Im Keller der 73-jährigen Salzdahlumerin Renate Dangschat wird Geschichte geschrieben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Dangschat ist Autorin und beschäftigt sich in ihren Büchern mit Persönlichkeiten der Historie. Im Juni diesen Jahres erschien ihr neustes Werk "Adieu Märchenprinz", welches das Leben des Heinrich Vogeler, einem bedeutenden Künstler der Jugendstil-Zeit, erzählt.
Für die lebenserfahrene Frau, die mit einer Ausnahme all ihre Bücher unter ihrem Mädchennamen Renate von Rosenberg veröffentlichte, da dieser Teil ihrer Persönlichkeit ist und sie darüber zu sich selbst finden kann, ist dies das fünfte Buch in fünf Jahren. Jedes Jahr ein neues.
Renate Dangschat veröffentlichte unter ihrem Mädchennamen Renate von Rosenberg bereits mehrere historische Bücher. Foto:
Es ist das wiedergefundene Hobby der heutigen Rentnerin, die fernab eines finanziellen Interesses schreibt. Bereits 1968 kam ihr erstes Buch, gefolgt von drei weiteren, auf den Markt, damals noch unter der Kategorie Kinder- und Jugendbücher. Passend zu ihrer damalig neu erworbenen Mutterrolle. Es folgte eine bewegte und arbeitsreiche Zeit, in der neben den Kindern und dem Hund, der Tätigkeit als freier Journalistin und zugleich Arzthelferin in der Praxis ihres Mannes bei einem minutiös berechneten Tagesablauf keine Zeit mehr für ihre Freude am Bücher schreiben blieb. Heute hat sie wieder Zeit. Zeit ihre Worte, mit denen sie die vergangenen Zeitgenossen für den Leser zum Leben erweckt, auf Papier zu bringen. So wie bei Heinrich Vogeler. Den wohl behüteten bürgerlichen Sohn eines Bremer Eisenhändlers, der es vorzog Maler zu werden statt den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Der als Künstler die Länder bereiste und damals wie heute viele beachtete Werke in Schrift und Bild erschuf. Der seine erst glückliche Ehe beim Scheitern erlebte, sich als Freiwilliger für den ersten Weltkrieg an der Front meldete und sich zwischen Traum und Wahn nach einem Friedensappell an den deutsche Kaiser Wilhelm II. im Irrenhaus wiederfand. Welcher als Pazifist galt und als Utopist durchs Leben zog und schlussendlich mit den Auswirkungen des Dritten Reiches und seiner Deportierung nach Kasachstan sein Ende fand. In "Adieu Märchenprinz" blickt Renate Dangschat in all die Lebensabschnitte Vogelers und bereitet dem Leser diese in kurzweiliger Sprache im Stile eines Romans auf, so als hätte sie es selbst miterlebt. Die Authentizität bezieht sie dabei aus ihrer dem Schreiben vorangegangenen Recherchearbeit, die sie all ihren Büchern zu Gute kommen lässt. Dabei flossen neben vielen literarischen Werken, die zum Teil mit Unterstützung der Herzog-August-Bibliothek bezogen wurden, ein persönliches Gespräch mit einer Urenkelin Vogelers in ihre Arbeit ein. Ehemann Peter Dangschat, mit dem sie im kommenden Jahr goldene Hochzeit feiert, bereichert das Buch mit seinen Zeichnungen. Während das im Donat Verlag erschienene Buch gerade im 70. Todesjahr Vogelers an ihn erinnert, arbeitet die Hobby-Autorin bereits an ihrem nächsten Werk. Zurückgezogen mit Einfall des Tageslichtes aus einem Keller-Schachtfenster sitzt sie vor ihrem längst überholten Macintosh Rechner mit stark flimmerndem Bildschirm und bedient sich dieses Mal eines Braunschweiger Themas. Einen interessierten Verlag vorausgesetzt bliebe sie mit einer Veröffentlichung in 2013 dann ihrem Rhythmus treu.
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