SPD: Launiger Wahlkampfauftakt mit Ingo Appelt ***mit Foto-Galerie***

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. "Das war ja bisher eine lahmarschige Veranstaltung." Als Ingo Appelt ausgerechnet mit diesem Satz seinen Part beim SPD-Wahlkampfauftakt auf dem Wolfenbütteler Bahnhofsvorplatz eröffnete, da musste manch alter Genosse erst einmal schlucken. Hatte doch gerade zuvor erst der lokale Bundestagskandidat und Parteivorsitzende Sigmar Gabriel das Wort an die rund 300 Zuschauer gerichtet.

Aber Appelt wäre ja nicht Appelt, wenn er nicht vom Leder ziehen würde – zumal er seit 26 Jahren SPD-Mitglied ist, eine gewisse Leidensfähigkeit also selbst im Blut hat. "Da wo ich herkomme, darf man als SPD-Mitglied sogar auf 'nem Behindertenparkplatz parken", verrät er. Da darf man auch Witze über "den Dicken", wie er Gabriel nennt, machen. Unter Genossen geht so was. "Sigmar hatte mich ja auch nicht hierfür eingeladen, er konnte es nur nicht verhindern. Nein, Spaß bei Seite, danke, dass du die Eier hast, mich hier auftreten zu lassen".

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Rund 300 Besucher fanden sich am Bahnhof ein. Foto:



Wohler ist den SPD-Anhängern jedoch, wenn Appelt über andere Politiker herziehen kann. Wobei, da habe er es gar nicht mehr so leicht. Immerhin sei die Kanzlerin unangreifbar. Zum einen, weil sie eine Frau sei, zum anderen, weil die Medien sich nicht trauten. Appelt ist da anders. "Sigmar geht zum Wahlkampfauftakt, die Merkel ist schon im Urlaub", sagt er, "krieg' da mal fünf Politiker zusammen, die man als Comedien in die Pfanne hauen kann." Naja, ein paar Klischees über den homosexuellen Guido Westerwelle gehen bei knapp 30 Grad und Sonnenschein immer.

Richtig Stimmung kam auf, als Appelt die eigenen Kollegen auf's Korn nahm. "Die meisten meisten meiner Kollegen sind doch so Typen mit Sprachschwierigkeiten. Stark, aber kaputt.", behauptet Ingo. Till Schweiger, Herbert Grönemeyer, Paul Panzer, Rüdiger Hoffmann… sie bekamen ihr Fett weg. "Was will er uns sagen, hat er ne Botschaft, hat er nicht. Also auch da ist er sehr politisch" - hier zog Appelt nicht etwa schon wieder über seinen Gastgeber Gabriel her, sondern über Grönemeyer. Da wurde dann auch mal laut gelacht.

Am Ende seiner Wahlkampfunterstützungs-Show gab es dann noch ein kleines, gemeinsames Liedchen. "Wer die Wahl gewinnt ist scheißegal, nur die Merkel nicht nochmal", hallte es über den Platz.

Etwas leisere Töne gab es zuvor von Leonard Lansink auf der Bühne. Der Schauspieler, den meisten im Publikum aus der ZDF-Serie "Wilsberg" bekannt, wollte seinen Freund Sigmar ebenfalls beim Wahlkampfauftakt unterstützen. "Man kann schlecht nein sagen, wenn eine Stadt Jägermeister und Lessing vereint", sagte er im Gespräch mit Falk Hensel auf der Bühne. Der SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzende schlüpfte im Rahmen der Veranstaltung in die Rolle des Moderators und entlockte Lansink, warum er denn in die SPD eingetreten sei: "Damals wollte ich nicht, dass Stoiber Kanzler wird, heute kämpfe ich dafür, dass Peer die Wahl gewinnt. Der macht kein Geschwurbel."

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Leonard Lansink, Ingo Appelt und Sigmar Gabriel sorgen für einen launigen Wahlkampfauftakt. Foto:



Klare Worte gab es am heutigen Samstag im Rahmen des SPD-Wahlkampfauftaktes natürlich auch von Sigmar Gabriel. Asse II, hier habe die Koalition nach dem Regierungswechsel sage und schreibe zweieinhalb Jahre nichts gemacht. "Diese Zeitverschwendung ist ein großes Problem. Jeder Monat, jeder Tag ist wichtig", sagt der frühere Bundesumweltminister. "Nicht wir, aber unsere Kinder und Enkelkinder haben am Ende die Folgen zu tragen", betont er. Und die Kosten für die Rückholung, die sollte nicht der Steuerzahler tragen, sondern "die Konzerne, die hier kostengünstig entsorgt haben."

Ein weiterer wichtiger Punkt, den die SPD angreifen möchte, sei die finanzielle Entlastung der Kreise, Städte und Gemeinden. "Hier haben auch wir Fehler gemacht", gibt er zu. Über viele Jahre wurden den Kommunen von Bund und Ländern immer mehr Aufgaben übertragen, ohne dafür finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Heute müssten daher viele Städte und Gemeinden ihre freiwilligen Leistungen aufgeben, da schlichtweg kein Geld dafür – zum Beispiel Schwimmbäder – vorhanden sei.

Die größte Aufgabe für die SPD sei es aber, die eigenen Mitglieder und Anhänger in den nächsten Woche zu motivieren, wählen zu gehen. "Ihr müsst alle mithelfen, dass die Menschen ihr Vertrauen in die Demokratie nicht verlieren und von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen."

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