Schladen. Am 28. Dezember hatte der Förderverein „Leo von Klenze Museum“ zur 3. Ostpreußischen Weihnacht eingeladen, zu der wieder viele interessierte Besucher in die ehemalige Hirsch-Apotheke am Damm 14 in Schladen gekommen waren. Jochen Buchholz zeigte sich erfreut bei seiner Begrüßung. Ihm mache es immer wieder Spaß, solche Veranstaltungen zu gestalten. Hierüber berichtet der Förderkreis Heimathaus Alte Mühle in einer Pressemitteilung.
Für die zweistündige Veranstaltung war der Raum weihnachtlich geschmückt und der Weihnachtsbaum mit traditionellen Strohsternen verziert. Uli Zander aus Werlaburgdorf spielte weihnachtliche Lieder auf seiner Zither dazu. Bei Tee, Kaffee und weihnachtlichen Gebäck lauschten die Besucher den Geschichten aus dem alten Ostpreußen, die Jochen Buchholz aus verschiedenen Büchern, wie zum Beispiel „Königsberg von A-Z“ und einigen Zitaten von Theodor Fontane vorlas. Zwei dieser Geschichten waren die „Abschiedspredigt vom Pastor“ und „Meine Gräber“.
Zeugen Preußischer Kultur
Andere Geschichten gingen über ostpreußische Spezialitäten, Getränke oder Schimpfworte. Der ostpreußische Dialekt habe bis heute einen ganz besonderen Klang. Leider sprechen ihn nur noch wenige in einer unverfälschten Form. Jedoch haben sich viele Begriffe und Bezeichnungen in unsere heutige Sprache “hinübergerettet”.
Ein in Ostpreußen beliebter Satzanfang "Ei, was is dat?". Flinsen heißt Pfannkuchen Flunsch heißt Gesicht im Sinne von "eine Mine ziehen". Kanthaken heißt Jemanden beim Kragen fassen (als Zurechtweisung). Marjell (auch Marjellche) heißt Mädchen (meist als Unterscheidung zu "Bowke", was Junge heißt).
Bis heute sind die Spezialitäten, wie Kailche = Kartoffelkeilchen (Speise in verschiedensten Arten), Appel-Kjelckes, Beetensuppe, Buttermus, Dampfkarbonade, Fleck-Suppe, Flinsen, Glumseflinzen, Kartoffelflinzen, Klunkermus, Königsberger Klopse, Königsberger Marzipan und viele mehr immer noch beliebt. Eine vornehmlich auf Bauernhöfen zubereitete Morgen- und Abendmahlzeit war beispielsweise die Klunkersuppe, eine Milchsuppe mit Birnenstücken und Klunkern (aus Ei & Mehl).
Traditionelles Königsberger Marzipan
Bei einer kleinen Kaffeepause wurde den Besuchern echtes Königsberger Marzipan zum Probieren herumgereicht. Es war als Weihnachtsgebäck hübsch in Holzkisten verpackt. Noch heute wird es von der Firma HEIDI Chocolat Schwermer GmbH aus Bad Wörishofen hergestellt. Es ist anders als das Lübecker Marzipan, die richtigen Zutaten in der richtigen Mischung mit vielen Mandeln, dazu die Masse liebevoll geformt und an der Oberfläche zartknusprig geflämmt, nach alter Tradition – das ist Königsberger Marzipan à la Schwermer. Bereits seit der Firmengründung 1894 ist diese erlesene Spezialität mit ihrem unnachahmlichen Geschmack wortwörtlich „in aller Munde“. Als Henry Schwermer Ende des 19. Jahrhunderts den überlieferten Rezepturen seine ganz persönliche Note gab, war Königsberger Marzipan schon über 400 Jahre ein Begriff für erlesenen Genuss. Was anfangs nur am Hofe des Herzogs zu kosten war, wurde bald salonfähig und zum Geheimtipp der feinen Gesellschaft. Wer heute Königsberger Marzipan genießen möchte, muss weder wohlhabend sein, noch auf das Weihnachtsfest warten, wo die süße Verführung einst jeden „Bunten Teller“ schmückte. Königsberger Marzipan nach guter alter Schwermer Tradition gibt es heute das ganze Jahr über. Bei der ostpreußischen Weihnacht konnten die Besucher den feinen Unterschied kosten!
Musikalischer Abschluss
Begleitet von der Zither von Uli Zander sangen die Gäste zusammen Weihnachtsliedern wie Oh Tannenbaum.., Vom Himmel hoch... und In dulci jubilo. Mit dem berühmten „Ännchen von Tharau“ endete die Ostpreußische Weihnacht. Auch im kommenden Jahr soll es wieder eine Ostpreußische Weihnacht geben. Sie findet dann am 29. Dezember 2020 statt!