Niedersachsens Hochschulen lassen immer mehr Studiengebühren ungenutzt auf ihren Konten liegen. Nach offiziellen Zahlen des Wissenschaftsministeriums legten Niedersachsens Hochschulen zum Stichtag 31.12.2011 insgesamt 77.348.459 Euro Einnahmen aus Studiengebühren auf die hohe Kante.
„Das politische Versprechen der Landesregierung, mit den Gebühren ausschließlich, zeitnah und zügig die Verbesserung der Lehre zu finanzieren, entpuppt sich einmal mehr als Farce. Hinzu kommt, dass weniger als jeder zweite Euro aus Studiengebühren von den Hochschulen für Personal zur Verbesserung der Lehre ausgegeben wird. Vielmehr müssen Studierende mit ihren Gebühren als Lückenbüßer für das Land herhalten und den Grundbedarf mitfinanzieren – also Baumaßnahmen, Verwaltungs- und Professorenstellen“, kritisierte die wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD Landtagsfraktion Gabriele Andretta.
„Das ist Betrug an den Studierenden“, urteilte die SPD-Hochschulexpertin. „Um die Studiengebühren zahlen zu können, müssen Studierende ohne reiche Eltern neben dem Studium hart arbeiten oder sich verschulden, Kinder aus Arbeiter- und Migrantenfamilien verzichten oft ganz auf ein Studium“, sagte sie. Erst kürzlich hätten aktuelle Bildungsstudien wieder gezeigt, dass der Bildungsaufstieg nur wenigen gelingt und die soziale Selektivität beim Hochschulzugang sich weiter verschärft.
Andretta: „Die Studiengebühren sind weniger denn je zu rechtfertigen. Sie richten für Niedersachsen Schaden an, indem sie junge Menschen vom Studium abhalten und viele aus dem Land treiben. Die Abschaffung von Studiengebühren ist überfällig“. Sie wies allerdings auch darauf hin, dass eine SPD-Landesregierung den Hochschulen die dadurch entstehenden Einnahmeverluste durch Mittel für die Verbesserung der Lehre ersetzen werde.
Information:
Nach Angaben der Landesregierung betrugen zum Stichtag 31.12.2011 die Rücklagen aus Studiengebühren an
· der TU Braunschweig 6.646 Millionen Euro
· der Universität Göttingen (mit Medizin) 13.527 Millionen Euro
· der Universität Hannover 4.744 Millionen Euro
· der Universität Lüneburg 5.811 Millionen Euro
· der Universität Oldenburg 8.418 Millionen Euro
· der Universität Osnabrück 5.565 Millionen Euro
Auf den Konten der Fachhochschulen haben sich mehr als 26 Millionen Einnahmen aus Studiengebühren aufgestaut.
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