So kann es weiter gehen: Nutzerplus beim Bücherbus

von Thorsten Raedlein




Landkreis. Ist der Trend gestoppt? Es scheint so. Der Bücherbus des Landkreises wird in diesem Jahr bisher besser angenommen als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres. Die 2013 vom Kreistag verabschiedete Neuausrichtung der Bücherei scheint Früchte zu tragen. Zumindest lassen die Zahlen, die Ruth Fischer vom Bildungszentrum am Dienstag im Verwaltungsrat des Bildungszentrums vorstellte hoffen. Der Bücherbus soll, so die Empfehlung des Gremiums, nun nach dem neuen Konzept über das Jahr 2014 hinaus betrieben werden.




Mit der Neuausrichtung der Bücherei und ihrer programmatischen Angliederung an das Medienzentrum und die vhs hätten sich die Aufgaben von der Buchversorgung zur Bildungsdienstleisterin für Literatur-, Kulturvermittlung und Medienbildung verlagert. Um diese Verlagerung kostenneutral gewährleisten zu können, um Ressourcen zur Durchführung von bedarfs- und nachfrageorientierten Bildungsangeboten vor Ort zu schaffen, wurden schwach frequentierte Haltestellen (drei bis fünf Nutzer pro Stopp) aufgegeben. Die Haltepunkte wurden von 79 auf 44 zugunsten längerer Standzeiten, häufigerer Anfahrten von gut besuchten Busstopps und dem Ausbau von Kooperationen mit Kindergärten und Schulen gestrichen. Diese Entwicklung sei in den Kommunen nicht ausschließlich positiv aufgenommen worden. Die Befürchtungen, die Nutzerzahlen würden durch diese Maßnahme noch stärker zurückgehen, hätten sich, soweit nach acht Monaten Umstrukturierung schon Aussagen gemacht werden können, nicht bestätigt. Bis einschließlich August verzeichnete der Bücherbus 847 Nutzer. Damit läge das Mittel der Lesenden in diesem Jahr mit monatlich 102 Personen deutlich über den Mittelwerten von 2012 (84) oder 2013 (85,7). Die Anzahl der Entleihungen stieg um 6.000 Medien und liege damit schon jetzt knapp unter dem Wert von 2012. Auch die Neuanmeldungen seien 2014 gegenüber 2012 und 2013 deutlich angestiegen – was hauptsächlich an den angebotenen Veranstaltungen lag.

Wie im Konzept vorgesehen wurde als Weiterentwicklungsmaßnahme der Leseförderung die Kooperationen mit Kitas und Schulen ausgeweitet, aber es wurden auch 215 einmalige Veranstaltungen initiiert. Von den rund 90 möglichen Bedarfs-Terminen für Schulen/KiTas, öffentliche Einrichtungen wurden bis August bereits 34 gebucht, weitere zehn seien bis Ende des Jahres in Planung. Als Bildungspartner möchte der Bücherbus verstärkt die Schulkooperationen auch im Bereich der Sekundarstufen ausbauen. Anzustreben sei die gemeinsame Entwicklung von Angeboten, die eine Rückkopplung an die schulische Praxis, eine systematische Verknüpfung mit konkreten Lernzielen und curricularen Unterrichtseinheiten gewährleisten. Derzeit sei die Bücherei mit der Haupt- und Realschule Sickte im Gespräch, um die Schulbücherei neu aufzustellen und in Kooperation mit der vhs ein gemeinsames Leseförderungsprojekt als Prävention gegen strukturellen Analphabetismus zu entwickeln. Christiane Wagner-Judith (B90/Grüne) regte an, den Bücherbus in das Angebot der Ferienkalender der Gemeinden einzubeziehen.

Zusätzlich wurde die Kooperation mit dem Familien- und Kinderservicebüro zur Sprachbildung eingerichtet. Auf Nachfrage unterstütze die Sprachbildungsfortbildung von Erziehern der Bus mit Fachliteratur und einer Schatzkiste zur Umsetzung von Sprachbildungsmaßnahmen in der eigenen Einrichtung. Darüber hinaus könne der Bus als ‚Event‘ gebucht werden und mit einer Schatzsuche und Bilderbuchkino geplante Sprachförderungsmaßnahmen als Impuls einleiten. Dieses Angebot wurde bereits zweimal in Anspruch genommen.

