Wolfenbüttel. Anspruch statt Inhalt! Nein, hier geht es nicht um das Programm irgend einer Partei, hier möchte Berufs-Sachse und Pullunder-Wunder Olaf Schubert mit seinem Programm "So!" die rund 800 Besucher in der Lindenhalle von Anfang an darüber aufklären, was sie denn so erwartet. Denn Schubert steht für eine Sache: »Mehr Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit«, wie er in einem seiner Lieder mit Stefan und Jochen im Laufe des Abends auch noch musikalisch unterstreichen wird.
Nun ist Schubert beileibe nicht der erste Sachse, der die Menschen zum Lachen bringt. Bei vielen mag dies eher unfreiwillig geschehen, bei ihm nicht. Dass der Dresdner seine Muttersprache mit Nachdruck pflegt, macht indessen seinen Auftritt erst gut. Gekleidet in den immer gleichen blassgelb-grün-blau-roten Pullunder doziert und mahnt das schlaksige Männchen in schütterer Haarpracht, will die Menschen »wachrütteln«. Er, der Hans-Dietrich Genscher der Comedy, streift in seinem Programm wohl alle Bereiche des täglichen Lebens. Er, der Wassertrinker – alle paar Minuten, umschließen seine Lippen die Flasche, stellt nüchtern fest, dass gesunde Ernährung ein erfülltes Leben bringe. Eher Mahnmal denn Festmahl sind seine Speisen - was seine Figur erklärt. Das manuell konfigurierte Müsli muss nährstoffreich sein, bevor es oral verklappt wird. Ahja. Dafür sei die Bockwurst das festeste Glied in der Nahrungskette der Deutschen, »auch Senfpeitsche, Tankstellen-Fasan oder Dampfpimmel« genannt, wie er meint. Und natürlich schmecke Blattsalat besser, wenn man ihn kurz vor dem Verzehr durch ein Gulasch ersetzt. Nicht immer sind die oralen Phasen des Sachsen neu, dem Lindenhallen-Publikum schmeckt es trotzdem. Vielleicht liegt es auch an seiner guten Vorbereitung über seinen jeweiligen Spielort. Immerhin bekommt sein Programm mit ein paar Witzen über Fümmelse Lokalkolorit.
Schubert als Weltverbesserer
Freilich wird nicht nur über Essen geredet. Über Alkohol will er nicht reden, weiß aber, dass ein Tag ohne Wein wie ein Tag ohne Bier ist. Der »Vergewaltiger des Bösen« bekennt schonungslos offen, ein Konto in der Schweiz zu haben. Allerdings in der sächsischen Schweiz. Schubert zahlt seine Steuern – gern. Und da darf ein Spruch über den Hoeneß natürlich nicht fehlen. »Mir machen die 28 Millionen nichts aus, aber die 700.000 Euro Solidarbeitrag - dafür muss er baumeln.« Nicht lange, aber hoch, meint er. In seinem ganz Schubert-eigenen Sprachduktus erfuhr man, dass sich im Fall Oscar Pistorius mal wieder erweise, dass Lügen kurze Beine haben, dass Frauen heute mehr aus dem Bauch raus gebären oder dass Kanzlerin Merkel neben Obama blass aussehe. Seine hingestammelten und -gestotterten, bruchstückhaften Sätze zünden immer mit kurzer Verzögerung - dann aber umso heftiger. Schier unnachvollziehbare Gedankensprünge treffen am Ende doch genau den Kern. So!
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