Wolfenbüttel. Jeder in Wolfenbüttel kennt die Herzog-August-Bibliothek, und dass Menschen aus aller Welt kommen, um dort zu forschen, ist auch bekannt. Aber das Schicksal einer amerikanischen Familie direkt nachzuverfolgen, die im Jahr 1904 in Wolfenbüttel zu Forschungszwecken anreiste, ist doch etwas ganz Anderes.
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Die Schüler der Klasse 8c der Großen Schule begaben sich auf Spurensuche.
Foto: Privat
Was suchte der Amerikaner Elmer Johnson in der Herzog-August-Bibliothek? Wo lebte er mit seiner Familie und wie sah Wolfenbüttel damals aus? Konnten sie überhaupt Deutsch? Solche und ähnliche Fragen stellten sich die Schüler der Klasse 8c der Großen Schule.
Grundlage für die Forschung war ein Tagebuch, das die Mutter, Mrs. Johnson, zu der Zeit über ihren Sohn Rolland schrieb. Dabei war es besonders motivierend, dass den Schülern dieses Tagebuch direkt aus Pennsylvania geschickt wurde, so dass sie an einem historischen Dokument arbeiten konnten, das wirklich nur ihnen zur Verfügung stand.
"Der Kontakt mit dem Schwenkfelder Library and Heritage Center ist ganz zufällig entstanden", sagt Studienrätin Martina Knauer, Englischlehrerin der Klasse 8c. Eigentlich habe sie nur eine neue Partnerschule für den Amerikaaustausch gesucht, stattdessen transkribierte und schickte ihr das Center das Tagebuch, da man dort die Verbindung zu Wolfenbüttel sah. Bei der Lektüre sei ihr dann klar geworden, was für ein Potential dieses Buch habe: "Wann hat man schon mal die Chance, seinen Englischunterricht mit Wolfenbütteler Geschichte zu verbinden!"
Im Laufe eines Monats studierten die Schüler das Tagebuch, recherchierten im Internet, schrieben Emails mit Fragen nach Pennsylvania, besuchten das Niedersächsische Staatsarchiv und natürlich die Herzog-August-Bibliothek. Dort konnten sie auch endlich den Forschungsgegenstand des amerikanischen Forschers live sehen: Werke des Reformators Caspar Schwenckfeld, auf den sich die Glaubensgemeinschaft der Schwenkfelder beruft, die im 18. Jh. vollständig von Deutschland nach Pennsylvania auswanderte.
Aber nicht nur das, auch das Ergebnis der Forschung des Schwenkfelders Johnson war zu sehen in Form des 19 bändigen Corpus Schwenkfeldianorum, in dem Johnson und andere Forscher die gesammelten Werke Schwenckfelds veröffentlichten.
Möglich geworden war die Betrachtung der Werke aus dem 16. und 20. Jahrhundert durch die Vermittlung von Studienrat Frank Stuhlmann, ebenfalls Lehrer an der Großen Schule, der mit seinem halben Stundendeputat die pädagogische Arbeit an der HAB betreut.
Am Abend der Präsentation konnten Lehrer und Eltern die Begeisterung der Schüler am eigenen Leibe erfahren: mithilfe von Postern präsentierten sie ihre Ergebnisse auf Englisch und reichten dazu selbstgebackene Leckereien aus der Schwenkfelder Küche.
"Es hat Spaß gemacht, das war mal ein anderer Unterricht als sonst", sagt Ian Finger aus der 8c. "Vielleicht können wir das ja auch noch anderen Schülern an der Großen Schule präsentieren." Wenn so was freiwillig gesagt wird, dann war es wohl wirklich ein Erfolg.
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