Ostfalia: Labor für Energie- und Kältetechnik nimmt hochmoderne Gasturbine in Betrieb


| Foto: Sebastian Beck



Wolfenbüttel. Studierenden der Fakultät Versorgungstechnik an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften steht ab dem Sommersemester 2014 ein neuer Versuchsstand für Lehre und Forschung zur Verfügung: Im Labor für Energie- und Kältetechnik wurde jetzt ein hochmodernes Gasturbinen-Blockheizkraftwerk feierlich in Betrieb genommen. Der Versuchsstand auf Basis der Mikrogasturbine „Capstone C30“ erzeugt mit Kraft-Wärme-Kopplung thermische und elektrische Energie und ermöglicht die praxisnahe Vertiefung der gesamten Studieninhalte aus den Bereichen Thermodynamik sowie Energie- und Kältetechnik.

60 Jahre Laufzeit für Turbinen keine Seltenheit

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Die Professoren Dr. Jürgen Kuck und Dr. Gernot Wilhelms (v.l.) nehmen das Gasturbinen-Blockheizkraftwerk in Betrieb. Foto: Sebastian Beck



Dekan Prof. Dr. Jürgen Kuck, der die Anlage vor zahlreichen Gästen offiziell in Betrieb nahm, zeigte sich von den neuen Möglichkeiten begeistert: „Die Energieforschung boomt, und mit der Gasturbine werden die Forschungs- und Lehrmöglichkeiten unserer Fakultät um eine hochmoderne Komponente erweitert. Für mich ist diese Inbetriebnahme außerdem ein kleiner Glücksfall, denn Turbinen sind sehr robust und Laufzeiten von bis zu 60 Jahren keine Seltenheit. Es haben also nur wenige Ingenieure die Gelegenheit, in ihrem Berufsleben eine Turbine in Betrieb zu nehmen.“

Auch für Prof. Dr. Gernot Wilhelms, Leiter des Labors für Energie- und Kältetechnik, ist die Inbetriebnahme der Anlage der Höhepunkt nach einer fünfjährigen Planungs- und Bauzeit: „Es gibt nur wenige Hochschulen, die ein solches Blockheizkraftwerk betreiben und die Anlage wie wir in der Lehre einsetzen. Der Versuchsstand ist die ideale Ergänzung unserer Lehrveranstaltungen und bietet mit ihrem individuellen Multikomponenten-Analysensystem perfekte Lehrbedingungen.“ Die Anlage selbst soll in Zukunft auch Gegenstand von Projekt-, Bachelor- und Masterarbeiten sein und intensiv untersucht werden. „Uns interessiert beispielsweise das Betriebsverhalten des Blockheizkraftwerkes, der Einfluss von Druck und Temperatur der Zuluft auf den Wirkungsgrad und die Kopplung mit Sorptionskälteanlagen“, so Prof. Dr. Wilhelms.

Mikrogasturbinen: Strom und Wärme mit niedrigen Emissionswerten

Gasturbinen sind Strömungskraftmaschinen, in denen die in einem strömenden Gas gespeicherte Energie in mechanische Energie, also Arbeit, umgewandelt wird. Als Mikrogasturbinen bezeichnet man Turbinen mit einer geringen Leistung bis ca. 250 Kilowatt, die beispielsweise zur Stromerzeugung in Flugzeugen genutzt werden. Zum Vergleich: In großen Gasturbinenkraftwerken arbeiten heute Gasturbinen mit einer Leistung bis 340 Megawatt. Seit etwa 15 Jahren spielen Mikrogasturbinen als Blockheizkraftwerke auch in der dezentralen Energieversorgung zum Beispiel für große Wohngebäude, Krankenhäuser oder Schwimmbäder eine immer bedeutendere Rolle. Auch in Produktionsbetrieben wie beispielsweise Brauereien lösen Blockheizkraftwerke zur Erzeugung von Prozesswärme und Dampf alte Technologien ab. Mit der neuen Versuchsanlage verfügt die Fakultät Versorgungstechnik nun schon über ihr fünftes Blockheizkraftwerk, denn neben der neuen Gasturbine gibt es bereits vier Anlagen mit Kolbenmotoren.

60 Jahre Labor für Energie- und Kältetechnik

Neben der Inbetriebnahme der Mikrogasturbine hatte das Labor für Energie- und Kältetechnik auch noch einen anderen Grund zum Feiern: Im Januar 2014 kann das Labor auf sein 60-jähriges Bestehen zurückblicken. Die Ursprünge gehen auf das „Wärme-Labor“ der damaligen staatlichen Ingenieur-Akademie in Wolfenbüttel zurück. Heute betreut das Labor für Energie- und Kältetechnik 32 Semesterwochenstunden Lehrveranstaltungen, Projekte und Abschlussarbeiten und stellt in Wolfenbüttel auf dem Campus „Am Exer“ auf einer Fläche von ca. 300 Quadratmeter über 30 ausgearbeitete Versuchsanordnungen zur Messung von Stoffwerten, Größen oder der Untersuchung von Anlagenbauteilen und Maschinen bereit.

Zu Gast bei der Inbetriebnahme waren neben den aktiven und ehemaligen Angehörigen des Labors für Energie- und Kältetechnik auch Mitglieder des Firmenbeirats „Energie- und Gebäudetechnik“ der Fakultät Versorgungstechnik, Fakultätsangehörige und Vertreter der Handwerksbetriebe, die die neue Versuchsanlage erfolgreich umgesetzt haben. Im Anschluss an den Start der Anlage durch Dekan Prof. Dr. Kuck hatten alle Gäste Gelegenheit, das Labor zu besichtigen und sich die Versuchsanlagen im Detail erklären zu lassen.


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