Wolfenbüttel. Einem Angler hat sich unter der Brücke am Auguststädter Wehr ein wirklich unschönes Bild geboten. Dort, wo er seine Ruten auswerfen wollte, war der Uferbereich verdreckt - und zwar mit verschiedenen Utensilien, die ganz offensichtlich von Drogenkonsumenten hinterlassen wurden. Darunter schmutzige Spritzen, Kanülen und Crack-Besteck.
"Asozial und beschämend! Da fährt man nach vielen Jahren mal wieder zum Angeln in seine alte Heimat und das Erste was man sieht, ist DAS", schreibt der Angler sichtlich entrüstet auf Facebook und postet auch die passenden Bilder und Videos. Spritzen, Drogenbesteck, Medikamentenverpackungen und allerlei anderer Unrat, so weit das Auge reicht.
Müllteppich am Okerufer
Doch ist es dort wirklich so schlimm? Unsere Redaktion hat sich vor Ort selbst ein Bild gemacht und stieß auf Müll, der einem die Haare zu Berge stehen lässt. Zu dem Unrat, der sich tatsächlich flächendeckend unter der Brücke zur Auguststadt verteilt, stinkt es nach Urin und Fäkalien. Sicherlich kein Ort mit viel öffentlichem Publikumsverkehr, doch eine Steintreppe lädt zum direkten Besuch dieser Gefahr ein. regionalHeute.de wollte daher von der Stadtverwaltung wissen, ob und wann dieser Bereich gereinigt wird.
"Müll ist ein gesellschaftliches Problem"
Stadtsprecher Thorsten Raedlein zeigt sich zunächst einmal etwas verwundert. Die Stadtverwaltung habe bis zum gestrigen Mittwoch von der aktuellen Situation keine Kenntnis gehabt und sei auch nicht über das ganze Ausmaß informiert worden. Selbstverständlich werde der Bereich dort gesäubert und habe nun auch Priorität. Das ginge aber auch nicht von heute auf morgen und benötige etwas Vorlauf, bittet Raedlein um Verständnis.
Die Touren der städtischen Mitarbeiter müssten entsprechend geplant werden. Man werde sich aber zeitnah darum kümmern, versichert der Stadtsprecher. Dieser macht aber auch deutlich, dass die Stadt nicht per se dafür zuständig sei, den Müll anderer Menschen wegzuräumen. Grundsätzlich sei der Verursacher verantwortlich, nicht die Stadt. Auch wenn man das am Ende mache. "Das ist ein gesellschaftliches Problem. Müll wird heutzutage einfach überall entsorgt. Wir können dort jetzt sauber machen und in einem Tag sieht es wieder so aus", so Raedlein.
Aktualisiert, 14 Uhr: Inzwischen meldete die Stadtverwaltung, dass der Müll entsorgt wurde. Die Mitarbeiter der Städtischen Betriebe Wolfenbüttel haben den Bereich heute gesäubert. Fünf 100 Liter-Säcke wurden mit dem Unrat gefüllt, berichtet Stadtsprecher Thorsten Raedlein.
Gerade in dem angesprochenen Bereich würde man auch die Polizei und das Café Clara in der Pflicht sehen, dafür zu sorgen, dass dort keine Drogen konsumiert werden und der Bereich sauber gehalten werde. In entsprechenden Arbeitskreisen, an denen auch das Café Clara und die Polizei teilnehmen, sei diese Problematik auch bereits angesprochen worden. Offenbar aber mit nur mäßigem Erfolg.
Nun seien die städtischen Mitarbeiter die Leittragenden, die den Müll wegräumen müssen. Und das übrigens auf Kosten der Bürger, denn die zahlen am Ende diese Reinigungseinsätze, so Raedlein.
Auch abgetrennte Bodendeckel von Getränkedosen sind dort zu finden. Möglicherweise um Crack zu erhitzen. Foto: Werner Heise
Mängel melden
Und noch eines macht Raedlein deutlich: Nur wenn die Stadtverwaltung von Missständen weiß, könne sie auch reagieren. In diesem und auch anderen Fällen könne der Mängelmelder der Stadtverwaltung genutzt werden. Außerdem könnte man sich per Mail an die Stadtverwaltung wenden, oder den Bürgermeister ansprechen - zum Beispiel bei Sprechstunden wie am vergangenen Samstag.
Zur Situation im Bereich der Okerbrücke wurden auch das Café Clara, das einen Tagestreffpunkt für Abhängige in unmittelbarer Nähe der Brücke anbietet, sowie die Polizei um eine Stellungnahme gebeten. Die Antworten liegen unserer Redaktion noch nicht vor, sollen aber zeitnah erfolgen, heißt es.
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