Wolfenbüttel. Ungefähr jeder zehnte Notruf über die 112 über die Integrierten Leitstelle Braunschweig/Peine/Wolfenbüttel (ILRS) wird, wie der Landkreis auf Nachfrage von WolfenbüttelHeute.de bestätigte, nicht beantwortet – zumindest im Jahr 2013. Bei der 110 sind es laut Aussage des niedersächsischen Innenministeriums auf eine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion (WolfenbüttelHeute.de berichtete) sogar 14 Prozent. Haben wir im Kreis Wolfenbüttel ein "Notruf-Problem"?
Gerade die vergangenen Tage haben gezeigt, wie wichtig der schnelle Kontakt zu den Rettungskräften ist. Unfälle, Brände, Hilfeleistungen – hier kommt es auf Verlässlichkeit und Geschwindigkeit an. Bei "verlorenen" Anrufen zwischen zehn und 14 Prozent kann man da schon ins Grübeln geraten.
"Im Bereich der ILRS gingen im Jahr 2013 105.731 Notrufe ein. Davon wurden 95.428 angenommen (90,26 Prozent) „Verloren“ gegangen sind demnach 10.303 Notrufe (9,74 Prozent)", berichtet Landkreis-Pressesprecherin Kornelia Vogt. Die durchschnittliche Wartezeit bei einem Notruf betrage etwa vier Sekunden, bis er von einem Disponenten der Leitstelle entgegen genommen werde. Die Auswertung habe ergeben, dass die überwiegende Zahl der Notrufe jedoch nach zwei bis drei Sekunden angenommen werde.
Die Mehrzahl der "verlorenen" Anrufe sei bereits nach wenigen Sekunden seitens des Anrufers vorzeitig beendet worden. Eine Erklärung dafür könne laut Vogt der „Lern- und Spieltrieb“ von neuen Mobiltelefon-Besitzern sein. Zumal es noch vor einiger Zeit technisch möglich gewesen sei, von jedem Handy aus ohne SIM-Karte einen Notruf abzusetzen. Das habe zu häufigem Missbrauch geführt, auf den der Gesetzgeber inzwischen reagiert habe. "Mittlerweile können Notrufe nur noch von Handys abgesetzt werden, in denen eine SIM-Karte eingelegt ist. Der Missbrauch konnte dadurch deutlich – aber offenbar noch nicht ausreichend – eingeschränkt werden", so Vogt. Hinter vielen dieser speziellen Notrufe stecke also gar kein Notfall.
Ein weiterer Erklärungsansatz für Notrufe, die nach einer längeren Wartezeit vorzeitig aufgelegt werden, könnte eine starke Häufung von telefonischen Meldungen bei größeren Schadenslagen sein, die vereinzelt zu einer technischen Überlastung der Leitungen führen könne. Weder bei der Polizei, noch beim Landkreis seien aber Fälle bekannt, die Hilfe verzögert oder zu einer Verschlechterung der Lage geführt hätten, die auf einen nicht angenommenen Notruf zurückzuführen seien. Von einem Notruf-Problem im Kreis Wolfenbüttel könne man also nicht sprechen.
Der Notruf 110 läuft in Salzgitter in der dortigen Zentrale auf (für Wolfenbüttel, Salzgitter und Peine). Zwei Plätze, vier Leitungen – 24 Stunden besetzt. Die 112-Anrufer kommen in Braunschweig in der Integrierten Leitstelle an. Hier werden Braunschweig, Peine und Wolfenbüttel "bedient". Aufgrund der Zuständigkeit für jeweils mehrere Städte und Landkreise kann laut Aussage des Landkreises und Innenministeriums nicht unterschieden werden, auf welchen der jeweiligen Partner der "verlorene" Anrufer gezählt werden müsse.
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