Wolfenbüttel. Das Fahrradparkhaus am Bahnhof wird nicht so angenommen, wie von der Politik und der Stadtverwaltung erwartet. Das soll sich ändern, wenn es nach der CDU-Fraktion im Stadtrat geht: Radfahrer sollen das neue und moderne Fahrradparkhaus künftig kostenlos nutzen können. Einen entsprechenden Antrag hat die CDU nun beim Bürgermeister eingereicht, wie die CDU-Fraktion in einer Pressemeldung berichtet.
Insgesamt stehen den Radfahrern 120 Stellplätze, 82 Schließfächer mit Steckdosen und eine Luftpumpe im Fahrradparkhaus zur Verfügung. Sechs bis neun Prozent Auslastung verzeichnete die Stadtverwaltung in zwei ersten Untersuchungszeiträumen seit der Eröffnung im Februar 2023. „Das ist trotz leichter Steigerungen viel zu wenig“, beklagt CDU-Fraktionsvorsitzender Marc Angerstein. „Die Gesamtinvestitionen in das Fahrradparkhaus werden sich aus seiner Sicht auf lange Sicht nicht amortisieren, die aktuellen Umsätze reichen derzeit noch nicht einmal aus, die Betriebskosten in Höhe von 3.600 Euro pro Jahr zu decken.“
Weitere Investitionen 2024
460.000 Euro hat der Bau des Fahrradparkhauses gekostet, wovon 218.000 Euro von der Stadt Wolfenbüttel getragen werden mussten. 242.000 Euro stammen aus Fördermitteln. In der zweiten Jahreshälfte 2024 habe die Stadtverwaltung mit mehreren zielgerichteten Maßnahmen weiteres Geld in das Fahrradparkhaus investiert.
Nach zahlreichen kritischen Medienberichten, auch im Kontext Steuerverschwendung zuletzt im ZDF-Länderspiegel, soll das Fahrradparkhaus jetzt mit dem Ziel einer höheren Auslastung durch eine fremdfinanzierte Marketingkampagne bekannt gemacht werden (regionalHeute.de berichtete). Dabei liegt das Problem nach Auffassung der CDU nicht bei der Bekanntheit, sondern bei den Parkgebühren. Die kostenpflichtige Nutzung des Fahrradparkhauses konkurriert mit kostenlosen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder im gesamten restlichen Stadtgebiet, auch im direkten Umfeld des Fahrradparkhauses.
Sichere Abstellmöglichkeit sinnvoll
Immer mehr Radfahrer kauften sich teure Fahrräder und E-Bikes. Deren Kosten beliefen sich hier nicht selten im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich. Solche Räder seien auch begehrtes Diebesgut. Deshalb ist aus Sicht der CDU eine solche sichere und wettergeschützte Abstellmöglichkeit in einem Fahrradparkhaus sinnvoll. Dies sehen wahrscheinlich auch viele Radfahrer so, scheuen sich wohl aber Parkgebühren in Höhe von 1 Euro pro Tag zu entrichten.
Der Stadtbaurat werde in jüngsten Medienberichten damit zitiert, dass die Stadt Wolfenbüttel mit dem Fahrradparkhaus kein Geld verdienen wolle. Der Bau des Fahrradparkhauses sei demnach nicht betriebswirtschaftlich orientiert gewesen und es gehöre zur Daseinsvorsorge der Stadt Wolfenbüttel.
Abbauen und verkaufen?
Die CDU vertritt die Auffassung, dass trotz des aktuellen Defizits im Haushalt, die Betriebskosten in Höhe von 3.600 Euro pro Jahr entbehrlich sind. „Dann sollten wir das Argument der `Daseinsvorsorge´ und das Image der fahrradfreundlichen Kommune stärken und die Nutzung des Gesamtangebotes kostenlos anbieten“, sagt Angerstein. „Im besten Fall ist die Botschaft der Gratis-Nutzung noch in die Werbebotschaft der in Planung befindlichen Marketingkampagne zu integrieren. Wenn nicht, wird sich dieses Gratis-Angebot unter Radfahrern auch so sehr schnell herumsprechen“, ist sich der Fraktionsvorsitzende sicher. „Wenn es dann immer noch nicht angenommen wird, können wir es auch wieder abbauen und an eine andere Stadtverwaltung verkaufen“, klingt Angerstein entschlossen.