Die an der Reform der Lehrerausbildung des Kultusministeriums von den Oppositionsparteien geübte Kritik hat der Philologenverband als nicht sachgerecht zurückgewiesen, gleichzeitig aber weitere Schritte zu einer Verbesserung der Feststellung der Berufseignung der Lehrkräfte angemahnt.
Den Kritikern an dem neuen Ausbildungskonzept aus den Reihen von SPD, Grünen und Linkspartei gehe es offensichtlich nicht um eine sachgerechte Verbesserung der Lehrerausbildung entsprechend der schulstrukturellen Vorgaben, erklärte der Vorsitzende des Philologenverbandes, Horst Audritz. Ihr Ziel sei vielmehr die Schaffung eines Einheitslehramts als Voraussetzung für die von ihnen aus ideologischen Gründen angestrebte Einheitsschule.
Die unterschiedlichen Aufgaben der Lehrkräfte in Unterricht und Erziehung erforderten jedoch eine schulformbezogene unterschiedliche Lehrerausbildung, wie sie Kultusminister Althusmann zu Recht vorsehe. Wenn z. B. eine Lehrkraft Sechs- und Siebenjährigen Lesen und Schreiben sowie die Grundrechenarten vermitteln solle, erfordere dies eine andere Ausbildung als die eines Lehrers, der siebzehn- oder achtzehnjährige Oberstufenschüler in Deutsch, Mathematik oder Physik unterrichte. Ferner dürfe nicht übersehen werden, dass ein Gymnasiallehrer für den Unterricht in acht Klassenstufen einschließlich der gymnasialen Oberstufe ausgebildet werden müsse, die Lehrkräfte anderer Schulformen jedoch nur für vier Grundschuljahre bzw. für den Sekundarbereich I der Haupt- und Realschule.
Aufgrund dieser unterschiedlichen Ausbildungsanforderungen seien auch längere schulpraktische Ausbildungszeiten in der 2. Phase der Lehrerausbildung bei Gymnasiallehrkräften im Vergleich zu Grund-, Haupt- und Realschullehrern sachlich erforderlich.
Defizite sieht Audritz nach wie vor bei dem Problem der grundsätzlichen Feststellung einer Eignung für den Lehrerberuf. Immer noch werde in manchen Fällen viel zu spät festgestellt, dass ein Lehramtsbewerber für diesen Beruf generell nicht oder wenig geeignet sei. Solche Kandidaten könnten, selbst wenn sie die Abschlussprüfungen knapp bestehen würden, ihren Aufgaben gegenüber den Schülern im Regelfall kaum gerecht werden. Deswegen sei es geboten, schon zu Beginn des Studiums psychologische und fachliche Eignungstests durchzuführen, um Fehlleitungen zu vermeiden. Finnland etwa führe seit langem solche Tests durch. Audritz forderte das Kultusministerium auf, ein solches Vorgehen ernsthaft zu prüfen.
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