Wolfenbüttel. Das Weihnachtsfest gilt auch als Zeit der Versöhnung. Doch für Richard M. (Namen in diesem Artikel von der Redaktion geändert) kommt es in diesem Jahr zu spät. Als er vor wenigen Tagen wieder Kontakt zu seiner Mutter sucht und vor ihrer Tür steht, ist das Klingelschild entfernt, die Mutter bereits seit Mai verstorben. Niemand habe ihn darüber informiert. Jetzt sucht er nach Antworten.
Mutter Luise und er, der 48-jährige Sohn, hätten kein einfaches Verhältnis gehabt. Zwei Dickköpfe die bei persönlichem Kontakt eher zum Streit, als zur familiären Liebe neigten. So schildert Richard, der auf der Suche nach Antworten den Kontakt mit unserer Online-Zeitung suchte, das Mutter-Sohn-Verhältnis. Gesundheitlich sei die 67-jährige in den letzten Jahren bereits angeschlagen gewesen. Zuletzt habe sie in einer betreuten Wohneinrichtung in Wolfenbüttel gelebt. Eine vom Amtsgericht bestellte Betreuerin habe die Vormundschaft der Mutter übernommen. Sowohl gegen die Einrichtung, als auch die Betreuerin erhebt Richard nun Vorwürfe. "Warum hat mich niemand über den Tod meiner Mutter informiert?", will er wissen und fühlt sich um seine Trauer beraubt. Auch Richards Tante, die Schwester von Mutter Luise, sei im Unwissen über das Ableben gelassen worden.
Traueranzeige im Netz gefunden
Im Internet findet der Sohn eine Traueranzeige, die von der Betreuerin ursprünglich in einer lokalen Tageszeitung geschaltet wurde. Hierdurch erfährt er, dass seine Mutter eingeäschert wurde. Doch wo, das bleibt offen. "Die Urnenbeisetzung findet in aller Stille statt", heißt es in der Anzeige. Jetzt sucht Richard nach dem Grab seiner Mutter. "Ich will wissen wo meine verstorbene Mutter begraben liegt." Er fragt beim Amtsgericht nach, doch hier habe man keine Informationen über den Ort gehabt. Auch das Pflegeheim, das die betreute Wohneinrichtung betreibt, habe ihm in dieser Frage nicht weiterhelfen können. Man habe um Worte gerungen, auch warum man ihn nicht über den Tod informiert habe, aber keine gefunden.
Grabstelle bleibt vorerst unbekannt
Wurde die Urne hier auf dem Wolfenbütteler Hauptfriedhof beigesetzt? Archivfoto: Anke Donner Foto: Anke Donner
Wir nehmen telefonisch Kontakt zur damaligen Betreuerin der Mutter auf. Ihre Daten sind als Traueranschrift in der Todesanzeige hinterlegt. Wo genau ihre einstige Klientin begraben liegt, das entzieht sich auch ihrer Kenntnis. "Es war eine anonyme Sozialbestattung", erklärt sie. Selbst anwesend sei sie nicht gewesen. Vermutlich befände sich die Urne jedoch auf dem Wolfenbütteler Hauptfriedhof. Immerhin ein Ansatzpunkt für Richard, der zwischenzeitlich einen Anwalt mit dem Fall beauftragt hat. Warum sie den Sohn nicht über den Tod seiner Mutter informiert habe, wollen wir von der Betreuerin wissen. Sie erklärt, dass die im Telefon gespeicherte Nummer nicht mehr aktuell gewesen sei, daher habe sie auch die Todesanzeige geschaltet, um zu versuchen ihn auf diesem Wege zu informieren. Sie hat jetzt Kontakt zum Anwalt des Sohnes aufgenommen und weitere Fragen beantwortet, so dass Richard vielleicht schon bald, so wie er hofft, um seine Mutter trauern kann.
mehr News aus Wolfenbüttel