Bundesweit verdienen Frauen aktuell 22 Prozent weniger als Männer. Das Lohnniveau 2012 gleicht sich erst 80 Tage nach dem Jahreswechsel aus. Das bedeutet, erst am 21. März 2013 werden Frauen in Deutschland so viel verdient haben, wie Männer schon zum 31. Dezember 2012. „Das ist nicht länger zumutbar. Frauen und Männer müssen für gleichwertige Arbeit endlich gleich bezahlt werden. Die Diskriminierung über den Gehaltszettel muss endlich aufhören", forderte Niedersachsens Sozial- und Frauenministerin Cornelia Rundt.
Die Lohnlücke macht dabei keinen Unterschied zwischen der Berufsqualifikation: Selbst Akademikerinnen verdienen neuesten Untersuchungen zufolge 28 Prozent weniger als Akademiker, weibliche Führungskräfte sogar 30 Prozent. Bis zur Rente summiert sich der Abstand gar auf 59 Prozent. Betrachtet man die Gründe für eine ungleiche Bezahlung, beginnt die bereits bei Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Weiterbildung oder Beförderung - schon hier geraten Frauen ins Hintertreffen. Meistens sind es auch die Frauen, die Beruf und Familie unter einen Hut bringen müssen: Sie arbeiten oft in Teilzeit oder bleiben wegen der Kindererziehung ganz zu Hause. Wichtige Karriereschritte fallen bei ihnen deshalb oft aus.
Der diesjährige Equal Pay Day rückt besonders die Gesundheitsberufe ins Blickfeld: Obwohl 80 Prozent der Beschäftigten in der Altenpflege, in der Geburtshilfe und in Krankenhäusern Frauen sind, die eine anspruchsvolle Ausbildung absolviert haben, bleiben sie mit ihrem Verdienst am unteren Rand der Gehaltsstatistiken stehen.
„Ich fordere ein geschlechtergerechtes Tarifsystem, das die Leistung der sogenannten Frauenberufe auch finanziell abbildet und den Frauen eine ähnliche Wertschätzung entgegenbringt wie beispielsweise den Facharbeitern im Automobilbau. Dumpinglöhne, wie sie zum Beispiel sozialen und Gesundheitsberufen vorkommen, gehören abgeschafft", betonte die Ministerin.
Die Niedersächsische Landesregierung will entsprechende Initiativen zur Lohngleichheit auf Bundesebene unterstützen. Dazu zählt die gesetzliche Verankerung der Entgeltgleichheit, aber auch die Einführung eines Mindestlohns. Für Niedersachsen soll geprüft werden, ob Anreizsysteme für geschlechtergerechte Bezahlung, beispielsweise bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen, geschaffen werden können. Für mehr Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt sorgen die beiden frauenspezifischen Arbeitsmarktprogramme FIFA und Koordinierungsstellen Frau und Wirtschaft. Damit werden Frauen fit für Führungsaufgaben gemacht oder beispielsweise als Alleinerziehende unterstützt.
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