Pi(n)kant: Das Wahlkampf-Orakel von Wolfenbüttel

Der dicke Helmut hat es auf "Ivi" abgesehen, beobachtet unser Kolumnist Bürgermeister a.D. Thomas Pink.

von Thomas Pink


Der dicke Helmut hat da so eine Ahnung.
Der dicke Helmut hat da so eine Ahnung. | Foto: Pixabay / regionalHeute.de

Hallo und guten Tag, liebe Leserinnen und Leser von regionalHeute.de. Tja, der alte weiße Mann meldet sich nach Beendigung seines biologisch bedingten Sommerschlafs zurück, was sicher hier und da zu verzweifelten Aufschreien führen wird.


Ich freue mich! Die mediale Themenpalette des diesjährigen Sommers passte sich treu dem eher durchwachsenen Wetter an. Höhepunkt war sicher das großartige Altstadtfest, was auch ohne Umzug, dem Lieblings-Act der Traditionalisten, einfach nur gut war. Ein Dank gilt dem Veranstaltungsmanagement und den vielen Kolleginnen und Kollegen der Stadt, die hier mal wieder etwas ganz Großes auf die Beine gestellt haben. Und für mich bricht jetzt die schönste Zeit des bevorstehenden Jahres an.

Nicht etwa die Advents- und Weihnachtszeit, obwohl bereits die einschlägigen Diätblocker und Konfektionsgrößen-Multiplikatoren wie Spekulatius, Dominosteine und Lebkuchen keck und lasziv im Supermarkt auf gelüsterte Nascher warten, noch bevor das letzte Nackensteak den Grill verlassen hat. Nein, ich meine den kommenden Kommunalwahlkampf, der, so hoffe ich, die etwas drögen, ja manchmal langweiligen stadtpolitischen Jahre beendet. Und, ob das nun alle Beteiligten wollen oder nicht: Der Wahlkampf beginnt nicht erst dann, wenn der eine oder andere meint, nachdem er für sich eine Entscheidung getroffen hat, dass dieser beginnen kann. Der Wahlkampf beginnt, wenn der erste Bewerber den Hut in den Ring geworfen hat, was der jungliberale Vincent Schwarz unlängst gewagt hat.

Das war ein ortspolitischer „Wumms“, um im Olaf Scholz'schen Duktus zu bleiben! Scholz? Ach ja, der war mal Kanzler! Aber ganz im Ernst und diesmal ohne jegliche Satire: Hut ab vor dem Mut und der konsequenten Ansage des jungen Ratsmitgliedes, was jedoch so manchem griesgrämigen Social-Network-Nutzer postwendend zu einem eher sinnfreien und von wenig Kenntnis getriebenen Kommentar veranlasst hat. Deshalb, lieber Vincent Schwarz, nicht beeindrucken lassen von dem Gesülze! Ich kenne das aus jahrzehntelanger kommunalpolitischer Arbeit nur zu gut.

Und noch eine Bemerkung dazu: Wir können glücklich sein, wenn es in der heutigen Zeit überhaupt Kandidatinnen und Kandidaten für öffentliche Ämter gibt, die sich so proaktiv zu unserer parlamentarischen Demokratie und vor allem unserem Gesellschaftsmodell bekennen. Von einigen, die ewig auf Facebook nur herumekeln, ist in der Regel kaum einer bereit, politische oder gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, weil gerade auch kommunale Demokratie ein hartes Ringen, intensives Arbeiten und die Fähigkeit zu Kompromissen erfordert. Ich hoffe nur, dass es noch weitere Bewerber für das schönste Amt neben dem Papst - getreu eines leicht veränderten Zitats von Franz Müntefering, einem der letzten großen Sozialdemokraten - dem Bürgermeisteramt von Wolfenbüttel, gibt. Denn Wahl heißt auswählen!

Dem ersten Wumms folgte dann sogleich der „Doppelwumms“, um im „Scholz'schen“-Sprachgebrauch zu verharren: "Kandidatur spaltet Bündnis: BuW bricht mit FDP", so regionalHeute.de! Die Begründung ziemlich gespreizt und wenig überzeugend, wie ich denke! „Man nimmt das 'unabhängig' im Bündnis-Namen sehr ernst!“ Aha! Wenn, es so streng polit-puristisch zuginge, dann hätte man einerseits konsequent zu Beginn der Wahlperiode keine Bündnisse eingehen und andererseits aus anderen Fraktionen ausgeschiedenen Ratsmitgliedern nicht eilfertig eine politische Herberge geben dürfen. Das wäre unabhängig!

„Man wägt genau ab“, welchen Kandidaten man unterstützt und verweist auf einen Zeitpunkt, an dem alle Kandidaten und Positionen bekannt sind. „Eine indirekte Unterstützung von Vincent Schwarz durch eine Fortsetzung der Zusammenarbeit ist ausgeschlossen.“ Mich drängt eher der Verdacht, man habe wohl vielmehr auf einen vorgeschobenen Grund für den Bruch mit den zwei verbliebenen Liberalen gewartet. Denn, wer eins und eins kommunalpolitisch zusammenzählen kann, weiß doch ganz genau, dass das BuW natürlich den sich noch vermeintlich medial das Haar raufenden und sich zierenden Amtsinhaber, wie auch das letzte Mal, unterstützen wird! Und das ist doch auch durchaus logisch, aus Sicht des BuW völlig verständlich und nichts Anrüchiges. Man sollte der Wahlöffentlichkeit nur reinen Wein einschenken.

Und dass er wieder antreten wird, bestätigte nun unser Hausorakel, der dicke Helmut. Der dicke Helmut hatte bisher immer recht. Er ist ein seit Jahren in unserem unaufgeräumten Garten heimisch gewordener und intensiv für den Bestand der Population sorgender Braunbrustigel, den wir mit verschiedenen artenspezifischen Nahrungsmitteln versorgen. Schnurstracks suchte Helmut das spezielle Nassfutter mit dem dahinter angebrachten Schildchen mit der Aufschrift „Ivi“ auf und ignorierte stoisch die zwei verschiedenen Trockenfuttermischungen. So! Nun ist wohl alles klar?

Bis bald und herzlichst
Thomas Pink

Pi(n)kant ist die Kolumne von Wolfenbüttels Bürgermeister a.D. Thomas Pink auf regionalHeute.de. Sie erscheint in unregelmäßigen Abständen und gibt allein die Meinung des Autors wieder. Lesen Sie auch die Overtüre "Pi(n)kant: Spezialitäten unserer Zeit" sowie die zuletzt erschienene Pi(n)kant-Kolumne "Pi(n)kant: Politik in der Warteschleife - Drückeberger im Stadtrat".