Wolfenbüttel. Babygeschrei, volle Windeln und schlaflose Nächte - frisch gebackene Eltern wissen wohl, wie sich die ersten Tage mit dem Nachwuchs anfühlen. Und auch der zehnte Jahrgang der Lessing-Realschule wollte wissen, wie sich der Alltag mit einem Säugling gestaltet. Um das herauszufinden, nahmen sie am Projekt "Elternschaft lernen“ teil.
Drei Tage müssen sich die Schüler um ihre Kinder kümmern. Foto: Anke Donner)
Drei Tage werden die Schüler des Profils Gesundheit und Soziales mit „ihren Babys“ verbringen. Sie werden in den folgenden Tagen Mutter, Vater und Paten für die Baby-Simulatoren sein, die nicht nur täuschend echt aussehen, sondern auch eben so echt Zufriedenheit und Unzufriedenheit ausdrücken können.
Das Projekt ist ein Kooperationsmodell von Pro Familia und der Jugendhilfe Wolfenbüttel und wendet sich speziell an junge Erwachsene. Während der Projekttage wird den Schülern eine intensive Auseinandersetzung mit der Rollenerfahrung als Mütter und Väter ermöglicht. Begleitet wird die Praxis von Unterrichtseinheiten rund um die Themen Elternschaft, Erziehung und Verhütung. So soll den Jugendlichen eine positive Einstellung zu Kindern vermittelt werden und ihnen bewusst machen, dass Elternschaft mit großer Verantwortung einhergeht.
Schüler werden zu Eltern
In der Lessing-Realschulen erlebten die Schüler zwischen 15 und 17 Jahren gestern die „Geburtsstunde“ ihrer Kinder. Acht Säuglinge unterschiedlicher Nationalität, Größe und Geschlecht wurden an die Eltern auf Probe ausgehändigt. Fest durch einen Computerchip verbunden, müssen sie sich um das Wohl des Kindes kümmern - müssen Windeln wechseln, Fläschchen geben, das Kind in den Armen wiegen und auf die richtige Haltung achten. Die Baby-Simulatoren machen alles, was ein echtes Kind auch tut, da sie nach Tagesplänen echter Säuglinge programmiert wurden.
„Wir führen dieses Projekt ungefähr fünf Mal im Jahr durch. Fast immer haben die Jugendlichen das Projekt durchgezogen. Auch wenn es manchmal schwer gefallen ist. Wir unterstützen die Schüler bei dieser neuen Erfahrung und stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Es kann also durchaus passieren, dass nachts das Telefon klingelt, weil ein Schüler nicht mehr weiter weiß“, erklärt Heike Küsel von der Jugendhilfe. Sie weiß auch, dass dieses Projekt sinnvoll und wichtig ist. „Die jungen Menschen lernen, dass es nicht immer leicht ist mit einem Kind und sie werden von uns in Unterrichtseinheiten über den Umgang mit Kindern belehrt“, fügt sie an.
Baby an Bord
Patenonkel Tillman und Mama Gina mit Baby Ilias. Foto: Anke Donner)
Noch etwas unsicher, aber deutlich voller Vorfreude nahmen die „Eltern“ ihre Babys in Empfang, gaben ihnen Namen und besprachen mit ihren Partnern, wie sie die nächsten Tage gestalten wollten. Denn für die nächsten Tage wird ihr neues Familienmitglied immer an ihrer Seite sein. Bei Tag und bei Nacht. Sie werden dabei sein, wenn „Mama“ und „Papa“ zum Arzt oder in die Fahrschule müssen, sich mit Freunden treffen und im Unterricht sitzen.
„Und sie werden die Erfahrung machen, auf der Straße von wildfremden Menschen angesprochen zu werden. Das passiert nämlich sehr oft, weil sich die Leute fragen, warum ein so junger Mensch schon ein Kind hat“, so Heike Küsel.
Neugierig auf die Zeit mit einem Baby
Monika Hartwig hilft Schülerin Laurien bei der Versorgung des Babys. Foto: Anke Donner)
Die Schüler erzählen, mit Baby auf dem Schoss, dass sie sich auf die Zeit als Eltern freuen und neugierig sind. „Wir wollen einfach wissen, wie der Alltag mit einem Kind ist. Wir werden uns die Betreuung teilen. Ich bin die Mutter und mein Klassenkamerad Tillman ist der Patenonkel. Auch er wird sich um Ilias kümmern. Nachts ist der Kleine aber bei mir“, erzählt Gina.
Und auch die anderen Mütter und Väter sind neugierig auf die Zeit mit ihrem Säugling und wollen sich der Herausforderung stellen. Und schon während der ersten Stunde erfahren sie, was es heißt, ein Baby zu haben. Lautes Geschrei macht sich im Klassenzimmer breit. Die Kinder quängeln, haben Hunger oder die Windel voll. Und sie hören nicht auf, bis sie ordentlich versorgt sind. Unterstütz werden sie in der ersten Stunde von Heike Küsel, Projekt-Studentin Nayra Oslislak und Monika Hartwig von Pro Familia. Sie helfen bei der Versorgung und zeigen, wie alles geht. Den Rest müssen die Schüler dann alleine schaffen. Ob sie am Mittwoch dunkle Augenringe haben und wie es den Schülern in ihrer Elternzeit ergangen ist, erfahren Sie hier auf WolfenbüttelHeute.de.
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