Leseförderung und Lesemotivationsförderung sei auch ein Thema der Seniorenarbeit. Ein Beispiel für aufsuchende Bibliotheksarbeit in Seniorenheimen und mit Seniorenkreisen sei die Auftaktveranstaltung für die Multiplikatorenfortbildung „Alzpoetry –Weckworte“ in Schloss Schliestedt, in der Betreuende, Studierende und Menschen mit Demenzerkrankung gemeinsam mit den Slampoeten Lars Ruppel und Roland Kremer, Gedichte rezitieren, um andere Zugänge zu den Erkrankten und ihren Erinnerungen zu finden.

Mediengalerie der Bücherei im Bildungszentrum


Im zweiten Geschoss der Bücherei befindet sich die Mediengalerie. Dort können Interessierte dank einer hausinternen Kooperation zwischen dem Fachbereich EDV der vhs Wolfenbüttel, dem Medienzentrum und der Bücherei an je sechs Windows- und sechs Apple-Computerarbeitsplätzen ein offenes oder teilweise begleitetes Lernangebot wahrnehmen. Wurden diese Computerarbeitsplätze bereits 2012 mit rund 900 Nutzungen bereits gut angenommen, ist die Besucherfrequenz seitdem um mehr als 100 Prozent auf 2003 Nutzende gestiegen (Stand September 2013 bis August 2014). Geplant ist für die Zukunft die Weiterentwicklung dieser Arbeitsplätze im virtuellen Raum. Digitale Lernplattformen könnten die sukzessive angeschafften interaktiven Whiteboards in den Kursräumen des Bildungszentrums zu virtuellen Klassenräumen verwandeln, in denen der Austausch von Lernmaterialen, das Lernen und Üben an individuell zusammengestellten Lernmaterialien sowie Chatten oder Blended-Learning-Formate möglich werden.

Onleihe: Ebook-Start 2015


Für Anfang 2015 ist gemeinsam mit der Stadtbücherei ist der Einstieg in die digitale ebook-Ausleihe Onleihe, einem digitalen Ausleihportal für Bibliotheken, geplant. Von da an können sich Lesende digitale Medien wie Ebooks, Hörbücher und Filme bequem von zu Hause aus auf den heimischen Rechner bestellen. Dieses Angebot kann reizvoll sein für erwachsene Leser, die nicht die Zeit finden, den Bücherbus tagsüber an seinen Standorten aufzusuchen. So könnte den insgesamt rückläufigen Zahlen bei den erwachsenen Lesern entgegen gewirkt werden. Mit normalen Lesekarten können Nutzer 24 Stunden am Tag kostenlos eBooks und eAudios ausleihen, um sie online oder als Download auf ihren mobilen Endgeräten wie Tablets, iPads, iPhones oder Ebookreadern zu lesen. Schon jetzt kann man übrigens Bücher online oder per Telefon vorbestellen und sich vom Bücherbus mitbringen lassen.

"Was machen wir, wenn der Bus kaputt geht?"


Elke Großer (CDU) wollte wissen, was aus dem "sehr guten Konzept" werde, wenn der Bus plötzlich kaputt gehe. Wie Landrätin Christiana Steinbrügge mitteilte, wurde der Bücherbus 2001 angeschafft. Man geht von einer "Lebensdauer" von 20 Jahren aus. Der Bus sei mittlerweile abgeschrieben. Sollte er eines Tages defekt sein, müsse die Politik neu entscheiden.

Christiane Wagner-Judith bat das Bücherbus-Team darum, mit den Hauptverwaltungsbeamten der Samt-/Einheitsgemeinden in Kontakt zu treten, um den Bücherbus vor Ort bekannter zu machen. In vielen Dörfern oder bei vielen Vereinen/Gruppen sei der nämlich unbekannt.

Thomas Jakob regte an, die Haltestellen und -zeiten stärker zu bewerben, um den Bus stärker in die Öffentlichkeit zu bringen.




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