uns mit der Qualifizierungsoffensive in diesem Jahr folgende Ziele vorgenommen:

Studienabsolventen der niedersächsischen Hochschulen in Niedersachsen zu halten,
Studienabbrecher für eine duale Ausbildung zu gewinnen und
die Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer zu verbessern.”

Das 136 Seiten starke und mit zahlreichen Tabellen versehene Gutachten kann auf der Internetseite des NIW abgerufen werden.
Bewertung der SPD

Der stellvertretende Vorsitzende und wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Gerd Will, bemängelt das Ergebnis :

„Der Forschungsstandort Niedersachsen hat in den vergangenen Jahren an Kraft eingebüßt. Unter Schwarz-Gelb wurde gewonnenes Terrain im Vergleich zu anderen Bundesländern und zum europäischen Ausland wieder verloren. Das ist die bittere Erkenntnis, die man aus der neuen NIW-Studie ziehen muss. So stellen die Experten fest, dass zwischen 2005 und 2009 nur noch fünf Prozent des gesamten Zuwachses an Personal in Deutschland, das im Bereich Forschung und Entwicklung tätig ist, auf Niedersachsen entfielen. Zwischen 1995 und 2005 lag der Wert noch bei 20 Prozent. Dieser Verlust ist dramatisch.

Der Brain-Drain, den wir schon lange bei Studienanfängern insgesamt beobachten, setzt sich auch in denjenigen Wirtschaftsbereichen fort, die Forschung und Entwicklung betreiben. Technische Dienstleistungen, die notwendig sind, damit sich Spitzentechnologien durchsetzen, sind in Niedersachsen unterrepräsentiert. Wörtlich schreibt das NIW: ‘Die FuE-Anstrengungen in der niedersächsischen Wirtschaft müssen wieder verstärkt werden. Deshalb darf es auch kein Nachlassen bei der Technologie- und Innovationsförderung geben.’ Und weiter: ‘Regionale Wirtschaftsförderung ebenso wie die EU-Strukturförderung ersetzen keine landesweite Technologie- und Innovationspolitik.’

Die Experten des NIW stellen der Landesregierung ungewöhnlich klar und unverblümt ein schlechtes Zeugnis aus. Ein Versäumnis nach dem anderen wird aufgeführt. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, warum Minister Bode die Expertise vier Monate lang in seiner Schublade versteckt hielt. Die Studie belegt: Eine erfolgreiche Forschungsförderung ist nach dem Regierungswechsel 2003 in Niedersachsen abgewürgt worden.“


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