"Reformation kommt aus Gottes Wort" - Leitender Bischoff Gerhard Ulrich hält Bericht vor der VELKD-Generalsynode


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[image=5e1764bc785549ede64ccc6a]Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Bischof Gerhard Ulrich (Kiel), hat in seinem Bericht vor der Generalsynode die Vielgestaltigkeit des christlichen Glaubens hervorgehoben. Er sei beeindruckt davon, „wie der Glaube in ganz unter­schiedlichen Kontexten unterschiedliche Ausdrucksformen“ annehme. Der Protestantismus sei „eine pluralismusfähige Gestalt des Christentums“. Es komme weniger darauf an, Vereinheit­lichungen durchzusetzen als mit vielfältigen Formen umgehen zu können. Er sei davon überzeugt, dass man eine Reformation der Kirche nicht machen könne, sondern dass sie Gott zum Urheber habe.

Die Einheit der Kirche, so Bischof Ulrich, werde vor allem „durch wechselseitige Anerkennung“ vorangebracht. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Bedeutung der Leuenberger Konkordie von 1973, die Gemeinschaft der Verschiedenen zu fördern und damit ein Modell auch für den gesellschaftlichen Bereich abzugeben. „Föderale Strukturen und Subsidiarität sind die Weise, auf die wir diese Einsicht leben. In dem Geflecht von Kirchengemeinden, Kirchen­kreisen, Landeskirchen, konfessionellen Zusammenschlüsse, EKD und Weltbün­den darf nicht Konkurrenz und Eifersucht herrschen, sondern jedes Glied am Leibe hat seine Funktion zum Nutzen des Ganzen auszuüben.“

Im Hinblick auf das Verbindungsmodell zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Union Evangelischer Kirchen (UEK) und der VELKD zog der Leitende Bischof eine Zwischenbilanz mit deutlich positiven Einschätzungen. Allerdings sei der Zeitpunkt für eine Evaluation noch verfrüht. „Strukturveränderungen, bei denen unterschiedliche Sichtweisen, Erfahrungen und Kulturen neu verbunden werden, brauchen ihre Zeit.“ Eine organisatorische Verbindung setze voraus, dass beide Seiten sich nicht nur an der Verwirklichung der eigenen Handlungsziele, sondern an einer wechselseitigen Rücksicht­nahme orientierten.

Mit Blick auf das Reformationsjubliäum 2017 sprach sich der Leitende Bischof für eine doppelte Blickrichtung aus. „Reformation ist als Weg nach vorne in die Zukunft noch nicht hinreichend beschrie­ben. Die Veränderungsbewegung, die es verdient, Reformation genannt zu werden, ist zugleich eine Umkehr, eine Wiederherstellung, eine Rückkehr zum Ursprung.“ Wenn man das reformatorische Verständnis des christlichen Glaubens auf einen Begriff bringen wolle, lege es sich nahe, „den Begriff der Freiheit dafür zu wählen“. Aus der grundstürzenden Erfahrung von Befreiung, die Luther erlebt habe, „ergaben sich dann in der Folge auch politische, gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen, die das Gesicht Europas entscheidend verändern sollten“, so Ulrich weiter.

Die kirchliche Existenz damals und heute sei vom Wort Gottes abhängig. „Das Hören auf das Wort Gottes ist die Quelle, aus der Segensreiches erwächst“, führte der Leitende Bischof aus. Der Mönch Martin Luther hatte sich in Gottes Wort vertieft und „um ein besseres, ein tieferes Verständnis gerungen“. Die Arbeit der VELKD sei in vielfältiger Weise vom Wort Gottes geprägt und daraufhin orientiert. „Die Pflege und Weiterentwicklung des liturgischen Lebens, die Gewissheit, dass im Gottesdienst Gott selbst gegenwärtig ist, uns anredet und wir ihm in Klage und Bekenntnis antworten, sind wichtige Kennzeichen jener lutherischen Tradition, der wir uns verpflichtet wissen.“

Die 5. Tagung der 11. Generalsynode der VELKD findet vom 1. bis 3. und am 6. November 2012 in Timmendorfer Strand statt.


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